Archive for Oktober 2014
Lauter gute Nachrichten
Jetzt will ich es mal Molly nachtun und nach den doch sehr schwermütig-nachdenklich-vor-novemberigen Artikeln der letzen Tage etwas Schöneres schreiben. Immerhin ist ja heute noch goldener Oktober und der ist bei uns in Bad Dingenskirchen wirklich golden, also so mit Sonne, buntem Laub und allem, was dazu gehört….
Also:
- Oma Meiermüllerschulze hat das Krankenhaus verlassen. Lebendig und auf eigenen Füßen. Und dabei stand es verdammt auf der Kippe für sie!
- Herr Müllermeierschmidt hat seine Reha genehmigt bekommen – nachdem sie zweimal abgelehnt worden war. Aber unsere Sozialtanten haben sich echt ins Zeug gelegt!
- Jenny hat richtig gute Laune. Sogar Schwester Paula hat letztens mal öffentlich gelacht.
- Oberarzt Biestig hat eine Beule in seinem Porsche. Aber er war nicht schuld und die Versicherung zahlt.
- Morgen gibt’s wieder Gehalt. Und Weihnachtsgeld
- Als ich gestern das Krankenhaus verlassen habe, war es noch hell. Und die Sonne hat geschienen.
- Als ich heute früh zum Dienst kam, hat die Sonne schon wieder geschienen.
- Frau Schulzemüllermeier hat nicht nur einen Fünfziger in die Kaffeekasse getan, sondern auch noch eine ganz liebe Karte dazu geschrieben, in der sie sich für die wunderbare Behandlung bedankt. Was insofern bemerkenswert ist, als sie nach ihrem Schlaganfall nicht in der Lage war, einen Schluck Wasser zu sich zu nehmen ohne sich zu verschlucken – und niemand wagte davon zu träumen, dass sie jemals wieder in der Lage sein würde, einen Stift zu halten.
…..und es gibt noch viele weitere Sachen. Vielleicht sollte man das öfters machen: einfach mal die positiven Seiten betrachten!
Danke, Molly!
freiwillige Todesstrafe?
„Angeklagter, erheben Sie sich! Im Namen es spelunkistanischen Volkes ergeht folgende Urteil:
Das Gericht erkennt Sie in allen Punkten für schuldig und verhängt deshalb eine lebenslange Freiheitsstrafe. Und lebenslänglich heißt bei uns lebenslänglich! Machen Sie sich keine Illusionen, Sie kommen da nicht mehr raus. Und Sie wissen: ein spelunkistanischer Knast ist kein Ponyhof! Machen Sie sich also darauf gefasst, für Ihre furchtbaren Verbrechen lange und schwer zu büßen!
Aus Gründen der Menschlichkeit läßt Ihnen das Gericht aber einen Ausweg: Nach Ablauf eines Jahres haben Sie die Möglichkeit, sich für eine freiwillige Deanimation zu entscheiden. Dieses Grundrecht steht jedem unserer Bürger zu und soll auch Ihnen nicht genommen werden. Das ist alles. Setzen Sie sich, Angeklagter!“
Die lange erwartete Urteilsverkündung gegen den Furchtbarsten aller spelunkistanischen Gangsterbosse wurde life im Fernsehen übertragen. Das ist so üblich in Spelunkistan.
Irgendwo in einer kleinen Provinzstadt starrt Oppa Kasuppke fassungslos auf die Mattscheibe. Er schüttelt den Kopf und schaltet die Glotze aus.
„Unfassbar!“ sagt er, „Freiwillige Deanimation! Die lassen dem Kerl doch glatt die Möglichkeit, sich einfach so davon zu machen!“
„Lass Ihn doch!“ sagt Omma Kasuppke und macht eine wegwerfende Handbewegung, „Hauptsache, der Kerl ist aus dem Verkehr gezogen!“
„Aber er doch muss büßen für das, was er angestellt hat!“ sagt Oppa.
Omma lächelt.
„Sieh das mal von der anderen Seite,“ sagt sie, „Was glaubst Du, was so ein Jahr im Gefängnis kostet! Wenn Du das auf seine zu erwartende Lebenszeit hochrechnest, kommen da ein paar hunderttausend Spelunki-Dollars zusammen. Das Geld fehlt anderswo. Zum Beispiel bei unserer Rente. Sei doch froh, wenn er freiwillig bereit ist, den Löffel abzugeben!“
….wieder so eine fiese Gedankenspielerei?
Nein, manchmal liegt Spelunkistan gleich um die Ecke!
