Archive for Juli 2013
Flash-Snobs unterwegs
„Was ist denn nun ein Flash-Snob?“ frage ich.
Matze grinst.
„Nicht Flash-Snob sondern Snob-Flasher. Obwohl… eigentlich kann man es drehen, wie man will. Und jetzt, wo Du es sagst…“
„Könntest Du vielleicht die Güte haben, mir zu erklären, wovon Du redest?“
„Wovon ich rede?“
Matze schaut mich mit gespielter Unschuld an.
„Los, mach’s nicht so spannend!“
„Du willst wissen, was ein Snob-Flasher ist, oder ein Flash-Snob, wie Du es nennst!“
Dieser Kerl kann einen zur Weißglut treiben!
„Also gut. Was ein Backpacker ist, weißt Du?“
Ich runzele die Stirn.
„Was hat das jetzt damit zu tun?“
„Backpacking, das ist eine Art zu reisen: Rucksack auf dem Rücken, schmutzige Klamotten, wenig Geld in der Tasche. So eine Mischung aus Neo-Hippie und Clochard. Du verstehst?“
Ich verstehe. Natürlich. Was nicht heißt, dass ich dieser Einschätzung jetzt unbedingt zustimme.
„Weißt Du auch, was ein Flash-Packer ist?“
Ich schüttele den Kopf.
„Ein Flash-Packer ist jemand, der ein bißchen mehr Geld mitbringt, ein schönes Köfferchen hinter sich herzieht oder auch einen edlen High-End Rucksack trägt mit netter Kleidung drin, und weil er ab und zu mal duscht sieht er nicht mehr ganz so abgerissen aus!“
„Okay….“
„…und ein Flash-Snob ist die Steigerung davon. Der schleppt nämlich gar kein Gepäck mehr mit sich herum. Genauer gesagt: er läßt schleppen. Und selbst – mit eigenen Händen – trägt er nur noch drei Dinge!“
„Und das wäre?“
„Die Kreditkarte, eine Sonnenbrille und…“
Matze langt abermals in seine Tasche und wirft den Autoschlüssel mit großer Geste auf den Tisch.
„…und das hier!“
„Lass mich raten. Du gehörst zur Klasse der…“
„…und aus Dir mache ich auch noch einen guten Flash-Snob! Hast Du eine Kreditkarte?“
„Die lasse ich aber nicht gerne bügeln!“
„Dazu kommen wir noch. Hast Du eine Sonnenbrille?“
„Nun ja… eine vom Wühltisch für neun Euro fünfzig!“
„Morgen kaufst du Dir eine richtig Coole! Und bitte kein Fake, sowas fällt auf. Den Autoschlüssel kriegst Du von mir. Ist das ein Deal?“
Ich starre ihn sprachlos an.
„So lange ich drüben in Amerika bin, zeigst Du meiner Lady die Luxushotels von Good Old Europe. Fährst einfach von einer Nobelherberge zur Nächsten….“
„Äh… ich glaube… das ist doch nicht ganz meine Preisklasse…“
Matze klopft mir gönnerhaft auf die Schulter.
„Hör mal, ich wäre doch kein echter Snob, wenn ich Dir jetzt nicht – streng vertraulich unter uns – verraten würde, wie man bei der ganzen Sache die Kosten minimiert. Die Sonnenbrille holst du Dir selbstverständlich im Second-Hand-Laden. Okay?“
„Okay… und dann?“
„…und dann suchst Du Dir ein Internet. Klickst auf eine Hotelsuchmaschine Deiner Wahl. Und da stellst Du ein: mindestens vier Sterne und Schwimmbad, maximal fünfzig Euro die Nacht!“
„Vierzig!“
„Fünfundvierzig. Wir wollen ja nichts übertreiben! Der Ort ist Dir egal, Du bist ja mobil. Wie klingt das?“
Wie das klingt?
Ich glaube….
…ich glaube, ich geh mir dann mal ein Internet suchen…
Written by medizynicus
22. Juli 2013 at 20:38
Veröffentlicht in Alltagswahnsinn, Reise
Backpacker, Flash-Packer und Snob-Flasher
„Also, weißt Du jetzt endlich, wo Du Deinen Urlaub verbringen wirst?“ Fragt Kalle.
Ich bin noch immer ratlos und schüttele den Kopf.
