Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Archive for the ‘Soap’ Category

Neues Geschäftsmodell

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Neulich tauchte Balthasar wieder mal hier auf. Schick sah er aus. Na gut, ein wenig prollig vielleicht, aber das war auch früher schon sein Stil: teure Markenklamotten, Goldkettchen und am Handgelenk eine Uhr, die vermutlich den Gegenwert einer kleinen Eigentumswohnung gekostet hat.
„Kannst Du auch haben, wenn Du willst!“ sagte er und grinst sein übliches Grinsen.
„Ich nehme an, Du hast ein neues Geschäftsmodell entwickelt?“
Balthasar grinst.
„Ein kreativer Umgang mit dem Gesetz, nehme ich an?“
Balthasar grinst.
„Kreativ ist gut. Aber Nix Illegales. Ich schwör!“
„Du brennst darauf, mir zu erzählen, wie es funktioniert?“
„Ich brenne darauf, Dir einen Deal vorzuschlagen!“
„Und der wäre?“
Balthasar grinst noch schiefer als vorhin. Geht ein paar Schritte auf und ab und schaut dann aus dem Fenster. Er holt tief Luft…. und schweigt. Schaut aus dem Fenster und schweigt immer noch. Die Spannung steigt ins Unermessliche.
Balthasar räuspert sich.
„….sag mal, Benno…?“
„Hmm?“
„…was ist denn aus dieser Kleinen Blonden geworden?“
„Äh… wie bitte?“
„Na, Du weißt schon ganz genau, wen ich meine, diese süße kleine Krankenschwester….“
Ich muss schlucken.
„Du meinst Jenny?“
„Genau die! Haste nicht ein Photo von der?“
„Wieso sollte ich?“
„Na, ich denke mal, dass viele Leute gerne wissen würden, wie sie aussieht!“
„Äh….“
„…also, ich meine, wie sie wirklich aussieht, so ohne Kleider und so…“
Ich starre ihn an.
„Ein Nacktfoto von Jenny???“
„Bingo. Du bist ja doch nicht so dumm wie Du aussiehst. Also, ich nehme mal an, Du hast so ein Foto. Oder könntest Dir eins besorgen. Oder noch besser, so ein Filmchen….“
„Sag mal, spinnst Du?“
„…Lass mich bitte ausreden! Also, Du hast ja einen Blog, und da stellst Du das Filmchen dann drauf…“
„Bist Du noch bei Trost?“
Balthasar macht eine wegwerfende Handbewegung.
„Also, der Deal ist: alle Deine Blogleser können das Filmchen sehen. Das Filmchen gehört aber mir. Weil Du mir das Urheberrecht verkauft hast. Damit werden alle Deine Leser zu illegalen Raubkopierern. Und jetzt installierst Du noch eine kleine Trojanersoftware auf Deinem Blog – die hat mein alter Kumpel Wassilij programmiert, und, schwupp, kriegst Du die IP-Adressen von all Deinen Lesern heraus. Dann kauf ich mir einen Richter, und der sorgt dann dafür, dass wir zugehörigen Klarnamen und Postadressen bekommen. Und ein anderer Kumpel von mir, der betreibt hinterm Bahnhof eine kleine Anwaltskanzlei. Der schickt dann jedem Leser eine Abmahnung über zweihundertfünfzig Euro. Die Kohle teilen wir uns!“
Natürlich habe ich Balthasar hochkant rausgeschmissen.
Der hat’s mit Fassung genommen. Ich hab ihm noch vom Fenster aus nachgeschaut, wie er in seinen Sportwagen gestiegen und davongebraust ist….
Immerhin, die Masche scheint ja zu funktionieren.

Written by medizynicus

13. Dezember 2013 at 00:14

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Balthasar und Don Corleone (Teil 2)

