Archive for September 2014
Ebola in Deutschland (Teil 2)
Ein paar Tage nach seiner Rückkehr aus Afrika besucht Thorben
gemeinsam mit seiner Freundin ein großes Open-Air Festival in einer norddeutschen Kleinstadt. Das Wetter ist bescheiden und schon am zweiten Abend zieht Thorben sich eine dicke Erkältung zu, die ihm den Spaß an der Sache ziemlich verhagelt.
Anstatt den Bands auf den Bühnen zuzujubeln verbringt er die meiste Zeit im Zelt. Als dann auch noch Durchfall auftritt und das Fieber nicht besser wird, packt seine Freundin ihn ins Auto und will ihn nach Hause bringen. Bei einer Toilettenpause an einer Autobahnraststätte bricht Thorben zusammen.
Mit Notarzt wird er ins örtliche Krankenhaus gebracht. Erst dort erwähnt Thorbens Freundin den kurz zurückliegenden Westafrika-Aufenthalt.
In dem ganzen Chaos hat sie vorhin einfach nicht daran gedacht.
Was passiert jetzt?
Thorben wird unverzüglich aus der Notaufnahme in ein Isolier-Zimmer verlegt.
Das Gesundheitsamt wird informiert, innerhalb kürzester Zeit wird Thorben unter strengsten Isoliermaßnahmen in eines der „Kompetenzzentren“ verlegt (das sind Sonderisolierstationen in einigen großen Unikliniken, z.B. in Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Leipzig oder München).
Ob er überleben wird?
Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Allerdings ist davon auszugehen, dass bei einer guten symptomatischen Behandlung auf einer Intensivstation in einem deutschen Krankenhaus mit Infusionen und Kreislauf-Überwachung die Überlebenschancen deutlich höher sein dürften als in Westafrika. Vielleicht hat er eine Chance von 50%.
Und mit großer Wahrscheinlichkeit wird er nicht das einzige Opfer bleiben.
Wie viele Leute hat er wohl angesteckt?
Was wird aus den Besuchern des Festivals?
Ebola in Deutschland
In Westafrika ist das Ebola-Fieber ausgebrochen. Fast dreitausend Menschen sind dem Virus bereits zum Opfer gefallen, mehr als doppelt so viele Patienten mit bestätigter Diagnose bangen derzeit um ihr Leben – mindestens jeder zweite von ihnen hofft wahrscheinlich vergeblich. Bei einer Sterblichkeit von 50 bis 90 Prozent gehen die düstersten Prognosen von mehr als einer Millionen Todesopfer innerhalb der nächsten Monate aus.
Sind also auch wir in unserem kuscheligen Europa hier bald nicht mehr sicher?
Müssen wir Angst haben, dass das Virus durch Einwanderer – natürlich durch illegale Einwanderer, die sich auf abenteuerlichen Wegen über schrottreife Boote über das Mittelmeer, als blinde Passagiere auf Frachtschiffen oder mit Hilfe von kriminellen Menschenschmugglern zu uns durchgeschlagen haben uns jetzt nicht nur um unseren Wohlstand, sondern auch noch um unser Leben bringen werden?
In den Schmuddelecken des Netzes, auf den Blogs der bekannten Berufsverschwörer findet man solche Mutmaßungen inzwischen zu Hauf. Und damit einher gehen die Forderungen nach Härterem Durchgreifen…. und so weiter und so fort, lassen wir das….
Aber was würde denn passieren, wenn…?
Gehen wir einmal vom Schlimmsten aus.
Also: ein unkontrollierter Ebola-Ausbruch in Deutschland. Wie könnte das ablaufen?