„Ich glaube, ich habe das Reisen verlernt!“ sage ich.
„Was gibt’s denn da zu verlernen?“ fragt Schwester Paula, „Sie gehen ins nächste Reisebüro, machst eine Buchung…“
„Ich glaube, ich habe seit Jahrhunderten kein Reisebüro mehr betreten!“
Schwester Paula reißt ungläubig die Augen auf.
„Es ist ja nicht so , dass ich noch nie in so einem Laden drin war!“ fahre ich fort.
Beim letzten Mal wäre ich allerdings nach dreißig Sekunden am liebsten wieder schreiend rausgerannt. Neben mir saß nämlich so ein Schmuse-Päärchen, die auf der Suche nach einem ultimativem Romantik-Trip waren. Am liebsten ein Hotel ohne Kinder, Krüppel, Behinderte und Alleinreisende! Und hinter mir warteten Mama, Papa und zwei kreischende Gören, die wollten ein Familien-Hotel ohne Disco, Krüppel und Alleinreisende.
Und als die Reisebürotante mir dann die Höhe der Einzelzimmerzuschläge vorrechnete war mir klar, dass ich hier definitiv nicht erwünscht war.
„Sie können doch auch eine Single-Tour buchen!“ schlägt Schwester Paula vor.
„Oder fahr doch in eine Clubanlage!“ ergänzt Kalle.
Organisierter Single-urlaub im Club Soundso? Lustige Verkuppelspielchen und Ringelpietz mit Anfassen? Ohne mich, meine Herrschaften!
„Dann lieber Backpacking? Schnapp Dir ’nen Rucksack und fahr los in den Süden!“
Das käme ja noch am ehesten in Frage. Andererseits… man wird nicht jünger… und kakerlakenverseuchte Jugendherbergsbetten oder streng riechende Campingplatztoiletten? Ich glaube, aus dem Alter bin ich allmählich raus…
Die Tür geht auf und Matze kommt rein.
Nimmt sich einen Becher Krankenhauskaffeeplörre, setzt sich und schaut von Einem zum Anderen.
„Darf ich mitspielen?“ fragt er.
„Unser Kollege weiß nicht, was er mit seinem Urlaub anfangen soll!“ sagt Kalle und deutet auf mich.
Matze runzelt die Stirn und nimmt seine getönte Brille ab.
„Wie?“
„Der hat bald Urlaub und macht sich ins Hemd, weil er nicht weiß, wo er hinfahren will!“
„Hmm.“
Matze nimmt einen Schluck.
„Ich weiß, was ich nächste Woche mache!“
„Nächste Woche?“
„Da sitze ich im Flieger nach Florida!“
„Schon wieder Florida? Um diese Jahreszeit? Ist es da nicht viel zu heiß?“
„Ja, wir treffen uns in Miami und fliegen dann gemeinsam weiter nach Kanada in die Rockies…“
„Wer ist ‚Wir‚?“
Matze lächelt und zuckt mit den Schultern.
„Mein Privatleben!“
Kalle runzelt die Stirn.
„Dein Privatleben ist mir egal,“ sagt er und schaut abwechselnd zu Matze und zu mir, „Mir fällt nur gerade auf, dass Ihr beide zeitgleich Urlaub habt. Wer hat denn das genehmigt?“
Matze lächelt und sagt nichts.
Es ist zwar richtig, dass normalerweise nicht zwei Kollegen gleichzeitig weg sein sollten, aber Matze hat beim Chef Narrenfreiheit.
Er nimmt einen weiteren Schluck Krankenhauskaffeeplörre und schaut mich an.
„Ich glaub, ich hab was für Dich!“ sagt er.
Was denn, bitte?
Matze lächelt, greift in seine Hosentasche und fördert seine Autoschlüssel hervor.
„Was soll ich damit?“
„Wenn Du mich wieder zum Flughafen bringst, kannst Du die Lady haben!“
Matzes Lady ist schwarz wie die Nacht, wiegt zwei Tonnen, und hat doppelt soviel Hubraum wie der größte Sangria-Eimer vom Ballermann.
„Du meinst…. ?“
„Pass gut auf sie auf!“ sagt Matze.
„Und ich….?“
„Dir empfehle ich eine Runde Snob-Flashing!“
Matze grinst von einem Ohr bis zum übernächsten.