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Balthasar senkt die Stimme und lehnt sich zu mir hinüber.
„Soll ich es Dir sagen?“
„Was?“
„Na, meine Geschäftsidee natürlich!“
„Lass mich raten: es hat etwas mit Katzenentführungen zu tun!“
Balthasar legt den Zeigefinger auf den Mund.
„Psst! nicht so laut!“
Ich muss ein Lachen unterdrücken.
„Du willst also wirklich noch mehr Katzen entführen?“
„Nein, nicht wirklich entführen!“
„Nicht wirklich entführen?“
„Nicht wirklich entführen. Wir tun einfach so.“
„Wir?“
„Du kriegst dreißig Prozent!“
„Dreißig Prozent wovon?“
„Dreißig Prozent von unseren Einnahmen natürlich!“
„Willst Du mir jetzt endlich Deine Geschäftsidee verraten?“
Balthasar grinst diabolisch und zaubert sein Laptop hervor.
„Wir ziehen uns aus dem Netz irgendein Katzenfoto,“ beginnt er umständlich zu erklären, während er seinen Laptop anstartet, „und dann basteln wir eine eigene Webseite. Wir behaupten einfach, wir hätten diese süße kleine Katze entführt und würden sie zu Schaschlik verarbeiten…“
„Das hast Du schon einmal versucht!“
„…wir würden sie zu Schaschlik verarbeiten, wenn wir nicht innerhalb von zwei Wochen mindestens dreißigtausend Euro an Spendengelder bekommen haben!“
Ich denke nach.
„Ist da nicht schon mal jemand drauf gekommen?“
„Klar. Da gab’s mal so ein paar Amis, die haben das mit einem Kaninchen gemacht. Und die haben ihre fünfzigtausend Dollar bekommen. Und dann war da noch die Sache mit dem Schwan….“
„Und das hat auch funktioniert?“
„Naja…. fast. Das Buch, in dem die Story drinsteht ist jedenfalls zum Bestseller geworden…“

Written by medizynicus

14. November 2011 at 14:54

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Güntäär ist tot

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Also, hier spricht die Putzfrau vom Güntäär, die Mandy.
Der eine oder andere von Euch kennt mich ja vielleicht schon, weil ich tu ja nicht nur putzen beim Güntär. Eigentlich tu ich gar nicht putzen, zumindest nicht so, wie man denkt (es gibt Leute, die behaupten, ich könne gar nicht putzen), aber darum geht es ja nicht.
Ich wollte Euch nämlich sagen, dass der Güntär nicht mehr da ist.
Und das kam so.
Vor ein paar Tagen war da son Typ der war mir schon von Anfang an nicht geheuer. Ich konnte gar nicht sagen warum: Der Mann war höflich, sauber, trug einen schicken Nadelstreifenanzug und drückte sich sehr gepflegt aus, allerdings hatte er einen deutlichen Akzent, klant so ein wenig, als käme er aus Italien oder so.
Ja, und der Typ hat sich zunächst einen ganz normalen Termin für eine Kristallaurahokuspokus-Behandlung geben lassen, ich habe seine Kreditkarte genommen und ihm eine Tasse Yogi-Vishi-Vashi-Tee gegeben und er hat im Wartezimmer Platz genommen, ja und dann, als er beim Chef drinnen war… da wurde es plötzlich laut da drinnen. Ich habe mal an der Tür gelauscht, was ich natürlich sonst nie tu. Ich konnte nur ein paar Wortfetzen hören, „…halbe Million“ zum Beispiel und dann „…sofort..“ und „…nein, nicht morgen…“.
Und dann hab es einen lauten Knall und kurz darauf wäre ich fast umgefallen, so schnell ging die Tür auf und der Nadelstreifentyp kam raus.
„Kein falsches Wort und keine Polizei!“ zischte er mir zu, dann war er weg.
Der Güntär lag unter seinem Schreibtisch. In seinem Sessel war ein Loch.
„Zum Glück habe ich mich schnell genug geduckt!“ hat Güntär zu mir gesagt, aber jetzt muss ich verschwinden!“
Und dann war er auch schon weg.
Ja, und ein paar Wochen später hat hier in den Räumen dann eine Pizzeria aufgemacht. „Chez Angelo“ heißt der Laden. Und im Obergeschoss ist ein Massagestudio.

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8. Januar 2011 at 05:04

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Angelo und Angelina – eine himmelhöllische Weihnachtsgeschichte, Teil 9

