Archive for Januar 2011
Die Ösis tun was fürs Image der Krankenhausärzte
Fehlende Wertschätzung?
Schlechtes Image?
Da muss man was gegen tun!
Und die österreichische Ärztekammer handelt: „Wir machen das!“ ist die Botschaft, welche man den Radiohörern ans Herz legen möchte.
Wer sonst kümmert sich um das ausgeleierte Knie eines Fußballstars? Wer sonst hat die traurige Pflicht dem Kind, dessen Mutter soeben beim Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist erzählen zu müssen, was Sache ist? Und wer sonst wird nachts in der Notaufnahme von Besoffenen vollgekotzt?
Tja, wir Ärzte haben schon einen harten Job, ist die Message, wir machen da weiter, wo andere Warmduscher und Weicheier längst aufhören.
Nur…. äh… wer will sowas eigentlich hören?
Und davon abgesehen… irgndwie glaube ich schon dass es sich inzwischen herumgesprochen hat, dass die meisten Krankenhausärzte (Medizynicus ausgenommen) halt doch nicht den Großteil ihrer Zeit damit verbringen, Kaffee zu trinken und mit den Schwestern (ich meine natürlich Gesundheitsdingsdas) zu flirten…
Wir machen das. Ihre Spitalsärztinnen und Spitalsärzte.
Können Handys Arztbesuche ersetzen?
Wieder einmal Zukunftsmusik:
Praktische kleine Maschinchen sollen in nächster Zukunft Puls, Blutdruck und sogar EKG’s messen und die Daten dann via Blootooth und Handy-App automatisch zur Arztpraxis, zum Krankenhaus oder sonstwohin funken. Auf gleichem Wege sollen Diabetiker ihre Blutzuckerwerte über den Äther schicken. Damit will man diesen chronisch kranken Menschen den einen oder anderen Besuch ersparen.
Langfristig wären sogar Fernsprechstunden möglich und sogar die stationäre Nachsorgezeit in Krankenhäusern kann verkürzt werden.
So heißt es in einer Pressemitteilung des Hightech-Bundesverbandes BITKOM.
Feine Sache, nicht?
Und ich sehe sie schon jammern, die Damen und Herren Kollegen: Wie kann man nur so etwas essentiell wichtiges wie die persönliche Zuwendung Arztbesuch durch seelenlose Technik ersetzen? Ist nicht der regelmäßige Arztbesuch für viele ältere Menschen der einzige Sozialkontakt? Und überhaupt: Ist die Technik nicht viel, viel zu fehleranfällig?
Und doch habe ich das dumpfe Gefühl, dass wir uns daran gewöhnen werden…
…müssen?
Placebos wirken!
Schon oft habe ich mich in diesem Blog amüsiert über diverse mehr oder weniger abstruse Formen von Pseudomedizin lustig gemacht.
Aber jetzt muss ich bekennen: Das war nicht richtig. Ich habe mich geirrt. Ich lag grottenfalsch daneben. Asche auf mein Haupt!
Egal ob Globuli, Bioresonanzfeedback, Reiki, Aromatherapie, traditionelle westafrikanische oder karibische Voodoo-Therapie, Kristallaurahokuspokustherapie oder das heilende heilige Wasser aus Lourdes:
Das Zeug wirkt!
Und es wirkt verdammt gut. Millionen Patienten wissen das. Und so pilgern sie weiter in die Hydrotherapeutischen Trinkhallen der Kurorte wo sie sich von weißbekittelten Damen ein Vierelliter Heilwasser in Becher mit eingraviertem Namenszug ausschenken lassen, welches dann langsam, im Gehen im Laufe einer Viertelstunde ausgetrunken werden muss. Das Zeug schmeckt wie eine Mischung aus Furz und faulen Eiern, aber es hilft.
Es hilft wirklich.
Sogar dann, wenn ganz groß in roten Buchstaben „PLACEBO“ darauf stünde.
Genau das haben neuseeländische Forscher jetzt herausgefunden: Sie haben nämlich Placebos gegen Placebos getestet: Die eine Gruppe von Versuchsteilnehmern bekam Placebos, die – und das ist neu – tatsächlich draufstand, dass es Placebos waren und die anderen bekamen gar nichts. Man machte lediglich ein wenig Smalltalk mit ihnen und sagte ihnen, wie wichtig Kontrollgruppen in medizinischen Studien sind.
