Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Archive for Dezember 2012

Happy New…. noch nicht ganz….

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Schlurfschlurfschlurf.
Ich schleiche über abgedunkelte Stationsflure.
Alles in Ordung?
Herr Krause braucht ’ne neue Viggo.
Der Zucker von Frau Müller war vorhin niedrig!
Kein Problem, gebt ihr halt Traubenzucker. Oder ein übriggebliebene Weihnachtskekse, die tun’s auch!
Für Herrn Schneider ist noch kein Marcumar angegeben… Frau Sabbelmann hat Fieber…
Eine halbe Tablette! Wie hoch denn? Neununddreißig zwo? Morgen Labor, heute noch doppelte Dosis Paracetamol.
Eine halbe Stunde noch, Herr Doktor!
Und dann?
Dann stoßen wir mit alkoholfreiem Sekt an… oder doch nur Mineralwasser? Lieber Kaffee?

Written by medizynicus

31. Dezember 2012 at 23:27

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Ein frohes Fest allerseits

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Reich beschenkt?
Im Kreise der Lieben?
Zumindest gesund…?
Euch allen jedenfalls an dieser Stelle die allerherzlichsten Weihnachtsgrüße aus Bad Dingenskirchen!

Written by medizynicus

24. Dezember 2012 at 23:29

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Die Welt steht immer noch

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…und das ist ziemlich gut so.
Obwohl… ich muss ja sagen, zwischendurch hatte ich da mal so meine Zweifel… dabei war es… eigentlich nur die ganz normale Routine, das selbe Ritual, welches sich alljährlich vollzieht um diese Zeit, also am letzten Arbeitstag vor den Feiertagen.
Aber fangen wir von vorne an:
Bad Dingenskirchen, morgens um acht. Frühbesprechung. Die Nacht war.. naja, ein ganz normaler Winternachtdienst: hier ist ein Patient aus dem Bett gefallen, dort ist wer ausgerastet und zombiemäßig über die Station gegeistert, ließ sich aber mit einer geballten Dosis aus Risperidon und Lorazepam zur Räson bringen, kennt man ja, dazu ist man schließlich inzwischen lange genug im Geschäft.
Blut abnehmen. Ist heute ne ganze Menge. Hier und dort noch mal eine Kontrolle, ist ja Wochenende und dann die Feiertage… Okay.
Noch ist es ruhig.
Es bleibt Zeit, im Schwesternzimmer eine Tasse Krankenhauskaffeeplörre zu trinken und dazu ein Nutellabrötchen zu knabbern, und Kekse gibts auch, von Schwester Paula gebacken. Backen kann die nämlich, die Paula.
Ja, und dann… auf geht’s zur Visite: Darf ich heim, Doktor? Und ich auch?
Sieben Entlassungen sind es dann am Ende, sieben Entlassbriefe fertig zu machen…
Schaffen wir doch alles! Wenn da nicht diese Anrufe aus der Notaufnahme kämen…
…genau genommen steht das Telefon nicht schlimm:
Ein Christkind nach dem Anderen.
Ja, und dann natürlich diese Diskussionen mit Angehörigen, dann der übliche Orgakram, kennen wir ja alles, hören wir ja nicht zum ersten Mal.
Na gut.
Irgendwann gegen fünf Uhr wird es ein wenig ruhiger. Um sechs ist die Arbeit fast erledigt. Um sieben mache ich mich vom Acker.
Und da reicht die Zeit sogar noch für ’nen kurzen Glühwein mit Kalle und Sarah auf dem Bad Dingenskirchener Weihnachtsmarkt.
Den zweiten Glühwein trinke ich mit Kalle alleine.
Und dann ist Weihnachten.
In diesem Sinne, liebe Leute, Euch allen ein Frohes Fest!

Written by medizynicus

21. Dezember 2012 at 23:38

Nee, die Welt geht heute nicht unter!

