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Ich will einen Tricorder!
Im Krankenhaus hat man mit kranken Menschen zu tun. Jeder, der irgendwann einmal mit so einer Einrichtung zu tun gehabt hat weiß: das Problem an der Sache ist, dass es so viele verschiedene Krankheiten gibt.
Jeder Patient hat etwas Anderes.
Wirklich, fast jeder, und dann… ja, dann müssen wir uns meistens eine Menge Arbeit machen, mit Untersuchen, Blut abzapfen, Röntgen und so weiter.
Wäre es nicht viel einfacher, wenn es da so ein kleines Maschinchen gäbe, welches man mal eben schnell über den Patienten hält und dann… wusch… pieps… sagt einem das Maschinchen, was Sache ist?
Nie mehr an schweißriechenden, blutverschmierten, nach Urin und Exkrementen duftenden Körpern herumfingern müssen?
Nicht nur wir Ärzte und Pflegepersonal, auch die Patienten wären glücklich und zufrieden… auf den ganzen Erde, ach was sage ich, im ganzen Univesum… äh… stopp… momentmal… habe ich da Universum gesagt? Also Weltall?
War da nicht mal was? Dieser legendäre Tricorder bei Star Treck?
Ja, richtig! Wer sowas erfindet, der kann sich beim legendären X-Prce-Wettbewerb 10 Millionen Dollar verdienen (SpOn berichtet).
Ganz so abwegig ist die Sache heutzutage gar nicht mehr. Wer hätte schließlich vor fünfzig Jahren an die Möglichkeit von CT oder MRT-Untersuchungen gedacht oder daran, dass es Ultraschallgeräte für die Kitteltasche gibt, die in nicht allzu ferner Zukunft möglicherweise tatsächlich zum Alltagsstandard gehören könnten?
P.s.: Beim X-Price gibt’s noch viel mehr zu gewinnen. Zwanzig Millionen zum Beispiel für denjenigen, der bis Ende nächsten Jahres noch mal schnell zum Mond fliegt!
Wieviel Diagnostik braucht der Mensch?
Die Kommentare auf diesen Artikel aus der letzten Woche haben mir zu denken gegeben. Und heute berichtet der Spiegel Online über den Fall einer jungen Frau, welche sterben musste weil die Hausärztin ihre Beschwerden als „psychisch“ abgetan hat anstatt den fortgeschrittenen Darmkrebs zu diagnostizieren.
In meinem Beispiel ging es um einen jungen Mann, der wegen unklarer Abdominalbeschwerden stationär eingewiesen wurde, nachdem der Hausarzt ihn zuvor längere Zeit erfolglos behandelt hatte.
Wir führten alle Untersuchungen durch, die in so einem Fall sinnvoll sind: Blutentnahmen, Sonographie, Gastroskopie, Coloskopie und letztendlich noch ein CT. Die gesamte Diagnostik verläuft unauffällig.
Keine pathologischen Befunde.
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Patient hat irgendeine geheimnisvolle, seltene Krankheit und wir wir dummen Dorfdoktoren aus dem Kreiskrankenhaus Bad Dingenskirchen sind einfach nicht schlau genug um sie zu finden.
Oder der Patient ist – zumindest rein körperlich gesehen – gesund.
Welche von den beiden Möglichkeiten zutrifft, wissen wir nicht.
Die zweite Aussagen trifft wesentlich häufiger zu. Und ist damit wahrscheinlicher.
In der Medizin – und nicht nur dort – gibt es einen Grundsatz: häufige Sachen sind häufig und seltene Sachen sind selten. Samuel Shem drückte es in seinem Buch „The House of God“ etwas poetischer aus: Wenn Du draußen Hufgetrappel hörst, denke zunächst an Pferde und nicht an Zebras.
Das Zebra, das ist der seltene Nebennierentumor.
Die Pferde, das sind die „funktionellen Beschwerden“.
Damit beschreibt man eine Krankheit, deren Ursache man nicht kennt und die man auf psychosomatische Zusammenhänge zurückführt.
Das Tückische daran ist, daß man psychosomatische Zusammenhänge nur in den seltensten Fällen eindeutig beweisen kann, obwohl es eigentlich ganz logisch auf der Hand liegt: Streß, Ärger und Ängste machen krank.