Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Archive for Oktober 2011

Tot und offiziell tot – oder: ein gesegnetes Alter (Teil 2)

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Der Schwiegersohn von Frau Mayer schaut mich mit eisgrauen Augen an.
„Also, Doktor, wann ist der Totenschein fertig?“ fragt er.
„Den können Sie im Laufe des Tages im Sekretariat abholen.“ sage ich.
Der Schwiegersohn bleibt unerbittlich.
„Wann ist denn im Laufe des Tages?“ hakt er nach.
Ich muss mich räuspern.
„Äh… also, es dauert noch ein Weilchen…“ stammele ich dann.
„Warum?“
„Weil… weil es da noch ein paar Kleinigkeiten gibt, die ich mit unserem Oberarzt klären müsste…“
„Was für Kleinigkeiten?“
„Also… zum Beispiel die Todesursache…“
„Wie bitte?“
„Wir… wir wissen ja noch nicht, woran Ihre Schwiegermutter gestorben ist!“
Der Schwiegersohn schüttelt den Kopf und schnaubt verächtlich.
„Wie bitte, Herr Doktor?“
„Die Todesursache ist streng genommen unklar. Und bei unklarer Todesursache müssen wir eigentlich…“
Der Schwiegersohn unterbricht mich.
„Herr Doktor! Meine Schwiegermutter wäre nächste Woche neunzig Jahre alt geworden. Wenn eine fast neunzigjährige Dame von uns geht, dann ist das… immer noch ein Verlust für die Familie, aber nun wirklich nicht ganz unerwartet. Mit neunzig Jahren darf man gehen. Das sollten doch gerade Sie wissen, Herr Doktor, oder?“
Recht hat er. Trotzdem muss ich auf dem Formular eine Todesursache angeben. Und zwar eine glasklare Diagnose: Einfach so etwas wie „Herzversagen“ oder gar „Altersschwäche“ hinzuschreiben, das war vielleicht irgendwann in der Vergangenheit mal möglich gewesen, aber wer das heute tut, der riskiert einen Anruf vom Staatsanwalt. Oder sogar Schlimmeres.
Anders ausgedrückt: Houston, wir haben ein Problem!

Written by medizynicus

30. Oktober 2011 at 21:20

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Ein gesegnetes Alter

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Schwester Gaby begrüßt mich mit feierlich-ernst-schicksalsschwerem Blick.
„Was ist los?“ frage ich, nachdem ich mir einen Kaffee eingeschenkt, einen Schluck gekostet, den Rest der Tasse in den Ausguss gekippt und mich angewidert geschüttelt habe.
„Frau Mayer hat’s endlich geschafft!“
„Wie bitte?“ Morgens vor acht ist mein Gehirn noch nicht ganz auf Betriebstemperatur. Ein Schluck anständiger Kaffee wäre jetzt nicht schlecht.
„Frau Mayer!“
„Die aus Zimmer siebzehn?“
„…hat’s geschafft!“
„WAs hat die geschafft?“
Gaby schlägt sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
„Sie ist von uns gegangen!“
Ach so! Nun ist das nicht gerade eine Nachricht, die mich jetzt vom Hocker hauen würde, Frau Mayer war dement und hat ihre letzten Tage auf unserer Station zugebracht wie… na, wie eine demente alte Durchschnittspatientin halt.
„Es sind übrigens gerade die Angehörigen da!“ sagt Schwester GAby und schiebt mich in das betreffende Zimmer.
Dort steht eine Versammlung von schweigenden Gestalten.
Ich setze meine professionell-feierlich-ernst-schicksalsschwere Miene auf und drücke jedem von ihnen schweigend die Hand.
„Nächste Woche wäre sie neunzig geworden!“ schluchst eine dralle Mitfünzigerin.
„Nun ja… sie hat immerhin ein gesegnetes Alter erreicht!“ sagt ein Grauhaariger Mann.
„Eine gute Mutter war sie!“ sagt die Frau.
Der Grauhaarige nickt.
„Aber jetzt kommen wir mal zum Geschäftlichen,“ sagt er und schaut mich scharf an, „Bis wann sind die Papiere fertig?“

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28. Oktober 2011 at 21:10

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Wie gut muss unser Rettungsdienst sein?

