Wie Chirurgen sterben (Teil 2)
„Ich weiß, woran es liegt!“
Trotz Sauerstoffsonde in der Nase bringt er keinen zusammenhängenden Satz mehr heraus ohne nach Luft zu schnappen wie ein Fisch auf dem Trockenen.
„Ich meine, ich weiß, warum mir keiner mehr helfen kann…“
Ich auch, denke ich mit Blick auf seine nikotingerärbten Finger. Geschätzte hundertzwanzig Pack-Years. Mindestens.
„Herr Großbaum…“ setze ich an..
„Doktor!“ zischt Schwester Paula mir zu.
„Herr Chefarzt, ich glaube….“
Er macht eine Handbewegung um mich zum Schweigen zu bringen. Trotzdem glaube ich, in seinen Mundwinkeln den Ansatz eines Lächelns bemerkt zu haben, aber nur für den Bruchteil einer Sekunde.
„Die jungen Leute können doch nicht mehr arbeiten.“
Ein weiterer Japser. Ich schaue ihn an: Schlohweißes Haar, Schnauzbart, der Körper abgemagert zum Skelett. Tumorkachexie vom Feinsten. Aber immer noch Chef.
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Written by medizynicus
30. Juli 2010 um 05:30
Veröffentlicht in Alltagswahnsinn
Eine Antwort
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Die späte Rache für die arroganten Chefarztsprüche ist ja die Verarztung durch die zuvor Abgewatschten. Pass nur auf Medizynicus, wie Du mit dem Famulanten umgehst, der zur INR-Kontrolle das falsche Röhrchen benutzte und damit Dein Zeitfenster für die Entscheidung zerdepperte. Den Siehst Du dann wieder, wenn du selber stationär kommst.
Ich bin absolut sicher, dass Deine da rumstehende Schwester nie und nimmer gezischt hat “Doktor”. Das war ein lahmer Kunstgriff um dem Patienten die Pappnase aufzusetzen?
Dr.Offenraus
30. Juli 2010 at 07:33