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Natürlich möchte ich der geneigten Leserschaft nicht das Ende dieser Weihnchtsgeschichte vorenthalten. Auch wenn das zugegebenermaßen gar nicht so spektakulär ist wie manch einer vielleicht glauben mag.
Ja, wo waren wir stehen geblieben?
Am frühen Morgen des ersten Weihnachtstages, die After-Work-Party beim Christkind in Sektor 14b war gerade in vollem Gange, als es polternd an die Tür klopfte.
„Wo ist mein Schlitten?“ verlangte eine donnernde Stimme, die natürlich dem Weihnachtsmann gehörte.
„Drüben bei Dir in der Garage,“ sagte das Christind, „Gabriel hat ihn nur ein wenig geputzt und bei der Gelegenheit auch gleich ein paar kleinere Reparaturen erledigt, sonst kriegst Du die Kiste niemals durch den himmlischen TÜV! Außerdem hat er die Rentiere gestriegelt und jedem von ihnen einen Eimer Gummibärchenbrause zu trinken gegeben damit damit das mit dem Fliegen klappt!“
„Na dann, will ich nichts gesagt haben, Hohoho,“ zischte der Weihnachtsmann und trollte sich von dannen.
„Kannst gerne noch auf ’nen Glühwein vorbeikommen, wenn Du fertig bist!“ rief das Christkind ihm nach.
Und das tat der Weihnachtsmann dann auch.
Ja, und dann ging die Party erst richtig ab! Inzwischen hatten nämlich auch die Patafarians Wind von der Sache bekommen. Das fliegende Spaghettimonster hat selbstverständlich auch sein eigenes Eckchen im Himmel, nämlich den Sektor 42 und die Jungs sind bei Partys eigentlich immer gerne gesehene Gäste und vor allem laden sie sich selber gerne überall ein, wo es etwas zu feiern gibt. Später kamen auch noch ein paar Osterhasen und dann wurde es richtig gemütlich.
Ja, und wenn sie nicht gestorben sind….
aber die Geschichte von Angelo und Angelina ist damit noch lange nicht beendet.
Das Weihnachtsfest hingegen schon und so wollen wir es an dieser Stelle ganz ruhig und besinnlich ausklingen lassen.

Written by medizynicus

26. Dezember 2010 at 22:32

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Angelo und Angelina – eine himmelhöllische Weihnachtsgeschichte (Teil 8)

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Natürlich ist es spät geworden am Heiligen Abend.
Erst kurz vor Mitternacht waren sie mit der Arbeit fertig.
„Kommt Ihr noch mit rauf auf einen kleinen Absacker?“ fragte das Christkind.
Natürlich sagten Angelo und Angelina da nicht nein, insbesondere Angelina hatte immer schonmal wissen wollen, wie man im Himmel Weihnachten feiert.
Kurz und gut, es wurde eine richtig nette Party. Maria und Joseph waren auch da und die Hirten auf dem Felde kamen etwas später. Noch später kamen dann die Heiligen drei Könige, die hatten sich mal wieder verlaufen.
„Also eines verstehe ich nicht,“ sagte Angelo und setzte sein Weinglas ab, „Wie funktioniert das alles eigentlich hier im Himmel? Und wer ist denn eigentlich der Chef hier oben? Ich dachte bisher immer…“
„Religiöse Fragen und Meinungsverschiedenheiten werden hier grundsätzlich zurückgestellt!“ sagte das Christkind und es klang ein wenig schärfer als beabsichtigt, „Hier kann jeder rein, egal woran er glaubt. Sofern er an irgendwas glaubt. Sonst hätter diesen Ort ja auch gar nicht gefunden. Ein überzeugter Atheist macht sich schließlich nicht auf den Weg um nach dem Himmel zu suchen, auch nicht wenn er tot ist. Das haben wir auf dem letzten Vollversammlung so beschlossen, vor, ich glaube, ungefähr dreitausendsiebenhundert Jahren. Aber weil nun jeder Mensch an etwas anderes glaubt, hat hier jeder sein kleines Eckchen für sich. Das ist doch unten auf der Erde nicht anders, oder?“
Angelo nickte und trank einen Schluck. Der Wein war übrigens ausgezeichnet. Dazu gab es leckere kleine Häppchen und natürlich erstklassiges Weihnachtsgebäck.
„Und… Ihr versteht Euch untereinander?“
„Nun ja… meistens…“
„Also nicht immer?“
„Es gibt eigentlich nur einen, der ständig quertreibt!“
Und im selben Moment klopfte es auch schon an die Tür.
„Hohoho,“ rief eine donnernde Stimme, „Wo ist mein Schlitten?“

Written by medizynicus

25. Dezember 2010 at 05:46

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Angelo und Angelina – eine himmelhöllische Weihnachtsgeschichte (Teil 7)

