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Skiurlaubsoap: Wieder zu Hause
Der Rest des Urlaubs verlief eigentlich sehr harmonisch.
Wir waren jedenfalls sehr lieb zueinander, nachdem sich alle Mißverständnisse beim Frühstück in Luft aufgelöst haben.
Gemeinsam haben wir die letzte Flasche Sekt geköpft, bevor es dann wieder auf die Piste ging.
Natürlich habe ich mich nicht an das ärztliche Skifahrverbot gehalten. Und Schmerzpillen habe ich auch nicht eingeworfen. Mein Fuß hat nämlich gar nicht mehr wehgetan…
Allerdings habe ich mich, gemeinsam mit Rachel, zunächst erstmal an die blauen Pisten gehalten, erst später dann auch auf die Roten gewagt, als Tobias zu uns stieß, der letztendlich eingesehen hatte, dass er mit Andreas und Sarah kaum mithalten konnte.
Den beiden aber war es zu zweit wohl doch etwas langweilig, weil mit trauter Zweisamkeit lief da nämlich doch nichts. Also sind wir dann letztendlich doch meistens zu fünft gemeinsam gefahren.
Ach ja, und dann haben wir beim Aprés Ski diese Pistensau wiedergetroffen, Ihr wisst schon, wen ich meine. Der war plötzlich ziemlich kleinlaut – vor allem als Andreas beiläufig erwähnte, dass er Rechtsanwalt ist – und hat mir seine Visitenkarte mitgegeben, wegen der Versicherung. Sieht also ganz so aus, als bliebe ich doch nicht auf Dr. Goldschneiders Rechnung sitzen!
Samstag Abend waren wir dann noch alle gemeinsam schick essen, und am Sonntag sind wir dann wieder heimgefahren. Und heute früh geht es dann wieder in den bekannten Grauen Kasten.
Alles wie gehabt. Nur Sarah fehlt. Sollte ich ein schlechtes Gewissen haben?
Skiurlaubsoap (Teil 11): Irrungen und Wirrungen
Stimmengewirr vor der Tür. Rumpelrumpel, dann fliegt selbige geräuschvoll auf.
„Hallo?“
Eine Sekunde lang Stille.
Dann fliegt die nächste Tür auf.
„Was’n hier los?“
Ich liege bäuchlings mit entblößtem Oberkörper – naja, um genau zu sein auch ohne Hose – auf dem Doppelbett und Rachel kniet über mir und knetet auf meinem Rücken herum.
Andreas steht im Türrahmen und schaut uns mit großen Augen an, hinter ihm stehen Sarah und Tobias.
„Oh, Tschulligung, laßt Euch nicht stören!“
Die Tür fällt wieder ins Schloss und dann ist von draußen her Kichern zu hören.
Ich spüre, wie mir das Blut ins Gesicht schießt.
„Äh, lasst uns mal…“
Rachel lacht.
„Ist irgendwas?“
Also, bin ich ein Weichei, oder was?
„Nöö!“ sage ich.
„Dann leg Dich wieder hin,“ flötet sie, „und entspann Dich!“
Rachel kann verdammt gut massieren. Der Vollständigkeit halber sollte ich allerdings hinzufügen, dass sie vollständig bekleidet ist.
Ich tu wie mir geheißen, aber so richtig entspannen kann ich mich nicht mehr. Von draußen höre ich Geschirrklappern und von Kichern unterbrochenes Stimmengewirr.
Ich setze mich auf.
„Sorry, muss mal aufs Klo!“ schwindele ich, greife nach Hemd und Hose und verschwinde im Bad.
Als ich zurückkomme, ist auch Rachel aufgestanden.
„Kommste mit, noch was trinken?“
Wir setzen uns zu den Anderen. Die haben inzwischen den Eßtisch abgedeckt und hocken im Wohnzimmer auf meiner Schlafgelegenheit, trinken Wein und spielen Karten. Das heißt, nur Andreas und Tobias sitzen da, Sarah hat sich bereits ins Bett zurückgezogen. Da würde ich jetzt auch gerne hin, äh, in mein eigenes natürlich, aber das ist ja leider besetzt.
Die einzige Rückzugsmöglichkeit bietet das Doppelbettzimmer.