Written by medizynicus
22. Juli 2013 at 01:36
Veröffentlicht in Alltagswahnsinn, Reise
Rührei und Radio
Also, das mit dem Jodeln, das geht ganz einfach.
Man holt einmal tief Luft und dann singt man :“Holarühreiholaradioholarühreiholaradioholaradioholarührei!“
Und jetzt das Ganze nochmal langsam, für die Damen und Herren vom zweiten Bildungsweg: „Hol a Rührei, hol a Radio, hol a Rührei, hol a Radio, Hol a Radio, hol a Rührei!“
Wie ich da drauf komme und wo ich das gelernt habe?
Tja, Leute, ich Grüße euch aus den Bergen, von zweitausendfünfhundert Metern Höhe!
Okay, okay, genau gesagt Grüße ich Euch von der Hotelbar, die liegt tausendfünfhundert Meter tiefer, bin ich alles selbst gelaufen heute, einmal rauf und einmal runter!
Wie ich hierher komme?
Tja, das ist eine lange Geschichte, Schwester Paula spielt da mit und Kalle und vor allem natürlich der Matze und seine Lady.
Der ist nämlich wieder in Florida, also der Matze.
Und seine Lady, die ist hier!
Written by medizynicus
13. Juli 2013 at 21:25
Veröffentlicht in Alltagswahnsinn, Reise
Kein Intranet für Bad Dingenskirchen
Meine Hände zittern.
Ich schwitze, und das liegt nicht an der hochsommerlichen Außentemperatur. Der Raum, in dem ich mich befinde, ist nämlich klimatisiert. Genau genommen handelt es sich vermutlich um den einzigen klimatisierten Raum in diesem Haus, auf jeden Fall aber um den einzigen Raum mit Teppichboden.
Ich befinde mich im Olymp. Genau genommen, im Vorhof dazu.
„Einen Moment noch, Herr Doktor!“ sagt die Sekretärin.
Sie bietet mir keinen Stuhl an.
Warum denn auch? Die Tatsache, dass ich hier sein darf ist schließlich Ehre genug. Der Herr Direktor gibt sich nur selten in die Niederungen des Alltags hinab und als normalsterblicher Angestellter sieht man ihn eigentlich nur im Vorstellungsgespräch. Oder bei der Kündigung.
Dass mein Chef es geschafft hat, mir einen Termin bei ihm zu besorgen, grenzt an ein Wunder.
„Der Herr Direktor lässt bitten…“
Na, dann wollen wir mal!
Noch einmal tief einatmen… den Kittel zuknöpfen… das Namensschild gerade richten…
Ein kurzer Händedruck; seine Heiligkeit blickt vom Schreibtisch auf.
„Was wollen Sie?“
Ich nehme meinen Mut zusammen.
„Also, das ist so, Herr Direktor…“
Ich räuspere mich.
„…also, ich bin ja beauftragt worden…“
„Wozu?“
„Ich soll in unserer Abteilung ein Intranet anlegen!“
„Was?“
„Also, ein Intranet, das ist…“
„Ich weiß, was das Internet ist. Da muss man aufpassen, auf Viren…“
„Nein, Herr Direktor, kein Internet, sondern ein Intranet. Also ein Netz nur für die Mitarbeiter unserer Abteilung!“
„Wozu braucht man das?“
„Um die interne Kommunikation einfacher zu machen. All die Aushänge an schwarzen Brettern, wichtige Informationen, die man immer wieder mal braucht, Fortbildungen, Artikel aus Fachzeitschriften, Nachschlagwerke über Medikamente oder hausinterne Leitlinien…“
„Das gibt’s doch alles schon!“
„Natürlich, in Form eines Sammelsuriums von Zetteln und Aktenordnern…“
„Was sol das kosten?“
„Gar nichts, Herr Direktor, das ist es ja! Die Server existieren ja bereits und man kann von jedem Rechner in der Abteilung darauf zugreifen!“
„Was wollen Sie dann von mir?“
„Ich müsste eine Software installieren. Ein CMS, ein Content Management System, auf deutsch sagt man auch Redaktionssystem, also da gibt es zum Beispiel eines, das ist komplett kostenlos, es nennt sich WordPress, das müsste man nur installieren….“
„Installieren?“
„…wie gesagt, völlig kostenneutral, es müsste nur von einem Mitarbeiter der EDV-Abteilung installiert werden, das dauert vielleicht eine halbe Stunde, und wenn Sie dann daran denken, wie viel Arbeitszeit eingespart werden kann…“
„Abgelehnt!“
„Wie bitte?“
„Abgelehnt. In meinem Haus wird nichts installiert!“
„Entschuldigung, Herr Direktor….“
„Wegen der Viren. Illegale Sachen. Datenschutz.“
„Aber…“
„Sie können jetzt gehen!“
„Entschuldigung?“
„Gehen Sie jetzt!“
Tja, das war’s dann wohl!
