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Hausarzt stellt Blanko-Rezepte aus
Neue Wege beschreitet ein Hausarzt in Visselhövede, um seinen Protest gegen die jüngsten Vorgaben von Krankenkassen und Kassenärztlicher Vereinigung auszudrücken.
Nach seinen Angaben verpflichten ihn diese Vorgaben dazu, immer mehr Zeit für Bürokratie und Verwaltungstätigkeit aufwenden zu müssen, wobei der Sinn dieser Tätigkeiten oft mehr als Zweifelhaft sei.
„Jeden Tag verbringe ich ein bis zwei Stunden damit, Formulare zu unterschreiben, die ich nicht verstehe und von denen ich keine Ahnung habe, wozu sie gut sein sollen!“ sagte er gegenüber der örtlichen Presse.
Deshalb wird er heute, am traditionell arbeitsreichen ersten Tag des neuen Quartals Blanko-Rezepte ausstellen. Die mit Unterschrift und Datum versehenen Rezeptformulare werden von seiner Helferin vorgehalten und an die Patienten verteilt.
Die Patienten können sich dann selbst aussuchen, welches Medikament sie haben möchten. Auch Anforderungen für Überweisungen zu Fachärzten, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen oder Wünsche nach Massagen und Krankengymnastik werden auf gleiche Weise bearbeitet.
Wer möchte, hat Gelegenheit, mit dem Arzt über die aktuelle Gesundheitspolitik zu diskutieren.
Viele Patienten begrüßen diese Maßnahmen: „Meistens wissen wir doch selbst genau, was wir brauchen!“ sagte Frau K, 76 Jahre, „und so kommen wir viel schneller an unsere Tabletten und brauchen nicht mehr stundenlang im Wartezimmer zu sitzen!“
Von unseren Funktionären verarscht (wieder mal)
Irgendwann stellt sich für jeden Arzt die Frage, wo er denn nun seine langfristige berufliche Zukunft sieht.
Manche Kollegen und Kolleginnen wissen das schon im Studium ganz genau: Avialle, die kleine Aufschneiderin will Chirurgin werden. Sternenmond will Kinderärztin werden.
Andere Leute lassen sich mit der Entscheidung etwas mehr Zeit.
Wenn man sich so die verschiedenen Karrierepläne seiner Kollegen anhört, fällt eines auf: Die meisten sehen ihre Zukunft – in der einen oder anderen Form – im Krankenhaus. Natürlich würde man gerne irgendwann einmal Chefarzt werden. Oder zumindest Oberarzt. Wenn nicht in Deutschland, dann im Ausland.
An eine Niederlassung in eigener Praxis, womöglich noch als Hausarzt, denken hingegen die Wenigsten.
Dabei wird allmählich immer deutlicher, dass zumindest langfristig in Deutschland Hausärzte gebraucht werden. Und zwar vor allem in ländlichen Regionen.
Unsere Funktionäre und Politiker wissen das.
Aus diesem Grunde gab es finanzielle Förderungen: Wer als Teil seiner Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin in einer Hausarztpraxis arbeitet, bekommt von den Kassenärztlichen Vereinigungen einen Zuschuss zu seinem Gehalt. Oder anders ausgedrückt: Einen erheblichen Teil seines Gehaltes zahlt nicht der Arbeitgeber (die Praxis, in der er arbeitet), sondern die Institution, welche dafür verantwortlich ist, dass flächendeckend eine hausärztliche Versorgung gewährleistet ist.
Dieser Verein ist allerdings für so manche Überraschung gut – wie nicht nur die leidgeprüften niedergelassenen Kollegen wissen.
Die Neueste Schnapsidee (übrigens ein herrlicher Beitrag für den Kafka-Award):
Ärzte, welche nicht so spuren wie politisch gewollt sollen ihr Gehalt wieder zurückzahlen.
Das ist kein Aprilscherz, das ist ernst gemeint: Wer seine Facharztprüfung bestanden hat, soll sich anschliessend schleunigst in eigener Praxis niederlassen, nach Möglichkeit irgendwo in der Zone…. Äh, in den östlichen Bundesländern auf dem platten Land.
Wer sich nach einer bestimmten Zeit immer noch nicht niedergelassen hat, soll gefälligst das, was er im Laufe seiner Weiterbildung an Förderung von der KV erhalten hat, zurückzahlen.
Wie bitte?
Reden wir Klartext: Für viele jüngere Kollegen ist es schlicht und einfach nicht attraktiv, sich als Hausarzt niederzulassen. Die Arbeitszeiten sind lang und oft nicht mit einem geregelten Familienleben zu vereinbaren, die Vergütung wird jährlich schlechter und die Bürokratie immer schlimmer.
Es gibt inzwischen bessere Alternativen: Jobs als Angestellter Facharzt in Akut- und Rehakliniken, oder auch in MVZs oder in großen Praxen.
Wäre es nicht vielleicht angebracht, den Beruf des Hausarztes wieder attraktiver zu machen anstatt hier mit der Peitsche auch noch die Letzten zu vergraulen, die sich vielleicht dafür interessieren?
Ob das kleine Häuflein der Aufrechten es noch schaffen wird, diese Entwicklung zu verhindern bzw. rückgängig zu machen?
Man darf gespannt sein!