Und jetzt spüre ich die bleierne Müdigkeit, welche von den Beinen allmählich körperaufwärts kriecht. Wein und Massage haben ein übriges getan und Sekunden später falle ich in einen komatösen Tiefschlaf.
Als ich am nächsten Morgen aufwache, liegt Rachel neben mir.
Skiurlaubsoap (Teil 10): Das Candlelightdinner
Und was machen wir jetzt?
Erstmal auf den Schreck in der Kneipe nebenan ’nen Glühwein trinken.
„Weißt Du was?“ meint Rachel dann, „wir gehen jetzt einkaufen und dann kochen wir ein richtig tolles Abendessen! Mit Wein und Kerzen und allem, was dazu gehört!“
„Aber Du musst Dich jetzt nicht verpflichtet fühlen… ich meine, wenn Du wieder Skifahren willst…“
Rachel schüttelt den Kopf.
„Ich habe genug Blaue Flecken! Und morgen ist auch noch ein Tag!“
Angesichts der Umstände war Rachels Vorschlag wohl die vernünftigste Lösung. Und das Kochen machte sogar richtig Spaß – abgesehen davon, daß wir schon beim Kartoffelschälen die erste Flasche Wein geleert hatten und es wurden durchaus noch ein paar mehr.
Um fünf Uhr haben wir den Tisch gedeckt.
In unserem Appartement duftete es appetitlich.
Um halb sechs hatten wir eine weitere Flasche Wein geleert und unsere Freunde waren immer noch nicht aufgetaucht. Auch um sechs noch keine Spur von ihnen. Um halb sieben wurden wir nervös.
„Ihnen wird doch wohl nichts passiert sein?“ fragte Rachel.
War da nicht vorhin ein Rettungshubschrauber an der Piste?
Und warum ging niemand ans Telefon?
Um sieben erreichte ich endlich Andreas.
„Ja, ich hab schon gesehen, dass Ihr mehrmals versucht habt, anzurufen!“ sagte er, „Ist leider ziemlich laut hier!“
Seine Stimme klang schon ziemlich schwer.
„Nein, alles Okay. Wir sind noch einen trinken. Ihr braucht mit dem Essen nicht auf uns zu warten, es wird wahrscheinlich später…“
„Sie hätten uns ja etwas sagen können!“ meint Rachel.
Hätten sie wirklich.
Also essen wir halt allein und leeren dabei noch die eine oder andere Weinflasche.
Und dann kam Rachel auf die Idee, mir den Rücken massieren zu wollen.
Skiurlaubsoap (Teil 9): Dr. Goldschneider
Die beiden blonden Damen an der Rezeption sind ein zugegebenermaßen schöner Anblick. Allerdings denke ich mir, dass deren Designer-Outfit mit knappen Röckchen und fast durchsichtigen Blusen vielleicht ein wenig gewagt ist für medizinisches Assistenzpersonal. Dafür servieren sie uns richtig guten Espresso in Designertässchen und dazu leckere Amaretto-Kekse.
Anschließend geht es zunächst zum Röntgen. Erst danach dürfen Rachel und ich im Sprechzimmer Platz nehmen. Auch da ist alles ziemlich designermäßig: moderne Kunstwerke an den Wänden, ein Schreibtisch aus Glas und Chrom und Edelstahl und davor zwei unbequeme, dafür aber schick aussehende Stühlchen. Die sind für Patienten wie mich.
Der Herr Doktor hingegen thront in einem ledernen Chefsessel auf der anderen Seite des Schreibtischungetüms. Das heißt, momentan thront er noch gar nicht, weil wir müssen noch auf ihn warten.
So lange können wir uns die Röntgenbilder anschauen, die neben der Tür an einem riesigen Betrachterkasten aufgehängt sind.
Und dann kommt ER: Auftritt Dr. Goldschneider: Groß und athletisch, das grauweiße Haar kurz geschoren, leger im weißen Designer-Polohemd, weißen Jeans und weißen Marken-Turnschuhen. Fester Händedruck und joviales Lächeln. Blick aufs Röntgenbild, Griff ans Sprunggelenk, Griff ans Knie. Und bevor ich dazu komme, die Geschichte in aller Ausführlichkeit zu erzählen, winkt er ab:
„Sie haben eine Sprunggelenksdistorsion!“ sagt er.
