Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Archive for November 2009

Medizinische Versorgung für Illegale: ein paar Fakten

with 5 comments

Quasim heißt natürlich in Wirklichkeit anders. Die Geschichte ist erfunden. Oder sagen wir besser: Eine Begebenheit, die sich vor einiger Zeit mal so ähnlich abgespielt hatte wurde in vielen Punkten verändert und auch ein wenig aufgebauscht.
Das ändert aber nichts daran, dass es ziemlich viele Quasims gibt und einige von denen schwer krank sind.

Also, halten wir mal ein paar Dinge fest:

  • Kein Mensch ist Illegal. Aber es gibt Menschen, denen die Behörden (und die Gesezte) dieses Landes nicht das Recht zugestehen, hier leben zu dürfen. Viele Menschen tun es trotzdem. Aus den verschiedensten Gründen. Über die moralische Legitimation dieser Gründe möchte ich nicht urteilen. Nicht alle von ihnen sind Unschuldslämmer.
  • Niemand weiß, wie viele Menschen in diesem Land ohne rechtlichen Aufenthaltsstatus leben. Man geht davon aus, dass es etwa eine Millionen sind, aber es können auch nur halb so viele sein. Oder doppelt so viele. Das wären immerhin, über den Daumen gepeilt, rund ein Prozent unserer Bevölkerung.
  • Wer illegal ist, lebt in ständiger Furcht, entdeckt zu werden. Er vermeidet daher nach Möglichkeit jeden Kontakt zu Behörden. Aus gutem Grund: Ämter müssen Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht bei der zuständigen Ausländerbehörde melden.
  • Krankenhäuser und Arztpraxen sind keine Behörden. Ein Arzt hat keinerlei Verpflichtung, seine Patienten beim Ausländeramt anzuzeigen!
  • Genausowenig ist ein Arzt dazu verpflichtet, die Identität seiner Patienten zu überprüfen – es kann ihm eigentlich egal ein, ob der Patient sich Rumpelstilzchen oder Donald Duck nennt.
  • Wichtig: In Notfällen sind Ärzte (z.B. in Krankenhausambulanzen und Notaufnahmen oder Niedergelassene Kollegen) zur akuten Hilfe verpflichtet – auch dann, wenn keine Krankenkassenkarte vorliegt. Allerdings haben sie auch das Recht, anschließend eine Rechnung zu schreiben und das Geld auch z.B. durch Inkassofirmen eintreiben zu lassen. Allerdings kann niemand gegen seinen Willen im Krankenhaus „bis zur Begleichung der Rechnung“ festgehalten werden.
  • Wenn ein Arzt einen nicht versicherten Patienten behandelt, kann er sich seine Vergütung vom Sozialamt holen. Das Sozialamt muss die Daten wiederum an die Ausländerbehörde weitergeben.
  • Alternativ könnte der Arzt natürlich auch auf Privatliquidation bestehen (Käsch in die Täsch!). Oder auf sein Honorar verzichten.
  • Ersteres dürfte aufgrund der begrenzten finanziellen Kapazitäten der Patienten eher selten durchsetzbar sein. Versucht wird es gelegentlich. Letzteres hingegen ist gar nicht mal so selten.
  • Manch ein niedergelassener Kollege behandelt einen Nicht versichterten Ausländer, obwohl er weiß, dass er daran keinen Cent verdient und hängt das einfach nicht an die große Glocke. Und dann gibt es Kollegen, welche ehrenamtlich bei caritativen Organisationen mitarbeiten.
  • In vielen Orten gibt es Initiativen welche spezielle Sprechstunden für „Papierlose“ anbieten. Diese Initiativen sind teilweise durch Spenden finanziert, teilweise auch sogar mit öffentlichen Geldern. Beispiele sind:
    • Die Malteser-Migranten-Medizin (mehrere Standorte)
    • Das „Büro für Medizinische Flüchtlingshilfe“ (Berlin)
    • Die „Medizinische Hilfe für nicht versicherte Menschen in München e.V“
    • Das Medinetz Dresden
    • …und viele weitere Organisationen. Wenn jemand weitere örtliche Initiativen kennt, bitte mit Link und/oder Telefonnummer als Kommentar posten!