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Richtig gemütlich war es in Sektor 14-B.
Anfangs war Angelo doch ein wenig unsicher, weil er nicht wusste, wie man denn ein Christkind nun anreden soll, immerhin handelt es sich ja streng genommen um eine Art Respektsperson. Bald aber merkte er, dass man hier oben eigentlich ziemlich locker drauf ist. Man duzt sich jedenfalls, fast wie in Skandinavien.
Angelo und Angelina erzählten dem Christkind von den finstere Plänen des Weihnachtsmannes, aber das Christkind lachte nur sein glockenhelles Christkindlachen.
„Das erzählt der schon seit dreihundert Jahren!“ sagte es und dann spendierte es noch eine Runde leckerer Weihnachtskekse.
Schließlich aber waren alle Kekse verputzt und auch die dritte Kanne Yogi-Swami-Vishi-Vashi-Tee leergetrunken. Das Christkind stand auf und klatschte in die Hände.
„So, Leute, jetzt wird gearbeitet. Ihr seid doch so gut und helft mir ein wenig?“
Wer kann dem Christkind schon einen Wunsch abschlagen?
„Aber fällt das nicht auf, wenn die Geschenke gar nicht vom Christkind kommen?“ fragte Angelo.
Aber das Christkind lachte erneut.
„Das merken die Kinder doch gar nicht!“
Und in der Tat, Angelina zumindest sah mit ihren goldenen Locken und dem weißen Kleidchen schon ziemlich christkindmäßig aus. Und Angelo?
„Wart’s ab!“ sagte das Christkind und schleppte ein rotes Kostüm mit Zipfelmütze herbei.
Das Kostüm passte Angelo hervorragend und den Schlitten vom Weihnachtsmann, den mit den fliegenden Rentieren, den hatten sie ja auch zufällig gerade dabei.
Jedenfalls machte die Arbeit richtig Spaß.
Und alle Kinder auf der ganzen Welt waren glücklich und haben sich gefreut.
Und Kirchenglocken haben geläutet und Weihnachtslieder wurden gesungen und Tannenbaumkerzen angezündet, aber das brauche ich Euch ja nicht zu sagen, Ihr wisst ja, wie das so ist.
Seitdem läßt sich das Christkind übrigens öfters von menschlichen Wesen helfen, aber das ist eine andere Geschichte.

Written by medizynicus

24. Dezember 2010 at 16:20

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Angelo und Angelina – eine himmelhöllische Weihnachtsgeschichte (Teil 6)

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Angelo nahm Angelinas Hand und zog sie nach draußen… also nicht nur die Hand, sondern die ganze Angelina.
Vor der Tür fanden sie den Engel, der sie hierher gebracht hatte. Wie hatte er nochmal geheißen? Gabriel? Jedenfalls bastelte er gerade an einem Schlitten herum. Offenbar war er für Transportaufgaben zuständig.
„Wo finden wir das Christkind?“ fragte Angelo.
„Quadrant 14-B!“ sagte Gabriel wie aus der Pistole geschossen.
„Äh… und wie… wie kommen wir dahin?“
Angelo musste zugeben, dass er sich mit der himmlischen Geografie noch nicht so recht auskannte. Wie bewegte man sich hier oben wohl von Ort zu Ort? Autos hatte er hier jedenfalls noch keine gesehen, genausowenig wie Straßen. War man also gezwungen, zu laufen, oder vielmehr zu fliegen? Dabei hatten Angelo und ja noch gar keine Flügel. Wo bekam man die wohl?
„Ich bringe Euch hin!“ sagte Gabriel, „steigt ein!“
„Äh… einsteigen?“
Angelo schaute sich um.
„In den Schlitten natürlich!“
Tatsächlich, da stand einer. Die Reise im Weihnachtsmannschlitten verlief ziemlich unspektakulär, trotz der fliegenden Rentiere. Wenige Minuten später hatten sie den Quadranten Vierzehn Beh erreicht.
„Schön, dass Ihr gekommen seid!“ sagte das Christkind und bot ihnen einen himmlischen Swami-Yogi-Vishi-Vashi Tee an.

Written by medizynicus

23. Dezember 2010 at 21:58

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Angelo und Angelina – eine himmelhöllische Weihnachtsgeschichte (Teil 5)

