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Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

vom szenigen Schreiben unterwegs

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Ich sitze in einer szenigen Kneipe in einem szenigen Szeneviertel in einer szenigen europäischen Metropole.
Um mich herum szenige schöne junge Leute, die an ihren Szenegetränken nippen, mit ihren szenigen Tischnachbarn szenige Gespräche führen oder szenig gelangweilt aus dem Fenster in die szenige Nacht schauen…
Ich selbst trage einen schwarzen Rollkragenpullover, ausgewaschene Jeans und einen Dreitagebart. Ob das wohl noch als szenig durchgeht?
Alles hier ist furchtbar szenig kreativ…. also will ich es aufschreiben. Könnte ja sein, dass mir gerade die szenige Inspiration für meinen nächsten Szenigen Bestsellerroman über den Weg läuft.
Ich nehme also einen Schluck Proletenbier – lange in mein abgeschabtes Aktentäschchen und…. nein, Du wirst hier doch jetzt nicht Deinen Laptop hervorholen!
Das wäre ja ganz furchtbar langweilig unszenig!
Okay, den Ipad hätte ich noch im Angebot.
Ob der wohl als szenig durchgeht?
Nee, nicht so richtig!
Vielleicht den Schreibblock?
Oh, wie megauncool!
Nebenbei: was ist eigentlich das Gegenteil von cool? Ich nehme mal an heiß? Oder eher lauwarm? Aber das tut jetzt nichts zur Sache, ich will endlich meine genialen Gedanken…. ein schweinsledergebundenes schickes Notizbüchlein wäre jetzt szenig, habe ich aber nicht, da es preislich gesehen ungefähr soviel kostet wie ein Mittelklasse-Handy… oh, genau, das wär’s! Auf dem Handy tippen, das darf man hier. Macht ja jeder, der gerade keinen Tischnachbarn zur Verfügung hat. Und auch manche, die einen Tischnachbarn haben, tippen gebannt vor sich hin. Darüber, dass Sozialnetzwerkfreunde wichtiger sind als Reallebensfreunde ist ja schon viel geschrieben worden. Ist ja auch egal. Heißt jedenfalls, dass auch ich jetzt ungestraft mein Handy…. aber wie kriege ich meine supergeialen Gedanken jetzt aus dem Handy raus und in die Welt hinein? Abgesehen davon, dass meine Supergenialen Gedanken natürlich mehr als hundertvierzig Zeichen haben und das Tippen auf dem virtuellen Mäuseklavierhandytouchscreen auf Dauer nicht unbedingt Spaß macht…. aber was tut man nicht alles, um szenig zu sein!

Written by medizynicus

6. Januar 2015 um 05:28

Veröffentlicht in Das Leben an sich

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4 Antworten

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  1. Notiert man sich nicht gemeinhin die genialsten Gedankenergüsse szenig mit einem von der szenigen Bedienung geliehenen Kugelschreiber auf Serviette oder Bierdeckel? 😉

    Molly L.

    6. Januar 2015 at 08:23

  2. Es gibt Pads, die Handschrift erkennen. Hab letztens erst wieder eines gesehen.

    Hesting

    6. Januar 2015 at 12:04

  3. Auch Arzthandschriften? Glaubste doch selber nicht!

    M

    6. Januar 2015 at 19:13

  4. Hm, ich trage ein schönes Büchlein, mit hartem Kartoneinband in der Handtasche rum, szenig? Keine Ahnung, teuer? Umgerechnet ca 15 Euro oder so..
    Aber es reist mit mir seit sicher 2 Jahren rum, lässt klaglos alles was ich will in sich hineinnotieren und sieht noch nicht zerfleddert aus.

    anneinsideoffice

    6. Januar 2015 at 21:28


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