Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

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Kein Geld für teures Krebs-Medikament: Wie viel darf ein Menschenleben kosten?

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Das Prostata-Karzinom gehört zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen des Mannes. In Großbritannien zum Beispiel erhalten jedes Jahr etwa 35000 Männer die Diagnose – und ein beachtlicher Teil davon wird daran sterben.
An Behandlungsmethoden wird kräftig geforscht – und jetzt ist wieder einmal ein neues Medikament auf den Markt gekommen: Cabazitaxel. Das neue Mittel soll bei Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung eingesetzt werden und kann – angeblich – die mittlere Überlebenszeit um etwa drei Monate verlängern.
Der Nachteil: Die Behandlung kostet etwa fünfundzwanzigtausend Euro.
Das ist ziemlich viel Geld.
Zu teuer – und damit ein viel zu schlechtes Preis-Leistungsverhältnis, sagt das britische „National Institute of Clinical Excellence (NICE)“, welches für die Bewertung von neuen Therapieformen zuständig ist. Der staatliche Gesundheitsdienst in Großbritannien (NHS) soll die neue Behandlung nicht finanzieren.
Der Aufschrei ist groß und manch eine Boulevardzeitung bläst zum großen Halali und manch eine Selbsthilfegruppe bläst in dasselbe Horn. Kann man – nur des schnöden Mammons wegen – einem schwerstkranken Menschen die letzte Chance nehmen, sein Leben zu verlängern?
Viele Ärzte sehen das hingegen differenzierter.
Die finanziellen Ressourcen im Gesundheitswesen sind begrenzt. Für dasselbe Geld, was eine einzige Cabazitaxel-Behandlung kostet könnte man eine komplette Palliativstation oder ein Hospiz eine ganze Weile lang betreiben. Was also brauchen diese Schwerstkranken am Ende ihres Lebens notwendiger? Ein Medikament – und ein bißchen Hoffnung oder intensive pflegerische Betreuung und Behandlung ihrer Symptome?
In Deutschland wird es wohl noch eine Weile dauern, bis solche Diskussionen offen geführt werden….

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15. Januar 2012 at 13:45

Koks und Heroin im Supermarkt?

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Neulich in Spelunkistan: In der Drogerie am Rande einer kleinen Stadt ist eine Menge los. Gerade wird ein etwas abgerissen wirkender junger Mann bedient.
„…und darf’s sonst noch etwas sein?“ fragt die geduldige Drogistin.
Der junge Mann kratzt sich am Kopf.
„Noch ein Viertelpfund Heroin bitte!“ sagt er dann.
Die Drogistin nickt.
„Weißes oder Braunes? Wir hätten da gerade ein Sonderangebot…“
„Weißes bitte. Und noch hundert Gramm Kokain, und zwar bitte das Zeug aus Kolumbien, welches Sie mir letztens verkauft haben!“
„Das kolumbianische Kokain ist leider gerade aus. Ich könnte Ihnen peruanische Ware anbieten. Ist aber nicht ganz billig…“
„Gut, geben Sie mir bitte fünfzig Gramm davon. Und dann hätte ich gerne noch eine Tüte Schwarzen Afghanen.“
„Zum Hierrauchen oder zum Mitnehmen?“
„Zum Hierrauchen bitte!“
Während der abgerissene junge Mann bezahlt, tuschelt Frau Cnalcoprowski ihrer Nachbarin kopfschüttelnd etwas zu. Es klingt so ähnlich wie: „Immer wieder diese Junkies…“
Aber die Nachbarin lächelt nur müde.
„Ach wissen Sie, ich habe nichts gegen die Junkies. Wer sich kaputt ballern will, der soll das von mir aus in Himmels Namen tun. Aber seitdem die das Zeug hier in der Drogerie kaufen können, ist bei uns nicht mehr eingebrochen worden, und mein Mann freut sich darüber, dass sein Auto nicht mehr aufgebrochen wird. Was er allerdings vermisst, sind die billigen Stricherinnen…“
Und jetzt muss auch Frau Cnalcoprowski lächeln.
So geht’s also zu in Spelunkistan. Und demnächst vielleicht auch bei uns?