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Wenn’s brennt, dann kommt die Feuerwehr, und wenn’s ein Leben zu retten gibt, dann kommt… jawohl, der Rettungsdienst, und zwar mit Tatü-Tata und Vollgas.
Nur – wieviel Gas müssen unsere Lebensretter denn eigentlich geben, wenn’s brennt?
In Berlin offenbar weniger, als in Gelsenkrichen, wie Rettungsdienst-Paule kürzlich in seinem Blog schreibt: Die Regel, dass der Rettungsdienst innerhalb von acht Minuten vor Ort sein muss (oder sollte) gilt in Berliner Außenbezirken nämlich – im Gegensatz zum Flächenland NRW – nur eingeschränkt. Oder anders Ausgedrückt: Im Berliner Speckgürtel können sich die Blaulichtler halt ein wenig mehr Zeit nehmen. Dort sind sie auch nicht mehr ganz so gut ausgerüstet, brauchen weniger Medikamente und auch keinen richtigen Defi mitzuführen.
Zwar hat ein Rettungsassistent im Laufe seiner Ausbildung eine Menge Kompetenzen erlernt, aber ob er sie auch anwenden darf, hängt ganz davon ab, in welchem Kleinstaat Bundesland er gerade sitzt.
Oder, wie Paul es ausdrückt:

Oder traut man seinen Mitarbeitern nicht mehr zu, als Basismaßnahmen durchzuführen? Hat nicht jeder Bürger Anrecht auf die gleiche medizinische Versorgung, egal wo er in Deutschland lebt? Muss die Feuerwehr nicht irgendwann mal damit rechnen, wegen Organisationsverschulden angezeigt zu werden!? Ich möchte nicht in der Haut der Kollegen stecken, die zwar alle Maßnahmen mal gelernt haben, es aber nicht anwenden können!

….was uns irgendwie wieder zu der Diskussion über die Kompetenz der Angehörigen von nicht-ärztlichen Gesundeheitsberufen führt.

Written by medizynicus

26. Oktober 2011 at 08:44

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Wir Ärzte sind schon toll!

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82 Prozent der Deutschen zählen den
Arzt zu den Berufen, vor denen sie am meisten Achtung haben.

…das will das Allensbacher Institut für Demoskopie in seiner aktuellen Umfrage zum Berufsprestige herausgefunden haben. An zweiter Stelle stehen übrigens unsere KollegInnen von der Pflege, während Politiker, Banker und Fernsehmoderatoren die Schlußlichter bilden.
Befragt wurden im Februar dieses Jahres immerhin 1803 Patienten… äh… mehr oder weniger gesunde Menschen, was vermutlich einer statistisch signifikanten Stichprobengröße entspricht, aber ich bin kein Statistiker. Fürs Ego tut es jedenfalls gut.
Nur was den Jobtitel auf dem Namensschild angeht, da beneidet man schon manchmal die Wirtschaft.
Executive Processor of Creative Conspiracy“ klingt irgendwie besser als „Stationsarzt“ oder gar „Assistenzarzt“.

Written by medizynicus

25. Oktober 2011 at 08:15

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Zu wenig Zeit für Patienten?

