Gute Medizin – böse Medizin
Okay, Leute als weiterer Beitrag zur Ärztegehältergesundheitskostendiskussion hier also wiedermal ein Fallbeispiel.
Herr Müllermeierschmidt ist Patient. Seit zwei Tagen hat er Halsschmerzen und leichten Husten, kein Fieber. Weil er nicht weiß, ob er morgen zur Arbeit gehen soll, sucht er den Doktor auf.
Herr Müllermeierschmidt wohnt in Nordspelunkistan, wo bekanntlich nach der großen vaterländischen Revolution der Sozialismus ausgebrochen ist, so richtig mit böser Staatsmedizin und allem was dazu gehört.
Der Doktor, den Herr Müllermeierschmidt aufsucht arbeitet in einem tristen sozialistisch-grauen Plattenbau und Herr Müllermeierschmidt muss an der Rezeption die Versicherungskarte vorzeigen (wie alle Bürger von Nordspelunkistan gehört er der Einheitskrankenkasse an), bekommt dann eine Wartemarke und muss im sozialistisch-grauen Wartezimmer Platz nehmen. Nach einer Stunde Wartezeit wird er endlich aufgerufen. Der Doktor kuckt ihm kurz in den Hals, hört auf die Lunge, misst Fieber und sagt dann:
„Sie haben einen Virusinfekt. Nichts dramatisches. Nehmen Sie Paracetamol, trinken Sie ausreichend und lassen es mal etwas ruhig angehen…“
„Kriege ich denn kein Rezept?“
„Paracetamol kriegen Sie rezeptfrei in der sozialistisch-grauen Apotheke nebenan.“
„Kein Antibiotika?“
„Brauchen Sie nicht!“
„Keinen Krankenschein?“
„Sie wissen doch, bei uns in Nordspelunkistan braucht man erst nach drei Tagen einen Krankenschein!“
„Und wann soll ich wiederkommen?“
„Wenn es schlimmer wird.“
„Und wenn es nicht schlimmer wird? So zur Kontrolle oder so?“
„Nicht nötig.“
Herr Müllermeierschmidt ist enttäuscht.
„Und weshalb bin ich jetzt zum Arzt gegangen und habe eine Stunde Lebenszeit im Wartezimmer vergeudet?“
„Wo wir beim Thema wären, Herr Müllermeierschmidt! Sie müssen wirklich nicht wegen jeder Erkältung zum Arzt rennen. Das nächste Mal können Sie sich auch gleich ins Bett legen, ausreichend trinken und bei Bedarf ein paar Paracetamol einwerfen. Es gibt allerdings ein paar Dinge, auf die Sie achten sollten….“
Der Doktor gibt Herrn Müllermeierschmidt ein kleines Informationsblättchen.
„Hier, sehen Sie: sollten Sie hohes Fieber über vierzig bekommen oder Atemnot oder unstillbares Erbrechen…“
„Schon gut, schon gut!“
Herr Müllermeierschmidt steckt das Blättchen ein und ist sich sicher, dass er den Doktor demnächst erst dann wieder aufsuchen wird, wenn er wirklich krank ist.
Dem Doktor ist’s egal. Er kriegt sein sozialistisches Fixgehalt als Angestellter des Nordspelunkistanischen Staatlichen Gesundheitsdienstes.
Egal ob Herr Müllermeierschmidt jeden Tag auf der Matte steht oder ob er nur alle zehn Jahre einmal kommt: der Doktor kriegt dasselbe Gehalt. Das ist nicht fürstlich, aber der Doktor geht jeden Tag pünktlich um sechzehn Uhr dreißig nach Hause.
Herr Müllermeierschmidt trollt sich. Und er denkt an seinen Schwager, Herrn Schmidtmeiermüller, der wohnt nämlich im kapitalistischen Südspelunkistan.
ich hab mich beim Lesen königlich amüsiert. Tolles Blog, meine Stimme gehört Dir!
Michael
2. Juli 2010 at 08:56
Nicht zu vergessen, dass die Ärzte im sozialistischen Nordspelunkistan korrupt sind.
Falls man nun wirklich krank wird, und eine schnelle Behandlung wünscht (die Zahl der Betten im Krankenhaus ist begrenzt), dazu noch eine gute Behandlung, muss man dem Arzt schonmal einen Umschlag zu stecken.
So kann der Doktor sein Gehalt aufbessern.
Das ist Usus, früher und jetzt häufig auch noch in Ostblockländern.