Opa kriegt die Spritze: Sterbehilfe in Spelunkistan
Wir befinden uns immer noch in Spelunkistan. Genau genommen in einer schicken Arztpraxis im Zentrum einer großen Stadt. Der Herr Kollege ist übrigens kein Hausarzt, sondern ein Facharzt für Deanimation und Thanatologie. Also ein Experte auf dem Gebiet, um das es jetzt geht. Die Tür zum Sprechzimmer geht auf und ein Paar in den Fünfzigern kommt rein.
„Was kann ich für Sie tun?“ fragt der Doktor.
Die beiden nehmen Platz und drucksen ein wenig herum.
„Wir wollen uns um Opa kümmern!“ sagt der Mann schließlich.
„…also, es geht um meinen Vater!“ fügt sie hinzu.
„Sie wollen also….?“
Der Doktor schaut sie aufmunternd an.
„Wir wollen, dass er….“ die Frau räuspert sich, „…dass er in Frieden gehen kann!“
So, jetzt ist es endlich raus.
Der Arzt nickt sachlich-professionell.
„Sie haben die notwendigen Unterlagen dabei?“
Die Frau seufzt.
„Das ist es ja gerade!“
„Er hat also nicht unterschrieben? Es gibt keine Patientenverfügung?“
Die Frau schüttelt den Kopf.
„Nein. Als er noch fit genug war, hat er gesagt, das hat noch Zeit. Er hat sich um die Entscheidung gedrückt. Und jetzt ist er dement. Weiß gar nicht mehr, wo er ist, erkennt sogar seine eigenen Kinder nicht mehr und will ständig weglaufen!“
„Er hat doch keine Lebensqualität mehr!“ fügt ihr Partner hinzu.
Der Arzt lehnt sich zurück, legt die Hände zusammen und schaut nachdenklich von Einem zum Anderen.
„Wenn er selbst nicht in der Lage ist, eine Entscheidung zu treffen, dann müssen Sie in seinem Sinne entscheiden!“ sagt er.
Die Frau nickt heftig.
„Das wollen wir doch tun!“
„Er ist inkontinent und pflegebedürftig,“ fügt ihr Partner hinzu, „und trotzdem will er ständig aufstehen und weglaufen. Dabei kann er gar nichts mehr. Er ist schon mehrfach gestürzt. Eigentlich muss man ihn ständig beaufsichtigen. Aber das können wir einfach nicht! Unsere eigenen Kinder sind gerade aus dem Haus, inzwischen haben wir zwei kleine Enkel, die wir jeden Tag betreuen weil unsere Tochter berufstätig ist…. wir schaffen es einfach nicht mehr!“
„…wir haben ja schon überlegt, ihn in ein Heim zu geben!“ sagt die Frau, „Aber das ist ja wahnsinnig teuer. Das Geld haben wir einfach nicht.“
Ihr Partner seufzt.
„…und jetzt mal im Ernst: was hat Opa denn noch zu erwarten im Leben? Besser wird es doch nicht!“
Der Doktor nickt.
„Wenn die Demenz von fachärztlicher Seite bestätigt worden ist, werden Sie vom Amt eine entsprechende Bescheinigung bekommen. Dann dürfen Sie an seiner Stelle entscheiden. Das wird noch ein paar Tage dauern, aber wir können ja trotzdem schon einen Termin vereinbaren!“
Die Frau runzelt die Stirn.
„Die Deanimation muss in einer zugelassenen Einrichtung durchgeführt werden!“ erklärt er Arzt und schaut auf seinen Computerbildschirm, „Warten Sie einen Moment…. hier, im ‚Haus Abendrot‘ wäre noch etwas frei für Anfang nächster Woche… ein sehr schönes Haus, stilvoll und exklusiv, allerdings nicht ganz billig….“
Die Frau wirkt ein wenig irritiert.
„….aber ich sehe hier, im ‚Last Exit‘ würde es auch gehen. Das ist etwas…. sagen wir, etwas rustikaler. vor allem preislich auch viel günstiger. Die Bestattungskosten entfallen ja sowieso, sofern Sie sich für eine nachhaltige Verwertung entscheiden!“
Die Beiden Angehörigen schauen sich an.
„…Sie brauchen keine Sorge zu haben,“ fügt der Arzt leutselig hinzu, „das mit den grünen Keksen, das war nur ein blöder Film, das hat hat natürlich absolut nichts mit der Wirklichkeit zu tun!“
Geben Sie mir doch die Spritze!
Neulich irgendwo in Spelunkistan: Es ist Montag Morgen und die Praxis unseres ungenannt bleibenden Hausarztkollegen brummt. Der Herr Doktor drückt von seinem Schreibtisch aus die Taste der Wechselsprechanlage
„Der Nächste bitte!“
Ein schmächtiges Männlein fortgeschrittenen Alters schlurft mühsam am Gehstock hinein ins Sprechzimmer.