Written by medizynicus
10. Juli 2013 at 14:04
Veröffentlicht in Alltagswahnsinn
Liebe Mitblogger, ich will Euch kennenlernen! Euch!! Genau Euch!!!
Die Sonne strahlt über Bad Dingenskirchen und ich sitze mit cooler Sonnenbrille und einer Tasse Krankenhauskaffeeplörre auf unserem Raucherbalkon… nein, nicht, dass ich plötzlich auf die Idee gekommen wäre, mir irgendein gesundheitsschädliches Laster anzugewöhnen und um ehrlich zu sein, darf man auf dem Balkon ja auch gar nicht rauchen, aber man kann es, zumindest rein theroretisch, also wenn keiner zuschaut.
Aber an so einem Tag… da will ich meine Krankenhauskaffeeplörre mit Sonnenbrille und freiem Himmel über dem Kopf genießen. Und das wollen wir alle.
„Ist doch fast schon wie Urlaub!“ sagt Schwester Paula und strahlt.
„A propos Urlaub,“ sagt Kalle und schaut mich an, „Haste schon irgendwelch Pläne?“
Ich schüttele den Kopf.
„Wird aber langsam Zeit, oder?“
Ich zucke mit den Schultern.
„Fliegen Sie doch nach Mallorca!“ sagt Schwester Paula.
Kalle sieht meinen Blick und grinst.
„Oder in die Türkei, die ist immer noch billig!“ fügt Paula hinzu.
„Es gibt doch bestimmt noch tausend Alternativen…“ sagt Kalle.
O ja, die gibt’s in der Tat!
Aber die verrate ich Euch jetzt nicht… also Euch schon, liebe Leser, aber Kalle und Paula müssen jetzt erstmal warten. Rasch trinke ich meine Tasse leer, stelle sie ordungsgemäß in die Spülmaschine und setze mich im Arztzimmer an den Computer.
Mir ist nämlich soeben eine Idee gekommen…
Ja, die Idee steht schon ganz oben in der Überschrift.
Ich möchte Euch kennenlernen… so richtig life und in Farbe… also natürlich nur diejenigen von Euch, die Lust haben, auch mich kennenzulernen, sonst kann man das Ganze ja auch sein lassen.
Jetzt wollt Ihr natürlich wissen, wo… also… das kriegen wir schon hin, sag ich mal, denn es gibt wohl kaum einen Ort im deutschen Sprachraum, den man nicht innerhalb von ein paar Stunden mit einem ICE oder einem halbwegs passablen Auto erreichen kann.
Und es muss natürlich auch nicht jetzt und sofort sein… halt irgendwann in den nächsten Wochen oder Monaten wird sich ja mal ein Wochenende finden… und keine Angst, ich werde Euch schon nicht zu sehr auf die Pelle rücken, Übernachten tu ich selbstverständlich im örtlichen Viersternehotel…
…also, Leute…?
Written by medizynicus
9. Juli 2013 at 16:24
Veröffentlicht in Alltagswahnsinn
Verliebt im Krankenhaus – oder: Wie ist das denn so, wenn man eine Kollegin ganz doll lieb hat?
Letztens hat mal wieder jemand diesen Uralt-Artikel ausgegraben und will wissen, wie das denn nun wirklich ist, mit den Bienchen und den Blümchen… also, ob man denn… im Krankenhaus…. und so. Ja, und da habe ich mir gedacht, da ich hier schon lange nichts mehr geschrieben habe, antworte ich mal so gut es geht. Eigentlich ist die Antwort ziemlich kurz:
Liebe zwischen Arzt und Patientin – absolutes No-Go. Also: Nein, Nein und nochmals Nein!
