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Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Atomkatastrophe? Alles halb so wild: kann man doch ausleiten!

with 12 comments

Also wenn das nächste Mal wieder so ein Atomkraftwerk hochgeht, dann habe ich keine Angst. Ich habe vorgesorgt. Mir kann nichts passieren. Und Euch auch nicht, wenn Ihr wisst, wie man sich schützen kann. Und wie das geht, das verrate ich gerne jedem, der mir ein paar grüne Scheinchen rüberschiebt.
Wie? Das ist gemein, sagt Ihr jetzt? Ich sei ein elender Blutsauger, Krisengewinnler und Geschäftemacher?
Mag sein, mag sein… aber ich bin ja gar nicht so. Und weil Ihr es seid, will ich diese lebenswichtigen Infos mal doch nicht zurückhalten.
Die Sache ist nämlich so: Radioaktivität kann man ausleiten.
Wie bitte? Ausleiten? Noch nie davon gehört? Muss man auch nicht unbedingt. Nur in Kürze: dahinter steht die in Eso-Kreisen verbreitete Theorie, dass man böse Substanzen aus dem Körper entfernen kann. Und eben nicht nur böse Substanzen, sondern offenbar auch böse Strahlen.
Dabei hat man die Qual der Wahl zwischen mehreren Methoden:

  • Die Superalge Spirulina, die nebenbei auch als industriell gefertigtes Fischfutter verwendet wird
  • Zeolith, eine Art Scheuerpulver für den Körper
  • Verschiedene andere Rezepte mit Pülverchen, Zaubertranks, Tropfen oder Pillen aus diversen Kräutern, wie zum Beispiel diese leicht selbst herstellbare Variante aus Heidekraut (Erika).
  • Und natürlich, last not least, die gute alte Homöopathie. Auch auf diesem Gebiet sind verschiedene Rezepte im Umlauf.

…und wem all das nicht reicht: Auch die Kristallaurahokuspokustherapie nach Medizynicus wirkt bekanntlich immer zuverlässig gegen alles.

Written by medizynicus

20. März 2011 um 05:46

12 Antworten

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  1. Derzeit besteht die Möglichkeit einen ganzheitlichen Feldversuch der ganzheitlichen Medizin zu etablieren. Alle die an die Wirksamkeit der ganzheitlichen Medzin glauben, sollen mit den notwendigen Utensilien (Pendel, Biotensor, Wünschelrute…) und Gegenmittel gegen die Strahlung (nicht näher spezifizierbar!), die notwendig sind, in Japan die AKW’s reparieren. Das wäre ein Feldversuch, der auch die letzten Zweifler an der ganzheitlichen Behandlungweise überzeugen könnte.

    REALM

    20. März 2011 at 08:14

  2. Angesichts dieses ganzen ausufernden Elends, all dieser menschlichen Schicksale in den betroffenen Regionen sind solche plumpen Beiträge meiner Meinung nach in keinster Weise angebracht, auch nicht im Entferntesten. Das ist vergleichbar mit „Pocherniveau“, also das Allerletzte.

    Möchte mal die Reaktionen sehen, wenn es hier mal so richtig im AKW knallt, ob dann auch noch dämlich daher gequatscht wird.

    DocConsult

    20. März 2011 at 08:32

  3. Dein link zu „Rezepte“ kam für mich an diesem Sonntagmorgen deutlich zu früh! Das darf man sich echt nicht mit trägem Kopf anschauen – oder besser mit Alk im Kopf? Oh Gott, das meinen die ernst?? Mir ist ganz schwindlich vom ungläubigen Kopfschütteln über die Kommentare.

    bikibike

    20. März 2011 at 08:53

  4. @DocConsult

    Bedenke bitte, dass Humor nicht zuletzt eine Form der Verarbeitung ist. Das hat daher nichts mit Respektlosigkeit gegenüber den Opfern dieser Katastrophe zu tun, sondern schlicht mit der Geisteshygiene.

    Würden wir nicht über die Tragödien der Welt letztlich auch lachen, wir würden schlicht auf Dauer wahnsinnig werden.

    Der Maskierte

    20. März 2011 at 08:54

  5. @DocConsult: Ich mache mich nicht über das Elend lustig sondern über die Leute aus der Eso-Ecke, welche dieses Elend verharmlosen mit Plazebomethoden behandeln wollen und dabei nicht zwischen realer und eingebildeter Gefahr unterscheiden, will sagen Radioaktivität mit Erdsttrahlen in eine Reihe stellen.

    medizynicus

    20. März 2011 at 09:49

  6. Ich erinnere mich noch lebhaft an Tschernobyl. Da war in den vorhandenen Bioläden rotes Miso restlos ausverkauft, weil ihm „ausleitende Funktion“ zugeschrieben wurde. Die Japaner hätten nach Hiroshima und Nagasaki einschlägige Erfahrungen damit. Ich dachte wir sind 25 Jahre weiter. Anscheinend habe ich mich geirrt. Deshalb kann ich Ihnen, lieber Medizynicus, nur empfehlen, rotes Miso in die Produktpalette Ihres zu eröffnenden Onlineshops aufzunehmen.

    Noga

    20. März 2011 at 12:48

  7. Auch die zugegeben nicht sehr vielen zur Verfügung stehenden Methoden, Opfern radioaktiver Verseuchung zu helfen sind oft schlicht nichts anderes als „Ausleitung“. Es wird einfach nur versucht, die betreffenden Isotope im Körper an ausscheidbare Substanzen zu binden oder von ihren Bindungsstellen fernzuhalten (Iod) bzw. zu verdrängen und dann über die Ausscheidung loszuwerden.
    Nichts desto trotz bin ich ebenfalls der Meinung, dass das, was die Esofraktion darunter versteht, natürlich Humbug ist.

    drkall

    20. März 2011 at 13:41

  8. Qualitativ hochwertig und nicht aus einem Esoterikforum, sondern original ge-guttenbergt aus der Zeit:

    „Das Wetter in der Region um das havarierte AKW und in der Großregion Tokyo ist regnerisch. Was bis vor zwei Wochen höchstens ein Thema für Small Talk gewesen wäre, ist nun ein Grund zur Sorge für viele: Ist der Regen womöglich radioaktiv belastet? Wer sich Sorgen mache, solle einen Regenschirm benutzen, rät der stellvertretende Kabinettschef(…)“

    Heißer Tipp: Auch in Deutschland bei radionegativem Regen von Vorteil…

    blogwesen

    20. März 2011 at 19:19

  9. Und wer Ursachenforschung betreiben möchte WARUM Atomkraftwerke explodieren:

    http://www.spirituelle.info/artikel.php?id=103

    blogwesen

    20. März 2011 at 19:57

  10. @Blogwesen
    Abgesehen vom Augenkrebs ist dieser Link auch sonst sehr schmerzhaft.

    drkall

    20. März 2011 at 22:53

  11. Zum Ausleiten leite man ihnen EDTA ein.
    Naja, ein kräftiger Einlauf würde es auch tun, aber Hochwissenschaft gepaart mit Esotherik…das macht mehr her.

    Und Wünschelrutensuche funktioniert seltsamerweise in manchen Anwendungsgebieten. Mit einer Vorführung, Einweisung und etwas Marketing habe ich früher durchaus das eine oder andere rote Unkraut abgefaßt;)

    Zero the Hero

    25. März 2011 at 21:44

  12. […] Atomkatastrophe? Alles halb so wild: kann man doch ausleiten! […]


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