Quellen und Weitere Informationen:
Ganz viele nützliche Infos gibt’s bei „Pro Asyl“
Süddeutsche Zeitung
Deutsches Ärzteblatt
Via Medici
Spiegel Online
…und natürlich:
Quasim’s Geschichte

Written by medizynicus

30. November 2009 at 01:20

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

Ein Herz für Blogs: Chaoskatze

with 2 comments

Chaoskatze ist jung und hat eine Reihe von medizinischen Diagnosen am Hals. Wobei es gar nicht so einfach ist, hierfür die richtige Formulierung zu finden: „sie ist krank“ klingt Doof. Trifft die Sache auch nicht, da sie optimistisch genug ist, trotz allem ein normales Leben leben zu wollen.
Von daher ist es kein Leidensgeschichtenblog (solche gibts auch im Netz), im Gegenteil, trotz manchmal durchklingender Resignation zwischen Chemotherapie und niederschmetternden Diagnosen hat sie ihren Humor nicht verloren.
Weiter so und… alles gute und eine gute Portion Gesundheit wünsche ich Dir!

Written by medizynicus

29. November 2009 at 01:11

Veröffentlicht in Ein Herz für Blogs

Werbepause

with one comment

Durch Frauke bin ich auf die Aktion von druckerei.de aufmerksam geworden:
Wer in seinem Blog erwähnt, dass man dort einen kostenlosen Wandkalender abgreifen kann. Wer auch einen Blogartikel schreibt und artig verlinkt, kriegt einen. Wer die Nachricht twittert, kann einen gewinnen.
Also, wer noch einen Kalender braucht…

Written by medizynicus

28. November 2009 at 08:36

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

Wie man einen Illegalen verarztet (Teil 4 und Happy End)

with 4 comments

Am nächsten Tag ging es Quasim schon deutlich besser. Und weitere vierundzwanzig Stunden später gab Thomas uns das Okay: Das Fieber war runter, Infusionen waren nicht mehr unbedingt notwendig und die Antibiotika konnten nun auch in Tablettenform eingenommen werden.
Kurz darauf verschwand der Patient namens Mustafa still und heimlich von der Station, noch bevor die Verwaltung von der Sache Wind bekommen hatte.
Quasim kurierte sich von nun an in unserer WG weiter aus. Thomas kam zweimal täglich zur Visite vorbei. Auch Annette ließ sich hin und wieder blicken. Sie hatte Kontakt zu einem Juristen aufgenommen, der ihr irgendwann mal seine Telefonnummer gegeben hatte. Der Typ war Mitglied einer schlagenden Studentenverbindung, aber weil Annette ihm gründlich den Kopf verdreht hatte, ließ er sich bereitwillig für unsere Sache einspannen. Die Kreativität, mit welcher er die abgefahrensten juristischen Winkelzüge entdeckte um Quasims Aufenthaltsstatus zu legalisieren, war faszinierend. Dabei scheute er sich auch nicht, seine schlagenden Juristen-Kumpels einzuspannen.
Trotzdem mochte ich ihn nicht.
Nach drei Tagen war Quasim wieder fit genug, dass er auf dem Balkon eine Zigarette rauchen konnte. Etwas später haben wir in der Küche ein Bier zusammen getrunken und weil wir in der Wohnung gerade ein Zimmer frei hatten konnte er auch noch eine Weile bei uns bleiben.
Quasim war ein netter Kerl.
Er war übrigens kein Widerstandskämpfer oder so. In einer Vorstadt von Teheran hatte er einen kleinen Laden, wo man unter dem Ladentisch auch mal eine Flasche Whiskey kaufen konnte, oder verbotene Videos. Nichts Schlimmes: hauptsächlich Holywood-Schinken aus den achtziger Jahren, „Ramboo“ und „Dirty Dancing“ gehörten zu den Favoriten.
Quasims Bruder hatte die heiße Ware besorgt. Als dieser einmal die notwendige Schmiergeldzahlung vergaß, wurde er verhaftet. Dummerweise zu einem Zeitpunkt, als irgendein Regierungsmensch gerade meinte, mal wieder den starken Mann spielen und hart durchgreifen zu müssen.
Was das im Iran heißen kann, ist allgemein bekannt.
Quasim hatte Angst bekommen und – mit Hilfe von Kontakten zu Freunden von Freunden seines Bruders – das Land verlassen.
Jahre später hat er übrigens eine deutsche Frau geheiratet.
Nein, nicht Annette: die war irgendwann mit dem Schläger-Juristen zusammen. Was aus den beiden geworden ist, weiß ich nicht, ich habe sie längst aus den Augen verloren und hoffe, sie sind geschieden.
Quasim wohnt immer noch in der Uni-Stadt und hat dort inzwischen einen kleinen Handy-Laden. Ab und zu schaue ich bei ihm vorbei, wenn ich in der Gegend bin.