„Was kann ich für Sie tun?“ fragt der Doktor in gelangweiltem Ton.
Der Patient seufzt, setzt sich, seufzt noch einmal.
„Doktor, geben Sie mir die Spritze!“
„Äh…“
„Sie wissen schon, damit ich einschlafe!“
„Sie wollen ein Schlafmittel?“
„Zum Schlafen und nie wieder aufwachen!“
„Ah so… gut, jetzt weiß ich, was Sie meinen. Drücken Sie sich doch am besten gleich von Anfang an klar aus, das erspart uns dann lästige Kommunikationsprobleme. Ich darf annehmen, Sie haben die notwendigen Bescheinigungen dabei?“
„Sie meinen diesen Schrieb vom Psychologen?“
„Vom Psychiater, nicht Psychologe! Sie brauchen ein Attest, dass Sie im Vollbesitz Ihrer geistigen Kräfte und in der Lage sind, eine derart endgültige Entscheidung zu treffen. Und dann bräuchte ich noch die von Ihnen unterschriebene Erklärung, dass Sie diese Entscheidung aus freiem Willen treffen…“
Der Patient zieht ein paar zusammengefaltete Papiere aus seiner Brusttasche und legt sich vor dem Arzt auf den Schreibtisch. Der fasst die Formulare mit spitzen Fingern an, überfliegt sie kurz und runzelt die Stirn.
„Halt, Sie haben keinen Grund angekreuzt!“
„Ach, diese Schmerzen, Herr Doktor…“
Der Doktor nickt zufrieden.
„Sehr gut. Schmerzen sind immer gut. Damit werden wir schon keine Scherereien bekommen. Dann ist ja alles in Ordnung!“
Er macht das Kreuzchen an der entsprechenden Stelle und schaut auf.
„Sie haben alles Notwendige organisiert?“
„Sie meinen…. Testament und so?“
„Genau. Testament erstellt, Bestattungstermin vereinbart, Schulden beglichen, Verträge gekündigt…. ich weiß, es ist nicht meine Aufgabe, Sie darauf hinzuweisen und es geht mich auch gar nichts an, aber Sie würden Ihren Hinterbliebenen eine Menge Ärger ersparen!“
„Aber ich habe doch niemanden…“
„Noch besser. Sehr schön. Kein Problem also. Sie können dann gleich nebenan Platz nehmen, die Schwester kommt sofort. Aber jetzt müssen Sie mich kurz entschuldigen, ich muss dringend aufs Klo…. dauert zwar nicht lange, aber wenn ich fertig bin, dann sind Sie ja wahrscheinlich nicht mehr da. Also, dann ich verabschiede mich schonmal: machen Sie’s gut! Guten Abgang und… äh, ja, viel Erfolg im Jenseits, bei… hmm, also an was auch immer Sie glauben!“
Der Arzt springt auf und öffnet die Tür zum Nebenzimmer.
Bevor er zur Toilette entschwindet, drückt er den Knopf auf dem Schreibtisch.
„Der Nächste bitte!“
Mexikanische Bloggerin und Ärztin entführt und wahrscheinlich ermordet
María del Rosario Fuentes Rubio ist – man muss wohl sagen war – eine Ärztin und Bloggerin, die den Mut bewies, sich mit der Mafia anzulegen.
Dass so etwas eine verdammt gefährliche Sache ist, weiß man. Maria hat es trotzdem auf sich genommen und für ihre Zivilcourage mit dem Leben bezahlt.
Wer spanisch spricht:
Die Facebook-Seite „Valor por Tamaulipas„ und der zugehörige Twitter-Account existieren noch.
Keine andere Wahl
Nee, sorry…..
….nee, geht wirklich nicht…
Ja, ich weiß, Du bist blutüberströmt weil Du gerade zusammengeschlagen wurdest von einer wütenden Menschenmenge….
….neee, aber ich habe leider keine andere Wahl, lieber Lokführer, ich kann dich wirklich nicht behandeln!
Damit wir uns nicht missverstehen: Nein, das hat nichts mit unterlassener Hilfeleistung zu tun.
Aber meine Arbeitskraft ist nun einmal begrenzt. Und die stelle ich zunächst bevorzugt den vielen gestrandeten Reisenden zur Verfügung, die dehydriert und unterkühlt auf irgendwelchen Bahnhöfen herumhängen mussten oder womöglich dort kollabiert sind. Abgesehen davon: habe ich eigentlich kein Recht, zu streiken?