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…ich hab schließlich Dienst. Was werden meine Patienten wohl sagen, wenn da…
Und die Mandy, die hätte gar nichts von ihrem gelben Urlaub…
Also, wenn der Sektenheini damals schon daneben lag, dann kauf ich den ollen Mayas schon gar nix ab!

Written by medizynicus

20. Dezember 2012 at 23:15

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Krank machen: der wirklich ultimative Trick

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Also gut.
Du willst es wissen.
Du willst Kohle.
Aber Du willst Dir nicht die Finger schmutzig machen.
Warum arbeiten, wenn es auch anders geht?
Wozu gibt es schließlich so viele Doktors in diesem unserem Land? Sollen die ruhig mal etwas tun für ihr Geld!
…na ja, so viel brauchen die eigentlich gar nicht zu tun… bloß den Schein soilen sie mal rausrücken. Den Gelben halt. Und wer ganz besonders geschickt ist, der macht es so wie die Mandy.
Die Mandy, die hat nämlich den Bogen raus! Die hat vorerst ausgesorgt. Die hat die Sache echt zur Perfektion gebracht.
Mehr dazu in ein paar Stunden in diesem Kino… äh… Ihr wisst schon, also stay tuned!

…und ein besonderer Gruß an meine Google-Freunde, die vor allem das Eine suchen!

Written by medizynicus

19. Dezember 2012 at 20:19

Schön, dass Sie noch da sind, Doc!

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Blick auf die Uhr. Kurz vor halb zehn. Abends.
Stöhn.
Griff zur Kaffeetasse.
Leer.
Griff zur Thermoskanne, nachgeschenkt.
Griff zur Keksdose. Den vorletzten Nürnberger Elisenlebkuchen hervorgeangelt, mit Zuckerguss, den letzten, mit Schokolade lasse ich noch übrig, als Belohnung für ganz zum Schluß.
Griff zum Diktiergerät.
„…undverbleibenmitfreundlichengrüßenunterschriftenendedanke. Punkt. Nächster Brief. Wir berichten über die Patientin Schlumberger, Anna, welche sich in unserer stationären Behandlung befand und…“
Klopf an der Türe und dann öffnet sich selbige auch schon ohne auf mein Herein zu warten, welches auch nicht gekommen wäre, jedenfalls nicht so bald.
„Tach Herr Doktor!“
Hä?
„Ja, ich wollt mich ma nach meiner Muttern erkundigen!“
Ähä?
„Ja, wat die so für Fortschritte macht un so!“
Eh…?
Schnüffel, schnüffel.
„Dat riecht aba gut hier!“
Hmmm!
„Ja, Sie ham dat aber echt gemütlich!“
Hööö!
„Ja, dann darf man doch ma, oda?“
Ähem…
Die Mittfünfzigerin schiebt ihre schwitzenden hundertzwanzig Kilo Lebendgewicht in mein Arztzimmer und läßt sich auf den Stuhl neben mir fallen.
„Ja, dann will ich ma…“
Sie rückt bedrohlich näher.
„Sagen Sie mal…“
Räusper.
„Ob da wohl noch n Tässken für mich drin is?“
Griff zur Thermoskanne. Griff zu Sarahs Kaffeebecher.
„Dat is aba man ’n echta Sööviss hier!“
Äh… hem…
„Ja, also um nochma auf Omma zurückzukommen, ja?“
Hö?
„Ja die hat doch sicha schon gute Fortschritte gemacht nich?“
Hö!
„Aba so ganz die allte isse noch nich…“
Hö?
„…also ich mein ja nur. Die kann doch noch n bissken bei Euch bleiben ja?“
Hö??
„…also, ich mein, so über die Feiertage, ja?“
Hö Hö Hö??
„Also, die braucht morgen noch nich nach Hause, ja?“
Schlüff. Schmatz. Aufstehen.
„Also gut, Herr Dokta, schön, dass Sie Zeit für mich haben, schönen Feierabend noch!“
Schmatz, schmatz, Tür klack.
Schmatz?
Halt!
Das war mein Lebkuchen!
Der letzte!
Der mit Schokolade!!!!