Allen Teilnehmern ging es nachher besser. Den Tablettenschluckern noch viel mehr als den Anderen.
Amphetamine auf Rezept: Nebenwirkung Tod
Ob Ecstasy, Speed oder Crystal-Meth: wer das Zeug haben will, weiß in der Regel, wo wo man’s kriegt. Auf legalem Wege aber kommt man an das Zeug normalerweise nicht ran.
Und das zu Recht: Neben der Suchtgefahr gibt es zahlreiche körperliche Nebenwirkungen, welche diese Substanzen ziemlich gefährlich machen.
Das war früher einmal anders:
Seit den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts waren Amphetamine als hochwirksame Arzneimittel im Einsatz, anfangs bei Asthma und Heuschnupfen, später auch bei Depressionen, Parkinson und Narkolepsie.
Außerdem wirkt es ausgezeichnet gegen Müdigkeit: nicht nur Generationen von Studenten haben das Zeug in den Nächten vor Prüfungen geschluckt, sondern auch Soldaten vor der Schlacht und nicht zuletzt übernächtigte Ärzte während und nach dem Dienst. An das legendäre Captagon (Wirkstoff: Fenetyllin) erinnern sich manche ältere Chirurgen noch lebhaft.
Und dann ist da noch die apetitzügelnde Wirkung dieser Wundermittel. Mit dieser Indikation hat man Präparate aus dieser Wirkstoffgruppe – beziehunsweise verwandte Substanzen – noch bis vor kurzem in einigen Ländern auf Rezept verschreiben können, so zum Beispiel in Frankreich. Dort war das Medikament Benfluorex (Handelsname: Mediator) bis 2009 im Handel, eigentlich zur Behandlung von Diabetikern, gerne aber auch zur Gewichtsabnahme verschrieben.
Mit fatalen Folgen: Über 500 Menschen sollen an den Nebenwirkungen verstorben sein, einige Quellen sprechen sogar von bis zu 2000 Toten..
(Dank an die Stationäre Aufnahme für den Link)
Angeklagte Palliativärztin ist tot
Vor ein paar Tagen habe ich über eine Ärztin berichtet, welche vor Gericht stand, weil sie mehrere Patienten durch Überdosen von Medikamenten getötet haben soll.
War es einfach nur hochdosierte Schmerzbehandlung bei schwerstkranken Tumorpatienten? War es aktive oder passive Sterbehilfe? Oder war es gar heimtückischer Mord?
Wir wissen es nicht und wir werden es auch nicht mehr erfahren. Sie ist tot. Heute wurde bekannt, dass sie sich vermutlich das Leben genommen hat.
Schuldeingeständnis? Oder einfach nur Ausweglosigkeit?
Auch das werden wir nicht mehr erfahren
(Dank an Monsterdoc für den Link via Twitter)
Am Offenen Herzen und über den Wolken: Wir Ärzte sind einfach toll!
Nein, jetzt ist endlich Schluß mit der Jammerei! Nach all den negativen Nachrichten der letzten Wochen und Monate
- Von einer Fliegenden Ärztin berichtet Merian Online. Nein, nicht in der Wildnis Australiens sondern als Heldin im Ambulanz-Jet und im Krankenabteil von Linienfliegern (ja, sowas gibts!) unterwegs um verunglückte Urlauber und andere schwerkranke Menschen wieder in die Heimat zu holen. Ein Traumjob? Für Kollegen, die so etwas mögen und keine Angst vorm Fliegen haben vielleicht.
- Spiegel schreibt über eine jung-dynamische Kollegin, die in ihrem ersten Job ganz selbstverständlich am offenen Herzen operieren darf… okay, Haken halten beim Professor, aber immerhin. Eine prächtige Zukunft steht ihr bevor, sofern es ihr gelingt, irgendwann üblichen Slalom zwischen Beruf und Familie zu meistern. Ach ja, und natürlich fehlt am Ende des Artikels auch hier nicht die Bemerkung, dass in der Mecklemburg-Vorpommernschen Provinz irgendwann demnächst ungefähr so viele Ärzte fehlen werden, wie heute schon in Starnberg zuviel sind. Oder so ähnlich. Aber das Thema Ärztemangel hatten wir ja letztens erst…