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Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Schwule durften kein Blut spenden?

with 18 comments

Äh.. also, jetzt dürfen sie wieder. Zumindest in England.
Da war nämlich seit den achtziger Jahren eine Regelung in Kraft, welche homosexuellen Männer von der Blutspende auschloss. Natürlich wegen… Ihr wisst schon, diese böse, böse Seuche.
Die wird bekanntlich durch Blut und Körperflüssigkeiten übertragen und Kondome schützen.
Mit gängigen Testverfahren kann eine HIV-Infektion erst nach einigen Wochen sicher im Blut nachgewiesen oder ausgeschlossen werden, so dass ein frisch infizierter Blutspender unwissentlich andere Menschen gefährden kann.
Und es lässt sich nun einmal nicht wegdiskutieren, dass homosexuelle Männer auch bei verantwortungsvollem Sexualverhalten ein wesentlich größeres Risiko eingehen als Heterosexuelle.
Deswegen dürfen sie in Deutschland und Österreich grundsätzlich gar kein Blut spenden (laut Richtlinien der Bundesärztekammer). Und in Großbritannien nur dann, wenn sie zwölf Monate lang keinen Sex hatten.

Korrektur: in einer früheren Version dieses Beitrages hatte es fälschlicherweise geheißen, dass homosexuelle Männer in Deutschland Blut spenden dürfen. Danke an die Kommentatoren!

Written by medizynicus

12. September 2011 um 23:59

Veröffentlicht in Gehört und gelesen

18 Antworten

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  1. Wie sieht das denn in Deutschland aus? Ich muss zu meiner Schande gestehen, ich habe schon ewig kein Blut mehr gespendet, aber musste man da nicht unterschreiben, dass man nicht schwul, bi, jemand mit „häufig wechselnden Geschlechtsverkehr“ oder Besucher von Prostituierten usw. ist?

    Mr. Gaunt

    13. September 2011 at 00:09

  2. Zwölf Monate keinen Sex? Ähm ja. Wurde dieses realitätsferne Kriterium von einer frigiden 70-jährigen ausgedacht?
    Der Schweizerische Blutspendedienst schliesst Homosexuelle leider auch kategorisch aus. Ehrlich gesagt, ich hätte mehr Bedenken wegen dem Blut eines gutbürgerlichen Familienvaters, der sich am Sihlquai in Zürich schnell für 50-60 Franken „Sex ohne“ erkauft. Dieser Preis ist leider seit dem Personen-Freizügigkeits-Abkommen (Schengen) Realität, da es den Sexarbeiterinnen wegen der enormen Konkurrenz kaum mehr möglich ist, Kunden mit Sonderwünschen abzulehnen.

    KaraBug

    13. September 2011 at 02:37

  3. In D dürfen Schwule auch kein Blut spenden. Das ist ein Punkt, den man neben Aufenthalt in GB, Nicht-EU-Ländern oder letzte O, Tattoos angeben muss.

    Vroni

    13. September 2011 at 06:39

  4. Das war auch mein letzter Stand wie @Vroni, dass Schwule in D nicht Blut spenden dürfen. Und das mit dem, ich hatte in letzten 12 Monaten keinen Sex, ist ja auch eher ein schlechter Witz. Wobei mir auch gerade einfällt, als RD Personal darf man eigentlich auch nicht spenden, weil wir ja mit infektiösen Patienten zutun haben.

    alltagimrettungsdienst

    13. September 2011 at 07:10

  5. wobei es einem ja eigentlich keiner nachweisen kann, wenn man sein kreuzchen bei ‚heterosexuell‘ macht

    Ich

    13. September 2011 at 07:13

  6. Wie weist man denn nach, dass man so lange keinen Sex hatte?

    Eona

    13. September 2011 at 07:41

  7. Ich glaube, die Regelung mit den 12 Monaten ist mal wieder ein typischer Fall von „British politeness“. Anstatt ihren Bürgen generell etwas zu verbieten, werden lieber Regeln in Kraft gesetzt, die zwar praktisch auch aufs selbe hinauslaufen (zumindest bei der Großzahl der Menschen im Spendealter) aber theoretisch eben kein Verbot darstellen. So kann keiner meckern und sie haben die Schwulen trotzdem nicht bei der Spende 😉

    Caro

    13. September 2011 at 08:48

  8. In D auch verboten.
    siehe: http://www.schwulesblut.de/

    0ver

    13. September 2011 at 10:02

  9. @Vroni: Richtig. § 5 TFG i.V.m. Abschn. 2.2.1 Abs. 6 RiLHaemotherapie (BÄK).