Written by medizynicus

28. November 2009 at 00:42

Wie man einen Illegalen verarztet (Teil 3)

with 2 comments

Schweigend fuhren wir durch die nächtliche Stadt.
Es war uns ein wenig peinlich, dass wir Attila und Ayse aus dem Bett klingeln mussten, aber nachdem wir den beiden den Ernst der Lage erklärt hatten, spielten sie mit Feuereifer mit.
Thomas war schonmal vorausgefahren in die Uni-Klinik.Um dem diensthabenden Arzt seine nächtliche Anwesenheit zu erklären, tischte er ihm irgendeine Geschichte auf: Ich glaube, es hatte mit der Doktorarbeit zu tun. Sehr überzeugend war das zwar nicht, aber es erfüllte seinen Zweck.
Gegen ein Uhr trudelten wir ein.
Mr. Pferdeschwanz und ich warteten im Auto, während Attila und Ayse ihren neuen Cousin in die Mitte nahmen und in Richtung internistische Notaufnahme stapften. Die beiden hatten sich hübsch verkleidet:
Ayse mit Kopftuch und Kittelschürze und Attila in schlechtsitzenden Anzug, abgeschabtem Wollpullover und Mütze.
Dass Mustafa alias Quassim kein Wort türkisch sprach fiel niemandem auf. Wäre er in Begleitung von drei deutschen Studenten ohne Migrationshintergrund im Krankenhaus aufgelaufen, dann hätten wir uns wahrscheinlich auf misstrauische Blicke und unbequeme Fragen gefasst machen müssen, so aber lief alles nach Plan:
Die Show von Attila und Ayse war bühnenreif: mit „viel krank, viel Fieber, Doktor, bitte helfen!“ und zugehöriger Gestik taten sie ihr bestes, um jedes Klischee nach Kräften zu erfüllen.
Thomas sorgte dafür, daß Quassim schnellstmöglich geröntgt wurde. Es war tatsächlich eine Lungenentzündung. Thomas nahm Blut ab und hängte Infusionen an.
Später sorgte er dafür, dass der Zettel mit den Patientendaten auf dem Weg zur Abrechnungsstelle der Verwaltung verloren ging.

Written by medizynicus

27. November 2009 at 00:26

Wie man einen Illegalen verarztet (Teil 2)