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22. Oktober 2011 at 17:31

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Gewissensgründe um drei Uhr nachts

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Völlig verheult sitzt die junge Frau auf einem der Wartestühlchen unten in der Ambulanz. Es ist Freitagnacht oder auch schon Samstagmorgen, was weiß ich denn, jedenfalls bin ich alles andere als begeistert, aus tiefstem Tiefschlaf heraus geweckt worden zu sein und die Kleine merkt das, schluchzt noch einmal und zieht die Nase hoch.
Ich nicke ihr zu, grummele ein eisiges „guten Morgen“ und winke in Richtung Behandlungszimmer Nummero eins. Die Kleine steht auf und folgt mir mit einer Freundlin im Schlepptau.
Ich nehme im Chefsessel hinter dem Schreibtisch Platz.
„Also, was ist los?!“
Immer schön sofort zur Sache kommen, bloß keine unnötige Höflichkeit um diese Zeit.
„Wir waren abends unterwegs,“ beginnt die Freundin, „dann haben wir ein paar Leute kennengelernt, die haben uns noch auf eine Party mitgenommen, und dann…“
Die beiden schauen einander an, werden rot, kichern. Wie alt mögen sie sein? Höchstens siebzehn! Eher sechzehn. Soll ich sie jetzt duzen oder siezen?
„Ich bräuchte dann noch die Krankenkassenkarte!“ sage ich.
Die Eine nickt und kramt in ihrem strassbesetzten Handtäschchen.
„Also, was war dann?“ fahre ich fort.
Die Kleine wird noch roter.
„Dann… ja dann ist halt was passiert…“
Aha, jetzt verstehe ich.
– Fortsetzung folgt! –

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29. September 2011 at 08:15

Wie ein Mensch zur Leiche wird – Teil 2: Der Totenschein

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So, jetzt sitze ich also zu nächtlicher Stunde im Schwesternzimmer und kaue auf dem Kugelschreiber herum. Der Kaffee ist kalt geworden. Ich hole mir einen neuen. Vor mir liegt ein Stück Papier. Genau genommen, ein Formularsatz, der aus mehreren Teilen besteht: der Totenschein von Frau Olschewski. Und der grinst mich öd und leer an und will von mir ausgefüllt werden.
Da Deutschland ein föderalistischer Staat ist, hat jedes Bundesland sein eigenes Totenscheinformular kreiert. Die Dinger unterscheiden sich in Farbe und Grad der Unhandlichkeit, aber eines haben sie alle gemeinsam: einen sogenannten Nicht-Vertraulichen Teil, der ans Standesamt geht und nur die Personalien inklusive Sterbedatum, Zeitpunkt und Ort enthält und einen sogenannten Vertraulichen Teil, und da muss ich jetzt die Ursache des Todes eingeben, und zwar zunächst die „unmittelbare Todesursache“, dann die zu Grunde liegende Erkrankung und schließlich weitere Diagnosen, die eventuell zum Ableben beigetragen haben.
Aber weiß ich das?
Früher einmal, in der guten alten Zeit, da hat man es sich einfach machen können und in die erste Zeile das gute, alte „Herzversagen“ eingetragen. Ist ja nicht unbedingt falsch. Trifft aber auch auf das eine oder andere Mafiaopfer zu und ist daher wenig aussagekräftig und somit von heutigen Staatsanwälten nicht erwünscht.
Also, woran ist denn Frau Olschewski nun verstorben? Immerhin habe ich die Krankenakte zur Hand und weiß somit von ihrer schweren Tumorerkrankung, somit habe ich schon etwas für die zweite Zeile (wir erinnern uns: das „als Folge von“, also die zum Tode führende Krankheit). Und als unmittelbare Todesursache trage ich „Multiorganversagen“ ein, das ist zwar genausowenig aussagekräftig wird aber merkwürdigerweise akzeptiert. Und dann noch ein paar Sachen aus der langen Liste der internistischen Dauerdiagnosen in die dritte Zeile, und fertig… halt! Noch nicht. Gibt es Hinweise für einen „Nicht-Natürlichen Tod“? Nein, ich kann nicht ausschließen, dass nicht doch jemand… ähem… diskret nachgeholfen hat. Aber ich halte es für unwahrscheinlich. Also kein Kreuzchen gemacht. Und dann ist da noch die Rechnung… die muss ich noch unterschreiben: „Wir bedauern das Ableben Ihres Angehörigen,“ steht auf dem Vordruck, „und erlauben uns, Ihnen das folgende Honorar zu berechnen.“
Früher einmal ging dieses Honorar in die eigene Tasche desjenigen, der die Leichenschau gemacht hat. Heute streicht das Krankenhaus sich die Kohle ein.
So, das wäre geschafft.
Jetzt muss ich noch die Angehörigen anrufen.