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Montagmorgen.
Schnell einen Kaffee einwerfen und dann geht’s los mit der Visite. Das gemütliche Frühstück mit den Schwestern muss aufallen. Das Leben ist schließlich kein Ponyschlecken und wir haben sieben Zugänge bekommen übers Wochenende. Krankenblatt anschauen, Entscheidung treffen, dann ein schneller Händedruck und weiter, für lange Gespräche bleibt da keine Zeit.
„Herr Doktor, können Sie mir sagen, warum…“
„Das erklärt Ihnen nachher die Schwester!“
Umdrehen und schnell raus ins nächste Zimmer.
„Herr Doktor, lassen Sie mich nicht allein!“ jammert Frau Woblitschek. Lass sie jammern! Ich muss weiter, keine Zeit.
Äh… wirklich?
Jeder Mensch hat Zeit, ziemlich genau vierundzwanzig Stunden am Tag!
Was man damit anstellen kann?
Befunde dokumentieren, Arztbriefe diktieren, Diagnosen kodieren, Krankenkassenanfragen beantworten und Formulare ausfüllen zum Beispiel.
Aber das ist ja auch viel wichtiger.
Oder etwa nicht?

Written by medizynicus

24. Oktober 2011 at 08:49

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Assistenzarzt sammelt Facharztprüfungsfragen

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…und noch’n Quickie heute:
Die Assistenzärztin von der Waterkant (oder sonstwoher) hat sich nach langer Blogopause wieder mal gemeldet. Offenbar bereitet sie sich inzwischen auf die Facharztprüfung vor – wird auch langsam Zeit, könnten böswilliger Medizyniker da sagen, immerhin bloggt sie ja schon seit mindestens fünf Jahren, wenn ich gut im Rechnen bin. Und damit gebührt ihr – glaube ich zumindest – so etwas wie die goldene Krone der Medizinblogger.
Aber zurück zum Thema: Sie sammelt also Prüfungsfragen. Für die Facharztprüfung. Innere Medizin. Wer die Sache also gerade erst kürzlich durchgemacht hat und bereit ist, anderen Kollegen ein wenig zu helfen und sein Wissen preiszugeben: hier also der Link:

Written by medizynicus

23. Oktober 2011 at 15:03

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Kommentarspam

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Heute nur mal eine kurze Durchsage in eigener Sache.
Also, es ist ja so… dass ich mich über Kommentare immer freue. Naja, also fast immer….
Über Kommentare wie:

Geile Seite!!!!! Besuch mich doch auch mal auf: http://www.schnell-ganz-reich-werden-blablabla.de

habe ich nämlich keinen Bock. Die bleiben im Spamfilter hängen und das ist auch gut so.
Etwas Anderes sind Kommentare, die sich auf den ersten Blick ganz normal und vernünftig anhören und manchmal sogar wirklich etwas zur inhaltlichen Diskussion beitragen. Wenn man dann aber auf den zugehörigen Link klickt, landet man auf merkwürdigen und zweifelhaften Seiten…
Und solche Sachen fliegen bei mir grundsätzlich auch raus. Ab und zu schalte ich solche Kommentare aber trotzdem frei. Dann nehme ich allerdings den Link raus und ersetze den Absendernamen durch *Spammer*.
Nochmal zum mitschreiben: Alle Links auf Seite, die mir irgendwas verkaufen wollen, betrachte ich als Spam. Ebenso alle anderen Seiten, die keine privaten Blogs sind und mir nicht gefallen. Und alle privaten Blogs, die ich in meiner höchst subjektiven Wertung als pervers, abartig oder geschmacklos betrachte.
Manchmal mache ich gerne Werbung. Wenn mir eine Seite, ein Blog oder ein Projekt gefällt, dann schreibe ich gerne darüber. Aber dann schreibt mir bitte eine Mail und versteckt Euch nicht hinter einem Kommentar.
So, das wars schon. Ende der Durchsage. Schönes Wochenende noch.

Written by medizynicus

23. Oktober 2011 at 08:36

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Koks und Heroin im Supermarkt?