Sebastian
2. Juli 2010 at 09:39
@Sebastian: Nord- und Südspelunkistan scheinen mir als Analogie zu Kanada und den USA gebildet zu sein. Und von Umschlägen und Bestechung habe ich aus Kanada noch nie gehört.
Marc B.
2. Juli 2010 at 10:19
Die sozialistische Republik Norwegen steht ja bekanntlich beim Transparency-Korruptionsindex auch ganz oben …
tibia
2. Juli 2010 at 12:13
Das kam für mich nicht so ganz raus. Warum dann das geschafel von Sozialismus?
Ich kann nur das vergleichen, was ich auch kenne. Vom Gesundheitssystem in Kanada und USA (USA dann schon mehr) habe ich nicht viel Ahnung.
Bitte deshalb um Erläuterung.
Sebastian
2. Juli 2010 at 14:26
Äh….Geschwafel natürlich, nicht geschafel. Die Hitze macht mir zu schaffen.
Sebastian
2. Juli 2010 at 14:27
und so gar das hier bekommt man im sozialistischen Nordspelunkistan ohne rezept in der apotheke: http://io9.com/5577804/a-drug-for-pregnant-women-that-prevents-lesbian-daughters?skyline=true&s=i
gute medizin…
pieps
2. Juli 2010 at 14:27
@Sebastian: Weil beim Thema staatl. Gesundheitssystem ein paar Nachwuchswesterwelles immer gleich schreien, dass das Sozialismus wäre. Schlag mal den Begriff „Ironie“ Im Lexikon nach.
tibia
2. Juli 2010 at 15:16
Wie gesagt, ich dachte das wäre hier ein Rückblick in alte sozialistische Zeiten.
Ich finde diesen Beitrag einfach nicht gelungen.
Man muss hier nicht gleich beleidigend werden, gell tibia.
Naja, eine Antwort auf die Frage, was der Unterschied zwischen Kanadischem und US-Amerikanischem Gesundheitssystem ist, hast du mir nicht gegeben. Also hättest du dir deinen Kommentar auch sparen können. Oder wo man das gut zusammengefasst finden kann.
Du solltest vielleicht lieber wieder Anatomie lernen gehen.
Sebastian
2. Juli 2010 at 15:36
@sebastian: Wo genau meinst Du denn dass ich beleigigend geworden wäre?
Und sorry dass ich Deinen Arbeitsauftrag nicht erfüllt habe, abert ich wusste noch nicht, dass Du mir gegenüber weisungsberechtigt bist. Du hattest eine Frage gestellt, und die habe ich beantwortet. Kein Grund gleich hochzugehen wie ein HB-Männchen.
tibia
2. Juli 2010 at 17:05
Nur wenn Nordspelunkistan eine Mauer hat, wird das Wartezimmer trist, die Apotheke grau und das Einkommen des Arztes dürftig aber ausreichend sein.
Das Schlechtreden eines staatlich dominierten Gesundheitssystems ist das beliebte England-bashing.
http://www.chiddenbrook-surgery.nhs.uk/index.php?pid=0 Das zB ist so eine Staatspraxis…Die ist gänzlich vom Stil des dort arbeitenden Ärzteteams gestaltet und bekam in England einen Architekturpreis. Wer bei uns das Wort Staatsmedizin in den Mund nimmt, weiß, dass er die DDR-Geister heraufbeschwört. Die waren vom Design und vom Freiheitsgrad ein Desaster, von der Motivation der Kollegen dort jedoch wohl gar nicht übel, da habe ich jedoch keine eigene Erfahrung!
Mir gefällt allerdings England als Beispiel viel viel besser. Aber natürlich wird das auch von unserer KV verdroschen. Have fun and Foxtrott Oscar. Ich wäre offen für alle Varianten. So lange man gute Medizin machen kann, nicht ausgebeutet wird und Wahlmöglichkeiten bestehen.
Klaus Lischka, Kreativarzt
Kreativarzt
2. Juli 2010 at 19:18
Bei der Schilderung der Praxis und des Arztes in Nordspelunkistan musste ich die ganze Zeit an die Szene in „Sicko“ denken, als Michael Moore den armen, armen NHS-Arzt in London besucht… köstlich. Man kann von Moore halten was man will, aber der Film ist wirklich aufschlussreich.
Patrick
3. Juli 2010 at 11:23
[…] weist eine Menge Parallellen zu real existierenden Gesundheitssystemen in Europa und anderswo auf. Nordspelunkistan finden wir nicht nur in der ehemaligen DDR, sondern auch in Großbritannien, Schweden und einigen […]
Spelunkistan ist überall « Medizynicus Arzt Blog
5. Juli 2010 at 07:02