Genau das sage ich meinen Patienten in der Notaufnahme auch, wenn ich mir halbwegs sicher bin, dass nichts gebrochen ist.
„Meine Mädchen machen Ihnen einen Aircast, Sie können sich die Farbe aussuchen…“
„Nein, keinen Gips!“
„Okay, dann nicht. mit dem Skifahren sollten Sie trotzdem pausieren. Wenn Sie ein Attest für die Versicherung brauchen…“
„Nicht nötig!“
„Okay, ich schreibe Ihnen etwas gegen die Schmerzen auf…“
Die Rechnung war übrigens fürstlich.
Interessant, zu sehen, dass es in unserer Branche offenbar doch noch durchaus lukrative Berufsfelder gibt.
Skiurlaub mit Sarah (Teil 5)
Als ich am nächsten Morgen aus dem Fenster schaue, macht mein Herz einen Sprung: Lauter weißüberzuckerte Berge sind da, und darüber ein strahlendblauer Winterhimmel.
Draußen ist es knackig kalt. Ich fühle mich ein wenig lächerlich in meinem funkelnagelneuen Skianzug, aber die Leute laufen hier schließlich alle so herum.
Gleich neben der Liftstation ist ein Skiverleih.
Ich weiß nicht, wie lange es her ist, seitdem ich zuletzt solche klobigen Skischuhe an den Füßen hatte!
Wenig später schweben wir im Sessellift nach oben. Rachel macht eine Menge Photos und Tobias bemüht sich, möglichst fotogen in die Linse zu grinsen.
Oben angekommen ist dann zunächst mal gleich ein Gruppenfoto fällig.
„Seid Ihr bereit?“ fragt Sarah.
Ich nicke.
„Treffen wir uns unten?“
Und dann ist sie auch schon losgebraust. Es sieht ziemlich elegant aus bei ihr. Andreas folgt ihr dicht auf den Fersen. Tobias ist nicht ganz so schnell und Rachel müht sich wacker ab.
Und ich?
Nun ja… ein wenig wackelig fühlt es sich an. Und es dauert genau eine Minute, da liege ich zum ersten Mal rücklings im Schnee.
Trotzdem schaffe ich es irgendwie nach unten. Die anderen lachen.
„Am besten teilen wir uns auf!“ schlägt Andreas vor, „Treffen wir uns in zwei Stunden wieder!“
Er nennt den Namen einer Hütte und zischt dann ab, mit Sarah im Schlepptau.
„Habt Ihr was dagegen, wenn wir die blaue Piste nehmen?“ frage ich die beiden anderen. Rachel stimmt dankbar zu.
Skiurlaub mit Sarah (Teil 4)
Um halb sieben fahren wir los.
Zwar haben wir eine Menge Gepäck dabei, aber Andreas’s Karre ist geräumig genug, außerdem sind wir ja nur zu dritt. Neben mir auf der Rückbank stapeln sich trotzdem diverse Skiutensilien.
Trotz Schneegestöber hier und Matschwetter dort kommen wir gut voran.
Problematisch wird es nur, als wir kurz vorm Ziel den örtlichen Bahnhof ansteuern.
Noch zwei Leute plus Gepäck? Dann wird’s aber wirklich kuschelig eng!
Im Schneegestöber vor dem Bahnhofsgebäude stehen zwei Gestalten. Der eine schlacksig mit Brille – so ein Nerd-Typ, eher schmächtig und seine Begleiterin… wow! Eine Frau, die ein jedes Männerherz höher schlagen läßt: Unter der Designer-Wollmütze lugt eine rabenschwarze Lockenpracht hervor, ihre Haut ist latte-macchiato-farben und ihr Lächeln… sie kommt auf uns zu, öffnet die Fahrertür von außen und winkt mit der linken Hand langsam einmal in die Runde.
„Hi!“ sagt sie mit ganz leichtem amerikanischem Akzent, „Ich bin Rachel!“
Dann schaut sie jeden von uns der Reihe nach an und eine Sekunde lang treffen ihre Augen auch die Meinen.
„Hi!“ sage ich. Zu mehr bin ich nicht in der Lage.
„Steig ein!“ sagt Andreas.
Rachel öffnet die hintere Tür und setzt sich zu mir auf die Rückbank.
Wow, denke ich, und nochmal Wow!