with 7 comments

Wir verfrachteten Quasim in den altersschwachen Opel und brachten ihn in unsere WG.
Meine Mitbewohnerin versorgte ihn mit Kamillentee während ich hektisch in der Gegend hektisch telefonierte.
Meine Rettung war Thomas.
Thomas war ein paar Semester über mir und schon im PJ. Auf Station sprachen die Patienten ihn manchmal mit „Herr Doktor“ an. Kurz nach Mitternacht war er bei uns.
Er schaute in Quasims Hals, horchte die Brust ab und machte ein ernstes Gesicht.
Anschließend hielten wir in unserer Küche Kriegsrat.
„Könnte eine Lungenentzündung sein!“
„Und was machen wir jetzt?“
„Wir sollten ein Röntgenbild machen und Blut abnehmen…“
Mr. Pferdeschwanz schüttelte den Kopf.
„Geht leider nicht!“
Mit knappen Worten erklärte er die Situation.
Thomas seufzte.
„Dann müssen wir ihn halt so behandeln. Er braucht ein Antibiotikum!“
„Woher bekommen wir das?“
„Aus der Apotheke. Aber wir brauchen ein Rezept.“
„Würden sie Dir das nicht auch notfalls ohne Rezept herausrücken?“
„Wenn ich einen Arztausweis hätte, dann schon. Aber ich bin ja noch Student.“
„Kannst du nicht aus dem Krankenhaus etwas mitbringen?“
Thomas wurde rot.
„Die Medikamente sind in einem verschlossenen Schrank!“
„Und Du könntest nicht…?“
Mr. Pferdeschwanz machte die Bewegung des Klauens.
„Zumindest nicht vor morgen früh!“
„Könnte ich nicht mit meiner Krankenkassenkarte zum Arzt gehen?“ fragte Annette.
Thomas schüttelte den Kopf.
„Du bist doch nicht krank!“
„Wenn ich sage, ich brauche ein Rezept für meine Oma?“
„Dann will der Arzt Deine Oma sehen! Alles Andere wäre Betrug. Dann wäre es besser, den Arzt einzuweihen und mit offenen Karten zu spielen.“
Mr. Pferdeschwanz und Annette schüttelten beide den Kopf.
„Irgendwas müssen wir tun,“ sagte ich, „Ich habe eine Idee…“
Und wenig später saßen wir wieder alle gemeinsam in dem altersschwachen Opel.

  • Anfang der Geschichte
  • Fortsetzung
  • Written by medizynicus

    26. November 2009 at 00:22

    Schon wieder Abmahnterror

    with 3 comments

    1890 Euro löhnen, nur weil man höflich um Erlaubnis gefragt hat?
    Nun kommt die Sache in diesem Falle nicht von irgendeinem windigen Hinterhofanwalt, welcher auf eigene Rechnung abzockt, äh, arbeitet, nein, der Herr Rechtsverdreher wurde von der Stadtverwaltung, also der Exekutive unserer gewählten Vertreter ins Rennen geschickt.
    Ein Blogger will eine Domain verwenden, welche dem Namen einer Stadt ähnelt und fragt vorher bei der Stadt an, ob er das darf. Die Stadt antwortet erstmal nicht. Und dann schwingt sie gleich ohne Vorwarnung die juristische Holzhammerkeule.
    Ich bin kein Jurist. Juristisch mag dieses Vorgehen vielleicht sogar rechtens sein, aber ethisch und moralisch gesehen ist es falsch.
    Da kann einem schon die Hutschnur hochgehen.
    Kein Wunder, dass da manch einer jeden Respekt vor diesem Staat und seinen Institutionen verliert. Was ich nicht gut finde. Aber Zivilcourage finde ich gut.
    Also, wie wäre es mit einer kleinen Unterstützer-Aktion?
    Hat wer eine Idee?