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7. September 2011 at 19:05

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Die Sache mit der Leichenschau

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Undertaker Tom hat heute ein Thema angesprochen, welches nicht nur in Bestatter- sondern auch in Ärztekreisen immer wieder für heftige Diskussionen führt. Es handelt sich um einen der wenigen Berührungspunkten zwischen den beiden Berufen: nämlich den Moment, in dem ein Mensch aus der Obhut des Letzteren in die des Ersteren übergeht.
Nein, das Sterben an sich reicht dazu bekanntlich nicht aus. Erst dann, wenn ein Mensch offiziell tot ist, darf der Bestatter aktiv werden.
Wir Ärzte müssen den Tod feststellen. Und das ist so ziemlich das Letzte, was wir mit unseren Patienten anstellen. Mit den weitaus meisten jedenfalls.
Wie läuft so etwas ab?
Begeben wir uns also nach Bad Dingenskirchen. Montag Abend, kurz vor Geisterstunde. Stickig-schwüler Spätsommerabend, klebrig-müde schlurfe ich über die Krankenhausflure.
Dann ein Anruf von Station vier. Da muss ich auch noch hin, hat aber keine Eile. Frau Olschewski ist soeben verstorben, war aber nicht unerwartet, fügt die diensthabende Schwester schnell hinzu.
Wenige Minuten später treffe ich auf der Station ein. Greife mir mit zielsicherem Griff eine Tasse Kaffee und die Krankenakte – in genau dieser Reihenfolge – und beginne meine Arbeit.
Was hatte die gute Dame denn? Aha, fortgeschrittene Krebserkrankung, außerdem eine Lungenentzündung wegen der sie seit einer Woche antibiotisch behandelt wurde. Das ist gut. Nicht unbedingt für die Patientin, sondern für mich, aber dazu kommen wir später. Jetzt muss ich erstmal auf das Zimmer der Verblichenen. Die Schwestern haben bereits vorsorglich ein Schild an die Tür gehängt, damit nicht aus Versehen irgendwelche unvorbereiteten Angehörigen hereinplatzen. Das ist um diese Zeit zwar eher unwahrscheinlich, aber man weiß ja nie. Außerdem hat die Patientin ein Einzelzimmer, dafür hatte man in weiser Voraussicht gesorgt.
Jetzt schalte ich im Zimmer das Licht ein – volle Festbeleuchtung – und ziehe die Bettdecke zurück. Meine Aufgabe, ist es zunächst einmal festzustellen, dass Frau Olschewski wirklich tot ist.
Aus Gewohnheit und aus Pietät spreche ich sie an: auch wenn man sich dabei vielleicht ziemlich bescheuert vorkommt. Dann einmal auf Herz und Lunge hören, in die Augen leuchten, und vor allem den ganzen Körper einmal anschauen, von oben bis unten, auch die Rückseite und dabei auf Verletzungen achten.
Ich habe Glück, Frau Olschewski wiegt aufgrund extremster Tumorkachexie gerademal noch knapp vierzig Kilo.
Ich muss auf die sicheren Todeszeichen achten: das sind Leichenstarre und Leichenflecken (das dritte sichere Todeszeichen, die Fäulnis, lassen wir hier mal weg). Die treten aber allerfrühestens eine halbe Stunde nach dem Ableben auf – auch darauf komme ich später nochmal zurück.
Jetzt habe ich zunächst genug gesehen, lösche das Licht und ziehe mich wieder ins Schwesternzimmer zurück.
Fortsetzung folgt

Written by medizynicus

5. September 2011 at 22:09

Der Mythos vom Wassertrinken

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Jenny hat immer eine kleine Wasserflasche bei sich.
„Gerade jetzt im Sommer muss man doch viel trinken,“ sagt sie, „die meisten Leute trinken doch viel zu wenig!“
Genau das erzähle ich auch täglich meinen Patienten: ein wiederkehrendes Mantra, hundert Mal pro Woche: mit dem Alter läßt das Durstgefühl nach und wer dann dazu noch dement ist, der rutscht während der heißen Jahreszeit in die Exsikkose und landet dann im Kankenhaus, wo ihm die Schwester die Schnabeltasse an den Mund hält und der Doktor flugs eine Infusion anlegt…
Und auch Gesunde trinken viel, viel zu wenig, hört man oft von denen, die um unserer aller Gesundheit besorgt sind. Also, trinken, Leute, trinken, trinken, trinken! Am besten natürlich istotonisch-esoterische Gesundheitsgetränke.
Stimmt gar nicht, behaupten Wissenschaftler jetzt.
Wer nicht dement ist und keine schweren Krankheitsdiagnosen mit sich herumschleppt, braucht nur dann zu trinken, wenn er Durst hat, alles andere hilft nur der Getränkeindustrie.
Na denn, Prost!