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Neulich in Spelunkistan: In der Drogerie am Rande einer kleinen Stadt ist eine Menge los. Gerade wird ein etwas abgerissen wirkender junger Mann bedient.
„…und darf’s sonst noch etwas sein?“ fragt die geduldige Drogistin.
Der junge Mann kratzt sich am Kopf.
„Noch ein Viertelpfund Heroin bitte!“ sagt er dann.
Die Drogistin nickt.
„Weißes oder Braunes? Wir hätten da gerade ein Sonderangebot…“
„Weißes bitte. Und noch hundert Gramm Kokain, und zwar bitte das Zeug aus Kolumbien, welches Sie mir letztens verkauft haben!“
„Das kolumbianische Kokain ist leider gerade aus. Ich könnte Ihnen peruanische Ware anbieten. Ist aber nicht ganz billig…“
„Gut, geben Sie mir bitte fünfzig Gramm davon. Und dann hätte ich gerne noch eine Tüte Schwarzen Afghanen.“
„Zum Hierrauchen oder zum Mitnehmen?“
„Zum Hierrauchen bitte!“
Während der abgerissene junge Mann bezahlt, tuschelt Frau Cnalcoprowski ihrer Nachbarin kopfschüttelnd etwas zu. Es klingt so ähnlich wie: „Immer wieder diese Junkies…“
Aber die Nachbarin lächelt nur müde.
„Ach wissen Sie, ich habe nichts gegen die Junkies. Wer sich kaputt ballern will, der soll das von mir aus in Himmels Namen tun. Aber seitdem die das Zeug hier in der Drogerie kaufen können, ist bei uns nicht mehr eingebrochen worden, und mein Mann freut sich darüber, dass sein Auto nicht mehr aufgebrochen wird. Was er allerdings vermisst, sind die billigen Stricherinnen…“
Und jetzt muss auch Frau Cnalcoprowski lächeln.
So geht’s also zu in Spelunkistan. Und demnächst vielleicht auch bei uns?

Written by medizynicus

22. Oktober 2011 at 17:31

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Countdown zum Wochenende

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  • O7:00 Uhr: Freitagmorgen. Ein goldener Herbsttag dämmert über Bad Dingenskirchen herauf. Und das Wochendende ist nur noch wenige Stunden entfernt.
  • 07:30 Uhr: Alles völlig easy angehen lassen, heute. Erstmal gemütlich nen Kaffee schlabbern, dann frühstücken, dann ein bißchen Visite machen, Internetsurfen… bloß nicht stressen lassen!
  • 12:00 Uhr: Mittagspause. Das Wochenende ist in greifbarer Nähe!
  • 13:00 Uhr: Noch zwei Entlassbriefe schreiben, dann ein paar Befunde durchschauen, und dann…
  • 13:30 Uhr: Befunde durchgeschaut. Scheiße! Herr Meier hat eine Megahammerfiesofrieselose. Muss Oberarzt Bescheid sagen. Der verspricht, sofort raufzukommen.
  • 14:30 Uhr: Entlassbriefe geschrieben. Warten auf Oberarzt wegen Megahammerfiesofrieselose von Herrn Meier.
  • 14:31 Uhr: Anruf von der Notaufnahme: Kannste mal runterkommen und ein bißchen helfen, hier ist gerade die Hölle los. Mach ich doch gerne…. grrrrr…. bin ja nicht so…. nee, wirklich nicht, wenn Ihr zu blöd seid, da unten alleine zurecht zu kommen!
  • 15:30 Uhr: Anruf Oberarzt wegen Megahammerfiesofrieselose von Herrn Meier. Reden Sie mal mit dem Chef!
  • 15:45 Uhr: Chef erreicht! Ja, da brauchen wir unbedingt eine Hrrxonographie! Regeln Sie das mal, und klären Sie den Patienten auf!
  • 15:59 Uhr: Mit Patienten gesprochen. Oberarzt will unbedingt heute noch Hrrxonographie. Mit Hrrxonographieabteilung gesprochen, die sind nicht begeistert. Haben Sie denn das Brxkrrxxx-Labor abgenommen? Haben wir! Werte normal. Ist der Patient aufgeklärt und hat er unterschrieben? Ja, hat er. Also gut… aber er muss um sechzehn Uhr unten in der Hrrxonographie-Abteilung sein!
  • 16:01 Uhr: Auftritt Schwester: Herr Meier hat doch einen Betreuer! Betreuer angerufen. Geht keiner dran. Handynummer ausprobiert. Ebenfalls Fehlanzeige. Hrrxonographie-Abteilung informiert. Nee, dann können wir das heute nicht mehr machen. Rückruf von Angehörigen: Wir kommen heute Nachmittag vorbei!
  • 16:30 Uhr: Auftritt Oberarzt. Haben Sie mit dem Chef gesprochen? Habe ich! Und wo ich schonmal hier bin: Können wir doch gleich eine kurze Kurvenvisite machen…
  • 17:00 Uhr: Oberarzt bestimmt: Frau Schute, Herr Knösebeck und Frau Siebenschröter gehen heute noch heim! Redense mal mit den Angehörigen, und dann machen Sie die Entlassungsbriefe fertig! Alles klar, Herr Oberarzt.
  • 17:30 Uhr: Auftritt Schwester: Was ist denn eigentlich mit Frau Fieselfrnk? Wer ist Frau Frieselfink? Der Zugang von Zimmer neunzehn! Wieso weiß ich noch nichts davon? Weil sie gerade erst gekommen ist. Muss übrigens noch aufgenommen werden!
  • 18:15 Uhr: Endlich fertig. Still und heimlich ins Arztzimmer verzupft, Zivilkleidung angelegt. Über Bad Dingenskirchen dämmert ein goldener Herbstabend.
  • 18:30 Uhr: Auftritt Schwester: Die Angehörigen von Herrn Meier sind da! Wer bitte? Herr Meier, der mit der Megahammerfiesofrieselose! Wenn die nicht die Hrrxonographie-Aufklärung unterschreiben, dann… schon gut!
  • 19:00 Uhr: Gespräch beendet. Während ich das Haus durch den Hintereingang verlasse, sehe ich vorne schon einen weiteren Krankenwagen seine Fracht entladen