    Written by medizynicus

    25. November 2009 at 16:00

    Hilfe für einen Illegalen

    with 7 comments

    Es ist schon eine Weile her. Medizynicus war damals noch Student, im achten oder neunten Semester und unsterblich in Annette verliebt.
    Annette war eine Klassefrau, sie sah ein wenig aus wie Mia, die durchgeknallte Gansterbraut aus Pulp Fiction und ebenso wie diese stand sie ständig unter Strom. Sie war auf jeder Demo zu finden und außerdem Mitglied im Studentenparlament, im Frauen-und-Lesben-Referat (als heterosexuelle Quotenfrau) und im Ausländerreferat AusländerINNENreferat.
    Und dann war da noch der Arbeitskreis für Asyl- und Flüchtlingspolitik. Da war sie auch drin.
    Eines schönen Abends klingelte in Medizynicus‘ WG das Telefon (O doch, Handys gab’s damals schon, aber ein normalsterblicher Student konnte sich sowas nicht leisten!).
    Annette war dran.
    „Sag mal, Du bist doch Mediziner…“
    Medizynicus wurde ein wenig rot. Wie gut, dass Annette das nicht sehen konnte. Sie selbst studierte Germanistik und noch irgendwas, aber ich glaube kaum, dass sie viel Gelegenheit zum Studieren hatte in diesen Tagen.
    „…Du kannst uns helfen, wenn Du magst!“ flötete Annette weiter.
    „Selbstverständlich. Worum geht’s denn?“
    Annette druckste ein wenig herum.
    „Ich weiß nicht, ob das Telefon abgehört wird. Treffen wir uns in zehn Minuten am Parkplatz vor der Mensa!“
    Medizynicus schwang sich aufs Fahrrad. Es war vielleicht zehn Uhr abends und der Uni-Campus war menschenleer.
    Nach einer Weile erschien ein klappriger Opel älteren Baujahres.
    Annette riss die Tür auf.
    „Steig ein!“
    „Wo fahren wir denn hin?“
    „Sag ich Dir gleich!“
    Drinnen roch es würzig-aromatisch nach einer Kräutermischung, die überwiegend aus Canabis Inidica bestand. Ein langhaariger Typ saß am Steuer, ein zweiter Typ mit Pferdeschwanz am Beifahrersitz und Annette neben mir auf der Rückbank. Aus den Boxen wummerten Raeggae-Rhythmen.
    „Willst Du mir jetzt sagen, worum es geht?“
    „Ein paar Minuten noch!“
    Die Gegend, in der wir dann ausstiegen erinnerte ein wenig an die Bronx: Schlaglöcher im Asphalt, Gründerzeit-Wohnhäuser mit zerbröckelnden Fassaden und an einer davon hing ein großes Transparent: „Dieses Haus ist besetzt!“.
    Wir betraten eine Küche und Annette tuschelte kurz mit einem der Bewohner. Dann ging es wieder ins Treppenhaus und bewaffnet mit Taschenlampen hinunter in den Keller. Durch ein unbeleuchtetes Labyrinth aus Kisten, Chaos und Sperrmüll gelangten wir schließlich in Kabuff, aus welchem uns eine Zigarettenqualmwolke entgegenschlug.
    In einer Ecke stand ein Fernseher. Wundersamerweise war er eingeschaltet und stellte die einzige Lichtquelle des Raumes dar. Es lief ein Programm in einer mir unverständlichen Sprache.
    Dem Fernseher gegenüber war ein Sofa.
    Darauf lag, in mehrere Decken gewickelt ein Mensch.
    Er hatte kurzes, dunkles Haar, war unrasiert und sein Alter war schwer zu schätzen. Auf dem Boden vor ihm standen ein ziemlich voller Aschenbecher, eine Wasserflasche und ein Glas.
    „Das ist Quasim!“ sagte Annette.
    Ich lächelte und streckte dem Fremden meine Hand hin.
    „Hallo Quasim!“
    Der Fremde lächelte verlegen zurück und drückte meine Hand.
    Und dann hustete er. Ein gigantischer Hustenanfall, wie ich ihn selten erlebt habe.
    „Quasim ist krank.“ sagte Annette.
    „Er braucht einen Arzt!“ meinte ich.
    Annette lächelte.
    „Bingo. Deswegen bist Du hier.“
    Ich erschrak.
    „Warum bringt Ihr ihn nicht zu einem richtigen Arzt? Ich meine… er sieht wirklich nicht gesund aus…“
    Mr. Pferdeschwanz schüttelte den Kopf.
    „Quasim ist nicht versichert,“ erklärte er, „und abgesehen davon wird er von der Polizei gesucht.“
    Ich zuckte abermals zusammen.
    „Das heißt, Ihr versteckt ihn vor der Polizei?“
    „Quasim kommt aus dem Iran. Sein Asylantrag wurde abgelehnt. Seine Abschiebung ist für nächste Woche geplant.“
    „Aber…“
    „Quasims Bruder wurde letztes Jahr hingerichtet. Quasim hat Angst, verstehst Du?“
    Ich wurde blass.
    „Und wenn die Sache rauskommt? Ich meine, wenn sie ihn erwischen und Euch?“
    Annette legte eine Hand auf meine Schulter.
    „Weißt Du, das nennt sich Zivilcourage!“