Hier das Szenario:
Thorben M. ist dreiundzwanzig Jahre alt, Medizinstudent und Idealist. Er studiert Medizin, weil der den Ärmsten der Armen helfen will. Und seitdem er nach dem Abi zum ersten Mal ein halbes Jahr lang mit dem Rucksack durch Afrika gereist ist, hat der Schwarze Kontinent ihn in den Bann gezogen. Jetzt hat er ein Freisemester eingelegt und arbeitet sechs Monaten in einer Gesundheitsstation in einer ländlichen Region in Sierra Leone. Dort wurde er von der Ebola-Epedemie überrascht. Aber da er immer sorgfältig und gewissenhaft alle Hygienevorschriften beachtet hat, blieb er verschont.
Heute ist er gesund und wohlbehalten am Frankfurter Flughafen angekommen. Gestern haben seine afrikanischen Freunde und Kollegen noch eine kleine Abschiedsparty gegeben, jetzt schließt er nach vielen Monaten endlich seine Freundin wieder in die Arme und bevor das Semester wieder losgeht, will man noch ein wenig Urlaub machen…
Rezension: Studienführer Medizin – „Und in Fünf Jahren rette ich Menschenleben!“ von Saskia Christ
In wenigen Tagen beginnt an deutschen Universitäten das Wintersemester. Und wie jedes Jahr, so werden auch jetzt wieder ein paar tausend junge Leute ihre hoffnungsvolle Medizinerkarriere beginnen. Ein wenig verloren werden sie auf dem riesengroßen Campus ihrer Universität herumirren mit freundlicher Neugierde, auf der Suche nach Orientierung…. Halt, Euch kann geholfen werden! Zahlreiche Ratgeberbücher sind inzwischen im Angebot…. Einer aber ist richtig gut:
Und in Fünf Jahren rette ich Menschenleben – was man wissen muss, bevor man Medizin studiert
von Saskia Christ.
Auf zweihundert Seiten erfährt man zunächst, wie das Medizinstudium aufgebaut ist, dann gibt’s allgemeine Tipps zum Studenten- und Uni-Leben, Infos über Auslandsaufenthalte ein und zum Schluss ein paar Ausblicke auf die weitere Ärztekarriere.
Auch der Wichtigsten aller Fragen wird ein ganzes Kapitel gewidmet: „Darf ich den Porsche gleich bestellen, oder muss ich noch warten?“ Um die Antwort vorweg zu nehmen: So schlecht wie manche jammernden Kollegen behaupten, verdienen wir Ärzte nicht, und wer sein Einstiegs-Monatsgehalt von gut 4000 EUR brutto unbedingt in Altmetall investieren will, mag dies gerne tun, aber für die passende Rolex am Handgelenk könnte es dann schon etwas knapp werden…
Recht ausführlich setzt sich die Autorin mit der Motivation – also den guten und den weniger guten Gründen für ein Medizinstudium auseinander. Überhaupt ist das Buch vor allem auch als Lektüre für Diejenigen gedacht, die sich in Bezug auf ihren Studienwunsch noch nicht ganz sicher sind – also kurz vor oder nach dem Abitur stehen.
Die Informationen sind knapp und knackig präsentiert – und zum Weiterlesen gibt es zahlreiche Verweise auf Internet-Ressourcen: wer heute ein Studium beginnen will, ist schließlich mit dem Web groß geworden. Anstatt dröger Info-Dumps gibt’s die eine oder andere Anekdote, die sich nicht ergoogeln lässt und ein ganzes Kapitel voller augenzwinkernder Typologien von Mitstudenten und anderen Uni-Wesen.
Die Autorin Saskia Christ ist jung genug um die Erinnerung an ihre eigene Studienzeit noch nicht vergessen zu haben und erfahren genug um jungen Kollegen kompetent mit Rat zur Seite zu stehen.
- Saskia Christ: Und in fünf Jahren rette ich Menschenleben: Was man wissen muss, bevor man Medizin studiert, Broschiert: 208 Seiten, Verlag: Eden Books; 1. Auflage April 2014, ISBN-10: 3944296354 ISBN-13: 978-3944296357, Preis: EUR 9,95 – gibt’s nicht nur bei der berühmten einbrüstigen Kriegerin sondern auch in der kleinen Buchhandlung bei Dir um die Ecke