Written by medizynicus

21. Oktober 2011 at 22:53

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Ärztliche Aufgabe

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Es ist fünf Minuten vor zwei und ich versuche gerade, mich still und heimlich von der Station zu verdrücken um mir in der Kantine noch ein paar kullinarische Köstlichkeiten hinter die Kiemen schieben zu können. Fast habe ich es geschaft, unauffällig die Ecke in Richtung Treppenhaus zu passieren, als…
„Herr Doktor!“
Wie bitte? Bin ich das?
„Sie können noch nicht gehen!“
„Äh… warum nicht?“
„Da ist noch Blut abzunehmen!“
Langsam und mit gesenktem Kopf komme ich zurück in Richtung Schwesternstützpunkt. Da steht Schwester Paula, die Hände in die Hüften gestemmt und deutet auf ein Tablett mit fünf Blutröhrchen, sorgfältig in Plastikbecher sortiert.
„Die müssen bis vierzehn Uhr dreißig im Labor sein! Das wissen Sie doch!“
Klar weiß ich das… und ich weiß auch, dass mein Magen mir knurrenderweise unmissverständlich zu verstehen gibt, dass jetzt unbedingt ein paar Kalorien fällig sind, aber zack-zack!
„Äh… Schwester Paula?“
Sie schaut mich argwöhnisch an.
„Könnten Sie das nicht vielleicht ausnahmsweise mal abnehmen?“
Schwester Paula schüttelt unerbittlich den Kopf.
„Warum denn nicht?“
„Ist doch ärztliche Aufgabe!“
„Warum eigentlich?“
„Alles, was mit Venen zu tun hat, ist ärztliche Aufgabe. Das war schon immer so!“
„Warum war das denn schon immer so?“
„Weil… ja…. was denken Sie denn, was da alles passieren kann?“
Ja, was denn eigentlich?
Seit geraumer Zeit nämlich wird Schwester Paulas Meinung vom Management der Klinik nicht mehr geteilt. Blut abnehmen ist längst auch Aufgabe der Pflege. Und damit ist der obenstehende Dialog heutzutage höchst unwahrscheinlich geworden. Warum bloß?

Written by medizynicus

20. Oktober 2011 at 20:25

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