Written by medizynicus

27. Juli 2011 at 12:27

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Krebs-Spontanheilung?

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Okay, es ist Wochenende und beim Schlendern durch die Stadt leuchtet mir am Zeitungskiosk das Titelbild der „Zeit“ entgegen. Und da gerade Wochenende ist und außerdem Regenwetter investiere ich die vier Euro und ziehe mich mit einem halben Kilo großflächigem Lesestoff ins nächstgelegene Cafe zurück.
Die Lektüre der Titelgeschichte macht mich nachdenklich.
Es geht um Gesundheit, Selbstheilungskräfte und auch um Spontanheilung bei Tumorerkrankungen (Einer der Artikel ist auch online verfügbar).
Lasst mich den Inhalt mal kurz zusammenzufassen:

  • Auch wenn man nicht zum Arzt geht, hat man gute Chancen, wieder gesund zu werden. Bei harmlosen Bagatellerkrankungen ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschieht ziemlich groß. Auch bei schwerwiegenderen Krankheitsbildern kommt es vor. Und gelegentlich, ganz, ganz selten auch bei Krebserkrankungen
  • Spontanremissionen bei bösartigen Tumorerkrankungen kommen also vor. Auch dann, wenn man die Fehldiagnosen abzieht (also wenn ein Doktor einen Krebs diagnostiziert hat wo gar keiner war und ein anderer Doktor das dann richtiggestellt hat) läßt sich das Phänomen nicht wegdiskutieren
  • Dieses Phänomen ist wissenschaftlich kaum erforscht und es lässt sich auch nur sehr schwer erforschen
  • Tatsache ist: optimistische, positiv und „kämpferisch“ denkende und auch gläubige (sic!) Menschen haben eine größere Chance

Daraus folgern wir: Glaube kann nicht nur Berge versetzen, sondern auch heilen. Und ob man einen Gott, den Heiligen Sowienoch oder die heilige Kristallaurahokuspokustherapie glaubt, spielt gar keine große Rolle… Oder sehe ich das falsch?

Written by medizynicus

24. Juli 2011 at 00:11

Wir basteln uns eine Krankheit

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Wer will nochmal, wer hat noch nicht?
Wer immer noch ohne Diagnose ist, dem kann geholfen werden. Eine neue Krankheit zu herzustellen, ist nämlich gar nicht so schwer. Oh… nein, keine Angst, hier wird nicht mit neuen Bazillen oder gentechnisch veränderten Killertomaten gearbeitet, nee, sowas ist natürlich viel zu gefährlich, also Finger weg. Ich habe mich auch vielleicht ein wenig falsch ausgedrückt: es geht ja eher darum, eine neue Krankheit zu erfinden… also ich meine natürlich, zu finden, also eine Krankheit, die es eh schon gibt, die sogar sehr verbreitet ist, die aber noch kein Mensch kennt, weil sie eben bislang unentdeckt ist… also unerforscht und so…
Wie bitte? Dazu braucht man ein Forschungslabor mit sündhaft teuren Geräten und vielen fleißigen und motivierten Mitarbeitern und dazu noch einen Haufen klinischer Erfahrung? Pustekuchen! Es geht auch ohne. Eigentlich braucht man noch nicht einmal ein abgeschlossenes Medizinstudium, nee, man braucht überhaupt nicht studiert zu haben um eine neue Krankheit zu bauen (auch Balthasar könnte das, aber der ist bekanntlich eher daran interessiert, neue Therapien zu entwickeln, was ja irgendwie zusammengehört, aber dazu kommen wir noch später).
Also gut. Gehen wir in Medias Res. Legen wir los.
Als erstes brauchen wir einen Namen. Der sollte vielleicht ein bißchen lateinisch klingen, oder, noch besser englisch. Und eine schicke Abkürzung muss es geben. MoDe zum Beispiel. Klingt doch gut, nicht? Oder lieber MoDS?
Dahinter verbirgt sich nämlich das Motivationsdefizitsyndrom, das gibts auch auf Englisch und war leider nur’n Aprilscherz, aber wir könnten es ja trotzdem mal neu erfinden.
Das ist nämlich die nächste Regel: auch das, was schonmal dagewesen ist, kann man ruhig neu erfinden, man muss ihm nur einen neuen Namen geben.
Und dann muss man dafür sorgen, dass möglichst viele Leute dran leiden, aber das ist dann schon der übernächste Schritt.

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19. Juli 2011 at 22:49

Pillen oder Pariser? Oder: Wie soll man sich vor AIDS schützen?