Damit war die Fragerin natürlich nicht zufrieden, und so bohrte sie nach: Wie ist das denn, wenn ein Arzt mit der feschen Kollegin… oder der hübschen Schwester…? Und wenn man auf der selben Station arbeitet? Kommt doch sicher vor, oder?
Liebe Fragerin,
Natürlich kommt das vor.
Und ich versuche mal, die Frage so gut es geht zu beantworten.
Nur Eines vorweg: Erstens gibt es keine allgemeingültigen Regeln und zweitens bin ich ganz bestimmt alles andere als ein großer Profi-Aufreißer.
Ehrlich gesagt, bin ich eher ein ziemlich braves Gegenteil… aber… aber, was wäre jetzt, wenn….?
Nehmen wir also an… Weihnachtsfeier… oder, der momentanen Jahreszeit angepasst: Sommerfest. Gutes Wetter, gute Stimmung, gutes Essen, ein paar Gläser Wein… es wird geflirtet und ich stelle fest, dass die Schwester Jenny doch eine ganz Süße ist (das wusste ich, ehrlich gesagt, auch vorher schon – Jenny kommt ja hier im Blog ziemlich häufig vor)…. und sie denkt so etwas Ähnliches über mich. Es wird später, die Party neigt sich dem Ende zu und ich biete der Jenny an, sie nach Hause zu bringen… wir fahren also mit meinem schicken Cabrio los, und dann stehen wir vor ihrer Haustür und da fällt dann der berühmte, bedeutungschwere Satz: „Kommste noch mit rauf?“
Ja.
Also.
Nochmal zurückspulen: Was gar nicht, in gar keinem Fall, nie, niemals geht: auf der Party herumzuknutschen. Das würde ich auch von anderen nicht tolerieren. Geht einfach nicht. Gehört sich nicht. Wir sind ja schließlich keine Siebzehn mehr (und ehrlich gesagt, hab ich sowas auch mit Siebzehn nicht gemacht…. das war aber wohl eher Mangel an Gelegenheit).
Aber jetzt: Vor Jennys Haustür. Wenn Jenny minderjährig ist oder noch in der Ausbildung, dann liefere ich sie mit einem verbindlichen Händedruck vor der Türe ab und fertig ist. Nie, nie, niemals würde ich irgendwas anfangen – auch nicht mit einer dreißigjährigen Schwesternschülerin. Das ist ganz klar rechtlich (oder wenn nicht juristisch dann zumindest disziplinarisch) ein absolutes No-Go.
Okay, und wenn Jenny anderweitig verliebt, verlobt oder verheiratet ist? Ganz heiße Kiste… würde ich persönlich auch die Finger von lassen. Wenn schon Affäre mit einer Verheirateten, dann bitte nicht mit einer Kollegin von der selben Station. Wäre mir persönlich einfach zu kompliziert – im schlimmsten Fall macht man sich erpressbar (selbst dann wenn der Ehemann/Partner/Freund der anderen kein Profiboxer oder Mafiapate ist). Wäre aber eh nicht mein Ding.
Also gut. Nehmen wir an, Jenny ist volljährig, fertig mit der Ausbildung und entweder ärztliche Kollegin oder Pflegekraft oder Physio- oder Ergotherapeutin oder Psychologin, Sozialarbeiterin, MTA oder was weiß ich… welchen von diesen (oder anderen denkbaren) Beruf sie ausübt ist eigentlich zunächst mal egal. Wobei: entscheidend ist, ob es ein Machtgefälle gibt: Arzt und ungelernte Reinigungskraft stelle ich mir schwierig vor – ähnlich der Situation mit einer Auszubildenden, auch wenn es juristisch keine Schwierigkeiten geben dürfte. Bei Assistenzarzt und halbwegs gleichaltriger Pflegekraft sehe ich prinzipiell keine Probleme, Chefarzt und unmittelbar disziplinarisch „untergebener“ Assistenzärztin stelle ich mir problematisch vor. Der Chefarzt macht sich im schlimmsten Fall erpressbar – immerhin erwartet sie von ihm ja ein Zeugnis. Gilt übrigens auch für Pflege-Chef(in) und einfacher Pflegekraft (m/w). Oberarzt (m/w) und Assistenzärztin (m/w) ist nicht ganz so problematisch, aber auch heikel.