Neben mir sitzt ein leibhaftiger Hale-Berry-Klon, welcher für die nächste Woche mit mir ein Chalet teilen wird.
Wenn das nicht ganz großes Kino ist!
Andreas und der Nerd-Typ verstauen derweil das Gepäck, dann quetscht er sich als Dritter auf die Rückbank. Jeder von uns muss für den Rest der Fahrt mindestens ein Gepäckstück auf den Knien balancieren. Trotzdem schafft es Mr. Brillen-Nerd noch, mir über seine Begleiterin hinweg die rechte Hand entgegenzustrecken.
„Hallo, ich bin Tobias!“
Rachel und er kennen sich vom Studium her, erfahre ich dann, aber wie ….ähem…. intensiv genau sie sich kennen, das läßt sich nicht eindeutig eruieren. Ein gewisser Verdacht ist leider nicht ganz von der Hand zu weisen.
Wenig später erreichen wir unser Chalet.
Darunter braucht man sich allerdings leider keineswegs ein romantisches freistehendes Holzhäuschen mitten im Wald vorzustellen, es handelt sich eher um eine ganz normale Ferienwohnung in einem größeren Komplex. Es gibt zwei Schlafzimmer mit jeweils zwei Betten – davon eines mit Doppelbett und eines mit Stockbetten. Außerdem eine gemütliche Wohnküche und alles, was man sonst noch braucht. Die Sitzgarnitur im Wohnzimmer läßt sich leicht in ein weiteres Bett verwandeln.
„Wer schläft denn wo?“ frage ich vorsichtig.
Sarah steuert zielsicher das Kinderzimmer mit den Stockbetten an. Rachel folgt ihr. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Tobias’s Rucksack liegt schon im Doppelbettzimmer.
„Ich nehme das Wohnzimmer-Sofa!“ sage ich.
„Wenn es Dir nichts ausmacht…“ meint Andreas.
Macht es mir nicht. Wirklich nicht, ich bin doch nicht schwul.
Skiurlaub mit Sarah (Teil 3)
Nein, ich bin doch kein Weichei!
Ich stelle mich der Herausforderung, komme was da wolle, notfalls werde ich meinen Frust mit Glühwein und Bier beim Aprés Ski hinunterspülen.
„Ich bin dabei!“
„Prima.“
Sarah scheint sich wirklich zu freuen. Das ist ein gutes Zeichen.
„Allerdings habe ich keinerlei Skiausrüstung…“
„Macht doch nichts. Ski und Skischuhe kann man leihen. Das einzige, was Du brauchst, ist ein Skianzug…“
„Äh… Kostenpunkt…?“
„Gibt’s momentan gerade beim Discounter im Angebot!“
Donnerwetter, die Frau weiß wohl alles!
„Und sonst?“
„Warme Socken? Handschuhe? Alles Andere kannst du auch vor Ort besorgen!“
„Wann geht’s los?“
„Samstag Morgen. Andreas wollte mich um sechs Uhr abholen. Tobias und seine Bekannte werden mit dem Zug anreisen, die holen wir dann abends am Bahnhof ab.“
Hmm. Hmmm. Klingt alles sehr spannend.
Also dackele ich nach Feierabend dann gleich mal beim Discounter vorbei und erwerbe für neunundfünfzig Euro neunundneunzig einen Herren-Skianzug in Größe… ähem, also in passender Größe. Schickes No-Name-Label und megaschickes Design in den schrecklichsten Farben die man sich denken kann.
Und dann gehe ich heim, packe meinen Koffer und stelle den Wecker auf fünf Uhr früh.
Pünkltlich um fünf vor sechs klingele ich am Samstagmorgen bei Sarah.
Die sitzt gutgelaunt am Frühstückstisch und ihr gegenüber sitzt ein männliches Wesen, welches mir schon rein grundsätzlich aus Prinzip unsympathisch ist.
„Hallo, ich bin Andreas!“ sagt er mit einem Zahnpastalächeln im Gesicht und streckt mir seine Pranke entgegen.
Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl. Könnte es sein, dass dieser Kerl sich schon seit gestern Abend in dieser Wohnung aufhält? Was ist seither passiert? Was wird diese Woche noch alles passieren?
„Setz Dich!“ sagt Sarah, „magste noch nen Kaffee, bevor es losgeht?“