Written by medizynicus

17. Dezember 2012 at 22:51

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

Warum sind die Hausärzte eigentlich so frustriert?

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Gedichte haben Hochkonjunktur. Wie immer, um diese Jahreszeit: Mit Grauen denke ich da noch an die letzte Weihnachtsfeier und das lange Opus, welches Schwester Paula in ihrer Inkarnation als Knecht Ruprecht vorgetragen hat.
Ja, es ist richtig: ich mag keine Gedichte. Vor allem keine Gedichte, die sich reimen.
Kreativarzt hat gerade eines geschrieben.
(An dieser Stelle übrigens zunächst einmal ein „Herzlich Willkommen zurück“ nach über einjähriger Pause).
Ja… und da frage ich dem lieben Kollegen doch gleich mal die Frage:
Warum seid Ihr Hausärzte eigentlich alle so frustriert?
Okay, ich verstehe: lange, sehr lange Arbeitstage und viel, sehr viel Bürokratie, dazu die üblichen Ängste, wenn man selbständig und für seinen eigenen Laden selbst verantwortlich ist, mit allem was dazu gehört, von Personalführung bis hin zum Einkauf von Klopapier…
…aber… aber… habt Ihr Euch das nicht irgendwann einmal selber ausgesucht?
Habt Ihr denn wirklich nicht gewusst, auf was Ihr Euch da eingelassen habt?
Und falls Euer Job wirklich so mies ist: Warum kommt Ihr nicht zu uns?
Nee, mal wirklich, im Ernst: Nicht nur hier in Bad Dingenskirchen, auch in vielen anderen Krankenhäusern gibt es hinreichend genügend offene Stellen – und zwar durchaus auch in „gehobener“ Position, sprich: Oberarzt-Level.
Da muss man auch arbeiten.
Und was man verdient, kann man mit zwei Google-Klicks nachlesen.
Ist doch eigentlich nicht schlecht, oder?
Oder kriegt man in der Praxis halt doch letztendlich viel, viel mehr Kohle ‚raus?

Written by medizynicus

15. Dezember 2012 at 21:57

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Frau Schlummberger hat sich den Fuß verknackt

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Jawoll, Herr Dokter!
Gestern Nachmittag schon, und es tut immer noch weh, und darum bin ich jetzt bei Ihnen Herr Dokter, weil damit Sie mir sonne Bescheinigung geben damit ich den verklagen kann.
Weil umgeknickt bin ich nämlich nur weil die nicht gescheit geräumt haben, die Kaminskes, das tun die nie, die ganzen letzten Jahre schon nicht, Herr Dokter, aber jetzt ist Feierabend, zappenduster ist jetzt, die ganzen letzten Jahre sag ich denen nämlich, wenn’s schneit, dann haben Sie die Räumpflicht und nicht bloß son bisschen wegkratzen, nein der ganze Schnee muss weg und wenn dann immer noch glatt ist dann sind Sie schuld, jawoll, sag ich, und jetzt ist Feierabend, weil gestern bin ich nämlich umgeknickt, genau vor deren Haustür und deshalb verklage ich die jetzt, jawoll, tut zwar nicht mehr weh, aber Strafe muss sein, sag ich immer und darum bin ich jetzt bei Ihnen, Herr Dokter, damit Sie mir sonne Bescheinigung geben damit die endlich mal wissen was sie angerichtet haben wenn sie nicht gescheit den Schnee wegräumen!