Okay. Angenommen ich bin ein attraktiver Arzt, Mitte/Ende Dreißig und die Jenny ist eine attraktive Frau in meinem Alter. Oder vielleicht bin ich auch ein Oberarzt jenseits der Vierzig und die Jenny eine wahnsinnig attraktive Frau Mitte/Ende Zwanzig. Wir sitzen also in meinem Cabrio auf der Straße vor Jennys Haustür.
Und mal angenommen, ich komme dann wirklich mit rauf.
Was passiert dann?
Nehmen wir an, es passiert was.
Und dann?
Diskretion!
Absolute Diskretion ist Ehrensache. Sollte es sein.
Privatleben ist privat.
Das Ganze geht schließlich zunächst einmal genau zwei Personen etwas an und niemanden sonst (wir nehmen an, beide sind nicht anderweitig gebunden). Und beide Personen müssen sich zunächst einmal selbst darüber klar werden, was sie voneinander wollen. Mir wäre wichtig – das auch vorher klarzustellen – soviel Vertrauen zueinander muss sein, dass man das Ganze nicht gleich am nächsten Morgen brühwarm der besten Freundin (oder dem besten Freund) erzählt der es dann weiterträgt… Wenn das Ganze den Status einer Affäre hat, dann wäre es mir wichtig, auch dauerhaft diskret damit umzugehen. Wobei der Arzt bzw. der Sozial Höhergestellte mehr zu verlieren hat als die Pflegekraft bzw. die sozial niedriger stehende Person. Wenn der Chef das nämlich rauskriegt… wer weiß, was passiert? Wäre ich Chef und würde so etwas rauskriegen – ich würde die beiden direkt (unter 6 Augen) drauf ansprechen und dann versuchen, wenn möglich, beide in unterschiedlichen Abteilungen arbeiten zu lassen.
Anyway… irgendwann einmal wird es vermutlich Gerüchte und Gerede geben… und dann?
Ich verweigere weiterhin standhaft jeden Kommentar und weise darauf hin, dass mein Privatleben privat ist, Punkt. Siehe oben.
In diesem Zusammenhang ganz wichtig: Im Dienst geht man selbstverständlich weiterhi ganz korrekt und kollegial miteiander um. Die andere Person wird weder bevorzugt noch benachteiligt. Situationen, in denen man während der Arbeit zu zweit alleine ist, werden unbedingt vermieden, der Gerüchte wegen und um sich nicht angreifbar zu machen. Eine heimliche Nummer in der Wäschekammer oder im Heizungskeller? Nee, is nicht. Nicht mit mir. Dazu ist mir mein Job zu wichtig. Schließlich wird man fürs Arbeiten bezahlt und nicht fürs……
Also gut.
Nehmen wir an, die Jenny ist wirklich die absolute Traumfrau meines Lebens – und sie sieht das genauso.
Dann würde ich es irgendwann mal „offiziell“ machen. Und zwar am besten so, dass wir gemeinsam zum Chef gehen. Oder – falls ich der Chef bin – die Sache irgendwann mal irgendwie offiziell kundgebe (in was für einer Form? ich war noch nie in der Situation… muss man kreativ sein). Vorher würde ich allerdings mit meinem Anwalt sprechen.
Und wenn die Sache dann „offiziell“ ist?
Idealerweise sollte man, wenn möglich, den Arbeitsalltag so gestalten, dass man nicht den ganzen Tag lang unmittelbar zusammen arbeitet (man sieht sich ja abends und in der Freizeit eh oft genug und will sich da ja auch noch etwas zu erzählen haben…). Also, wenn möglich in unterschiedliche Abteilungen / Stationen versetzen lassen. Wenn das nicht möglich ist: Sich der anderen Person korrekt verhalten, sie nicht bevorzugen (auch nicht benachteiligen), Situationen vermeiden wo man zu zweit alleine ist…. siehe oben.
Und: Knutschen am Arbeitsplatz geht natürlich gar nicht! Sogar Händchenhalten wäre ein Tabu. Ein diskreter Händedruck oder ein verstohlenes flüchtiges Küsschen auf die Wange… vielleicht, aber mehr auf keinen Fall.
Hoffe, dir damit geholfen zu haben, liebe Fragerin!
p.s.: Liebe Fragerin, Haste morgen Abend schon was vor?
Written by medizynicus
8. Juli 2013 at 16:51
Veröffentlicht in Alltagswahnsinn
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