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Okay Leute: Kondome schützen, das ist allgemein bekannt. Und wer erkrankt, der kann Tabletten nehmen. Und wenn man diese Tabletten regelmäßig nimmt und sich auch sonst verantwortungsvoll verhält, dann hat man noch eine beachtliche Lebenserwartung vor sich. Da hat sich schon eine Menge getan seit den Achtziger Jahren.
Trotzdem gibt es immer noch keine Heilung. Und so erkranken und sterben auch heute noch tagtäglich viel zu viele Menschen an der übertragenen Immunschwächekrankheit.
Und so besteht nach wie vor unsere wichtigste Aufgabe darin, die Übertragung zu vermeiden… durch konsequente Aufklärung… siehe oben.
Vor ein paar Tagen eine interessante Nachricht die Runde: Studien haben ergeben, dass man das Ansteckungsrisiko erheblich senken kann, wenn man täglich konsequent eine Tablette einnimmt – eine Tablette mit den Wirkstoffen, die man auch im Erkrankungs- oder Expositionsfall nehmen kann. Ungefähr so ähnlich wie die prophylaktische Einnnahme von Antibiotika… die ab und zu sinnvoll ist.
Natürlich ist klar: Wenn das ganz viele Menschen regelmäßig tun, dann werden die Erreger irgendwann resistenz und die Prophylaxe wird wirkungslos. So wie das schon jetzt bei vielen Antibiotka – und auch bei antiviralen HIV-Medikamenten oft der Fall ist. Aber was soll’s, dann muss man neue Medikamente entwicklen… oder nicht?
Was meint Ihr?
Sollten man Leute mit „erhöhtem Risiko“ die Einnahme der Tablette empfehlen?
Würdet Ihr die Tablette nehmen, wenn Ihr…?

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Written by medizynicus

15. Juli 2011 at 07:39

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Die Sache mit den Zecken und der Impfung

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Kaum ein medizinisches Thema polarisiert so sehr wie die Sache mit den Impfungen.
Impfungen und verbesserte Trinkwasserhygiene – diese beiden Dinge sind der Hauptgrund dafür, dass wir heute, im 21. Jahrhundert viel, viel länger leben dürfen als noch vor hundert Jahren, als zahlreiche Kinder an Pocken, Diphterie, Kinderlähmung und Wundstarrkrampf gestorben sind. Diese Krankheiten gelgen in Mitteleuropa als weitgehend ausgestorben. Dank der Impfungen.
Das sagen zumindest die Einen. Also diejenigen, die wie ich von der internationalen aus CIA, Mossad und reptiloiden Ausserirdischen gesteuert sind. Denn in Wirklichkeit sind Impfungen ja nur eine Erfindung der profitgeilen Pharmaindustrie und Teil des Konzeptes von denen um der Menschheit in die Irre zu führen. Oder so ähnlich.
Medizinisch unbedarfte Eltern von Kindern sind verunsichert: Soll man Klein-Luca und die Leonie jetzt gegen die Zecken impfen, wie es der Kinderarzt empfiehlt, oder lieber doch nicht, wie der Heilpraktiker sagt?
Gar nicht so einfach.
Der Wissenschaftsjournalist Bernd Ehgartner zitiert in seinem Blog eine interessante Studie (Hier der Link zur Originalstudie via PubMed):
In der Steiermark (ca. 1,1 Millionen Einwohner) wurden zwischen 1981 und 2005 insgesamt 116 Fälle von FSME bei Kindern diagnostiziert. Sieben Kinder wurden auf die Intensivstation aufgenommen, zwei erlitten langfristige neurlogische Folgeschäden, eines davon musste mehrere Jahre lang mit Antiepileptischen Medikamenten behandelt werden, ist aber inzwischen gesund, und das andere ist immer noch halbseitengelähmt.
Die meisten der erkrankten Kinder waren nicht oder nicht vollständig gegen FSME geeimpft, nur ausgerechnet das halbseitengelähmte Kind war geimpft.
Ehgartner zieht daraus folgende Schlüsse:

* Kinder unter 16 Jahren sehr selten an FSME erkranken
* Dass die FSME-Impfung dieses geringe Risiko noch deutlich reduziert
* Dass Kinder, die auf Grund eines Zeckenstichs an FSME erkranken, normalerweise keine Folgeschäden zurück behalten
* Dass in den extrem seltenen Fällen, wo so etwas trotzdem passiert auch eine Impfung keinen sicheren Schutz bietet

Man kann es auch anders formulieren: Die Impfung bringt nix. Zumindest nicht bei Kindern. Haben die reptiloiden Verschwörungstheoretiker also doch recht?

Written by medizynicus

14. Juli 2011 at 07:30

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