    Pedro

    13. September 2011 at 13:51

  10. Same here in Austria. Wer die Frage „Hatten Sie als Mann Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann?“ positiv beantwortet, ist von der Spende ausgeschlossen. Wurde auch schon von (mindestens) einer Homosexuelleninitiative kritisiert, jedoch ohne Erfolg.

    Brigitte Novacek

    13. September 2011 at 15:21

  11. Wenn es ein erhöhtes Risiko gibt, dass Schwule HIV positiv sind – was ja nunmal so ist – denke ich nicht dass es Diskriminierung ist, sie zumindest nur eigeschränkt zur Spende zuzulassen. Dabei machen die 12 Monate aber eher keinen Sinn, vier sollten für den Test vollkommen ausreichen (auch Heterosexuelle in Deutschland werden für vier Monate nach dem ersten Sex mit neuem Partner gesperrt.).
    Weiß jemand, ob es schon ein Ausschlusskriterium ist einfach nur schwul zu sein? Ich dachte immer dass wäre so wie andere Fragen auch, eher nochmal zu Nachfrage gedacht. Also z.B. wie wenn ich bei einer Famulatur im MRSA Zimmer war, ankreuze, dass ich Kontakt zu infektiösen Patienten hatte und dann einfach nochmal nach den Details gefragt werde und ob ich danach auch meine Hände desinfiziert habe etc..

    sechstelgott

    13. September 2011 at 15:55

  12. Wenn man allerdings mal verfolgt, wer eigentlich die Blutkonserven bekommt, dann spielt eine neu erworbene HIV-Infektion bei gefühlt mindestens der Hälfte der Patienten keine Rolle (z. B. Tumorpatienten im Sterbeprozess, 90jährige multimorbide und bettlägerige Patienten mit unklarer Anämie usw.). Das ist einer von mehreren Gründe, warum ich nach knapp 30 Blut- und vielen Plasmaspenden damit aufgehört habe…

    Antje

    13. September 2011 at 19:55

  13. Wenn es bei meinem letzten schweren Unfall nicht jemanden gegeben hätte, der Blut spendete, gäbe es mich nicht mehr.
    Mein Blut will aber keiner, zu viele Allergien und niedriger Blutdruck.

    Croco

    14. September 2011 at 17:11

  14. ab einem gewissen Alter darf man auch kein Blut spenden

    Maja

    15. September 2011 at 11:20

  15. warum eigentlich nicht ? ich meine Blut spenden ab einem gewissen Alter (ich merine jetzt nicht 70 oder so)
    10 jahre früher in etwa
    ich bin doch kerngesund

    Maja

    15. September 2011 at 11:22

  16. „(auch Heterosexuelle in Deutschland werden für vier Monate nach dem ersten Sex mit neuem Partner gesperrt.).“

    Und wo gibt man das an? Erstaunt mich.

    DD

    16. September 2011 at 16:41

  17. Ich hab mich gerade registrieren lassen für die Blutspende und es ist echt interessant, was die alles wissen wollen! Ich bin bisexuell, habe das auch wahrheitsgemäß angegeben. Die Ärztin fraget mich (weiblich), wann ich den letzten Kontakt zu Homosexuellen hatte. Ich hab grob nachgerechnet, letzte gleichgeschlechtliche Beziehung/ONS ist etwa 8 Jahre her. Sie guckt mich komisch an, sagt „Nein, nciht zu Lesben, zu Homosexuellen!“ Äääääh, ja…. Aber die woltl sogar wissen, wann die Tattoos gestochen wurden und wo sie sind. Werde ich irgendwann zerstückelt und verteilt, die Dame hat genug Infos, um mich in Einzelteilen zu identifizieren!

    Nur Ich

    17. September 2011 at 17:46

  18. Also ich habe bei der Blutspende die Unwahrheit gesagt. Ganz vorsätzlich und ohne schlechtes Gewissen. Ob schwul oder hetero kann man ein verantwortliches oder ein riskantes Sexualverhalten haben. Meines gehört zu ersterer Gruppe.

    Genau danach sollte auch bei der Blutspende gefragt werden: „Hatten Sie in den letzten n Monaten ungeschützten Sex mit einer anderen Person als Ihrem monogamen Lebenspartner?“

    Jan (@sphere2k)

    17. September 2011 at 23:08


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