    Written by medizynicus

    25. November 2009 at 00:34

    Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

    Tagged with , ,

    Medizynicus braucht…

    with 12 comments

    …erstmal keine Stöckers.
    Was Krangeware-Chris, Cheffe Monsterdoc, Hermione,r Kollege Geldgeier oder die Chaoskatze brauchen, kann man bei denen nachlesen.
    Braucht Medizynicus alles nicht.
    Medizynicus braucht stattdessen…
    …jetzt erstmal einen Schnaps.
    Einen Doppelten.
    Korn, Obstler, Weinbrand, Fusel, Spiritus, Cognac, Grappa, egal was.
    Hauptsache, einen Doppelten. Oder besser noch einen Dreifachen.
    Den braucht er, nachdem er das hier gelesen hat.
    Dass in Deutschland Leute gibt, welche am Rande der Gesellschaft herumvegitieren, ohne Papiere, ohne gesicherten Aufenthaltsstatus und natürlich ohne Krankenversicherung, das ist inzwischen allgemein bekannt.
    Dass aber Ärzte, welche diesen Menschen helfen wollen sich ebenfalls am Rande der Legalität bewegen und im Schlimmsten Fall sogar Gefängnisstrafen riskieren, dass ist ein Skandal.
    Zitat aus dem heutigen Spiegel-Online-Artikel:

    Laut Aufenthaltsgesetz müssen öffentliche Stellen die Ausländerbehörde informieren, sobald sie Kenntnis von einem illegal in Deutschland lebenden Migranten haben. Wer einen „Illegalen“ unterstützt, kann laut § 96 Absatz 1 Nr. 2 gar bis zu fünf Jahre ins Gefängnis geschickt oder zu einer Geldstrafe verurteilt werden.

    Quelle

    Im Klartext: ein Arzt, welcher einen „Illegalen“ behandelt, ist gehalten, seinen Patienten schnellstmöglich bei der zuständigen Behörde zu verpfeifen. Schweigepflicht ist nicht so wichtig. Auch die Gesundheit des betreffenden Menschen nicht.
    Hauptsache, er sitzt bald im Abschiebeflieger.
    Und wenn er nicht spurt, dann wandert halt notfalls der Doktor in den Knast.

    Auch Medizynicus hat schon auf illegale Weise Illegale Menschen behandelt.

    Mehr davon später.

    Written by medizynicus

    24. November 2009 at 13:05

    Okay, der ist ziemlich flach…

    with 7 comments

    …und natürlich geklaut. Aber so ist das nun mit Witzen. Die gehen halt rund, im Netz und anderswo:


    Ein Löwe, ein Bär, und ein Schwein streiten darüber, wer der Stärkste sei.
    Sagt der Löwe: „Wenn ich brülle, zittern alle Tiere der Savanne vor Angst!“
    Sagt der Bär: „und wenn ich brülle, dann erstarren alle Tiere des Waldes vor Furcht!“
    Sagt das Schwein: „Ich brauche nur einmal zu husten, laufen alle sofort so schnell sie können davon!“

    ähem. Hüstel. Hust.

    Written by medizynicus

    22. November 2009 at 08:01

    Veröffentlicht in Alltagswahnsinn