Memento Mori (oder so ähnlich)
Da sitze ich also am Feierabend mit einer Flasche Bier vor der Glotze…
nicht anders als Opa Müller, den wir gestern entlassen haben und dessen Leben sich weitgehend um Essen auf Rädern, die zweimal am Tag klingelnde Dame vom Pflegedienst und das Bier vor der Glotze dreht.
Die Glotze läuft dort übrigens von morgens bis abends und wie viel Bier er in dieser Zeit vertilgen kann, weiß ich nicht, aber wenn es mal wieder zu viel geworden ist und er im Suff kollabiert ist, dann ist er wieder bei uns.
Und da er seit jeher eine lange Liste an Diagnosen mit sich herumschleppt, ist es auch nie ein Problem, daraus etwas passendes zu finden um seinen Aufenthalt für ein paar Tage zu rechtfertigen. Fünf bis sieben Tage darf er bleiben, länger nicht, sonst macht die Verwaltung Stunk, dann gibt’s nämlich probleme mit der maximalen Verweildauer, Dieh-Ahrr-Dschie, Ihr wisst schon. Also müssen wir Opa Müller immer wieder rechtzeitig nach Hause schicken, zurück zu Glotze, Feinripp-Unterhemd und Bier.
Warum ich das Ganze hier erzähle?
Vor fünfzig Jahren war Opa Müller auch mal jung.
Und in spätestens fünfzig Jahren bin ich auch ein Opa Müller… und dann sitze ich im Unterhemd mit einer Flasche Bier vor der Glotze….
so wie heute.
- Dank an Annette, deren Post mich nachdenklich gemacht hat.
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Written by medizynicus
18. April 2011 um 21:42
Veröffentlicht in Alltagswahnsinn
8 Antworten
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vielleicht wird es dir irgendwann auch genügen, den tag vor der glotze zu verbringen und an deiner bierflasche zu nuckeln.
…oder vielleicht wirst du einer von denen, die bis ins hohe alter aktiv bleiben.
…oder du wirst in 50 jahren schon so weit abgebaut haben, dass du nicht mal mehr in der lage bist, die bierflasche selbst zu halten (und vom fernseher hörst und siehst du auch nichts mehr).
…oder du wirst gar nicht so alt.
…oder *nächste der unendlich vielen versionen bitte hier einfügen*
und da man nunmal unmöglich vorhersagen kann, was die zukunft bringt, ist es immer noch das beste, den jetzigen moment so zu leben, dass man damit zufrieden ist 🙂
silbertraeumerin
18. April 2011 at 22:04
Also in fünfzig Jahren wird alles besser, wetten?
chefarzt
18. April 2011 at 22:20
Schade – der Post, den du verlinkt hast, scheint nicht (mehr?) zu existieren.
anima
18. April 2011 at 23:19
Lieber Medizynicus,
dein Link zur Annette ist etwas falsch. Das „medizynicus.de“ davor darf ruhig gelöscht werden – sonst klappt das nicht mit dem Sprung dorthin 😉
ednong
19. April 2011 at 00:23
@ednong und anima: danke für den Hinweis, Link ist repariert und funktioniert jetzt:
nochmal: hier: *klick*
http://www.medi-learn.de/tagebuch-annette/?p=563
medizynicus
19. April 2011 at 07:33
….Mensch Doc, hast du denn keine Ziele????
DocConsult
19. April 2011 at 08:37
Ah – okay. Da war mein erster Gedanke beim Lesen vieleicht gar nicht so falsch – ein bisschen Angst, die vielleicht in vielen von uns nagt, im Alter einsam und allein zu sein? Pflegebedürftig und auf fremde Hilfe angewiesen zu sein ist wahrlich keine prickelnde Vorstellung. Besser also, wenn man nicht in die Zukunft schauen kann und nur hoffen kann, dass es einen selbst nicht trifft.
anima
19. April 2011 at 08:57
Medizynicus,
auf die Art des Unterhemdes haben Sie definitiv Einfluss. rippenstrick muss ja wirklich nicht sein
Es besteht also noch Hoffnung 🙂
landkrauter
19. April 2011 at 09:28