Written by medizynicus

11. Dezember 2012 at 06:24

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Tod durch Räumpflicht

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Opa Kaminske ist tot.
Er starb in Erfüllung seiner bürgerlichen Pflicht.
Heute früh um sechs hat er noch gelebt. Da hat seine Frau ihn geweckt.
„Erwin,“ hat sie gesagt, „Du musst aufstehen!“
Oma Kaminske hat nämlich gestern im Fernsehen den Wetterbericht gesehen. Da haben sie Schneefall angekündigt. Opa Kaminske war da schon im Bett, er hatte sich etwas früher hingelegt weil ihm nicht wohl war, sein Rheuma vielleicht oder eine aufziehende Erkältung oder so.
Heute früh um sechs jedenfalls hat Oma Kaminske ihn dann wieder wach gemacht.
Weil um sechs Uhr beginnt die Räumpflicht. Um sechs Uhr muss man seinen Bürgersteig freigemacht haben, sonst wird man bestraft. So steht es in der Gemeindesatzung.
Opa und Omma Kaminske wissen das ganz genau.
Oma Kaminske hat ihrem Erwin also einen starken Kaffee gekocht und eine Leberwurststulle geschmiert und ihn dann rausgeschickt, mit seinen Gummistiefeln und dem alten Wehrmachtsmantel.
Dreißig Zentimeter Neuschnee hat’s gegeben und es war immer noch am Schneien. Die Mülltonnen und Säcke – heute ist Biotonne dran – waren kaum mehr zu sehen. Und der städtische Räumdienst war auch schon da und hat den Schnee von der Straße halbmeterhoch auf den Bürgersteig geräumt.
Opa Kaminske hat leise geflucht und sich dann ans Werk gemacht.
Opa Kaminske kommt aus Königsberg. Er hat den Krieg mitgemacht und die Vertreibung, da wird er doch wohl mit so ein paar Schneeflocken fertig werden!
Als er mit der Garageneinfahrt halb durch war, wurde ihm übel. Kurz darauf wurde ihm schwindelig, und er ist nach drinnen gegangen um sich ein wenig auszuruhen. Oma Kaminske hat ihm noch einen weiteren starken Kaffee gekocht und noch eine Leberwurststulle und dann wollte er wieder aufstehen…
Ging nicht.
Das Weitere ist schnell erzählt: Notarzt, Rettungsdienst, Notaufnahme, Reanimation… erfolglos.
So ist das manchmal.
Aber Opa Kaminske hat seine Pflicht erfüllt!
…obwohl… nein, nicht ganz…
Der Bürgersteig ist immer noch zur Hälfte nicht geräumt.
Und es schneit weiter.

Written by medizynicus

10. Dezember 2012 at 08:26

Guten Morgen, hier ist der Martin!

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Die honigsüße Stimme passt nicht zu seinem Eigentümer.
„Wie geht’s Dir, Benno?“ säuselt es aus dem Telefon.
„Danke, gut!“
Die eigentlich obligatorische Rückfrage verkneife ich mir denn ich kann mir schon denken, was jetzt kommt.
„Ja, hier ist der Martin.“
Für Nicht-Insider: Martin Bückling, größtes Arschloch und Kollegenschwein unter der Sonne.
Ich grummele etwas, was mit viel gutem Willen als „Guten Morgen“ durchgehen könnte. Aber mein guter Wille ist begrenzt.
„Du, Benno, ich muss Dir was sagen!“
Na, dann schieß mal los. Angesichts der Tatsache, dass es vier Minuten nach acht ist und keine Spur des leibhaftigen Martin am Stationsflurhorizont braucht man nicht viel Phantasie um zu wissen, was folgt.
„Du, ich lieg mit neununddreißig Fieber im Bett!“
Er hustet einmal demonstrativ ins Telefon und ich halte das Ding instinktiv einen halben Meter weg vom Ohr, man weiß ja nie, wozu Martins Bazillen fähig sind.
„Und?“
Es folgt ein kolossaler Niesser.
„Kannst Du’s dem Chef weitersagen?“
Ich muss mich zwingen, nicht der Versuchung zu erliegen, das nicht zu tun. Unentschuldigtes Fernbleiben vom Dienst… ist das nicht ein Abmahnungsgrund?

Written by medizynicus

4. Dezember 2012 at 12:07

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

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