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„Nehmt Platz, Leute!“ sagte der Weihnachtsmann. Ohne Zipfelmütze und roten Mantel sah er aus wie ein ganz normaler etwas korpulenter gebauter Mann mit etwas unmodischem und vielleicht ein wenig zu langem Bart. Er erinnerte mich ein wenig an einen meiner Auftraggeber, dachte Angelo. Und zwar an einen gewissen Herrn mit beträchtlichen Außenständen in Neapel. Der Pate des dortigen Wirtschaftsunternehmens schuldete diesem Herrn ein paar Millionen, hatte es jedoch vorgezogen, sich seinen Zahlungsverpflichtungen durch Gebrauch einer Schusswaffe zu entziehen, mit bekannten Folgen.
„Wollt Ihr was trinken?“ fragte der Weihnachtsmann, „kleinen Cognac vielleicht… Whiskey? Gin-Tonic?“
„Ich dachte, der Weihnachtsmann trinkt nur Milch?“
Der Weihnachtsmann schüttelte den Kopf.
„So ein Quatsch! Das erzählen die Amerikaner ihren Kindern. Oder die Engländer. Vielleicht auch die Skandinavier mit ihren verrückten Alkoholgesetzen….“
„Ich muss sagen, ich bin wirklich erstaunt…“
„Du glaubst nicht an den Weihnachtsmann? Da bist Du nicht der Erste, Hohoho!“
Er klopfte sich vor Lachen auf die Schenkel.
„Was wollen Sie von uns?“ fragte Angelina.
„Okay, fangen wir mit Dir an. Das ist einfach. Ich brauche einfach ein paar hübsche Gesichter…“
„Kommen Sie bloß nicht auf dumme Gedanken!“ warf Angelo ein, „Sie hat was gegen Frohlocken!“
„Kein Frohlocken?“ der Weihnachtsmann kratzte sich am Kopf, „Wirklich nicht? Warum? Und wie wäre es mit Jauchzen?“
Angelina starrte ihn mit einem Blick an, der nichts Gutes verhieß.
„Du könntest Harfe spielen!“ schlug der Weihnachtsmann vor, „oder vielleicht die große himmlische Trompete blasen…“
Angelinas Gesichtsfarbe verfärbte sich von rot in Richtung lila.
„Er redet vom Musikinstrument!“ warf Angelo ein, und dann in Richtung Weihnachtsmann, „vielleicht wäre Harfe doch besser geeignet…“
Der Weihnachtsmann nickte. Angelina schien ebenfalls einverstanden. Angelo war stolz auf seine Deeskalationskünste, denn normalerweise war das nicht gerade seine Stärke.
„Also, was wollen Sie von uns?“ er fixierte sein Gegenüber mit der Art von Blick die bei seinen irdischen Kunden immer sehr effektiv gewesen war. Bei fast allen seiner irdischen Kunden. Mit Ausnahme des letzten.
Der Weihnachtsmann klingelte ein Glöckchen, woraufhin sich die Tür öffnete und eine leicht bekleidete junge Engelin ein Tablett mit Getränken brachte. Vielleicht, dachte Angelo, ist das mit dem Frohlocken doch gar keine so schlechte Idee.
Der Weihnachtsmann schenkte allen ein und kippte sich einen Whiskey hinter die Birne. Angelo nippte nur an seinem Glas, Angelina rührte es gar nicht erst an.
„Ich habe ein Problem!“ sagte der Weihnachtsmann, dann schaute er Angelo an und schwieg.
„Hat das Problem einen Namen?“ fragte Angelo.
„Das Christkind.“
„Aha?“
„Seit über dreihundert Jahren macht es mir mein Revier streitig!“
„Hmmm.“
„Ja, ich weiß, was Du jetzt sagen willst: Ich habe meine Marktanteile ja auch dem Nikolaus abkämpfen müssen. Ihr glaubt gar nicht, was für ein Kampf das war. Aber inzwischen geht’s aufwärts. Der Nikolaus ist einfach viel zu kompliziert, mit seiner Bischofsmütze und so….“
Angelo begann zu verstehen, wo der Hase lang lief.
„Was ist der Deal?“ fragte er.
„Der Deal ist: Ihr schafft mir das Christkind vom Hals!“
„Was kriegen wir dafür?“
„Was Ihr dafür kriegt?“
Der Weihnachtsmann begann zu lachen.
„Himmlische Freuden! Jauchzen und Frohlocken bis in alle Ewigkeit! Psalter und Harfe und von mir aus auch die große Trompete….“
Angelinas Gesichtsfarbe veränderte sich von lila hin zu tiefrot.
Angelo legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Laß uns gehen!“ sagte er und warf dem Weihnachtsmann einen eisigen Blick zu.

Written by medizynicus

22. Dezember 2010 at 05:08

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Angelo und Angelina – eine himmelhöllische Weihnachtsgeschichte (Teil 4)

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Mit einem Affenzahn rasten sie aufwärts.
Angelo konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Hatte er sich nicht vorhin noch in einer Art von geschlossenen Räumlichkeiten befunden? Jetzt flog er mit der Geschwindigkeit eines Düsenjägers durch die Luft und dieser hässliche Plattenbauverwaltungsbunker war da unten kaum mehr zu erkennen. Und immer noch ging es aufwärts.
Es gelang Angelo, seinen Kopf ein wenig zu drehen. Da war eine Gestalt, groß und kräftig, ganz in weiß gewandet und aus dem Rücken wuchsen zwei mächtige Schwingen. Mit ihrer rechten Hand hielt diese Gestalt Angelo fest am Kragen gepackt und an der linken Hand zappelte das Blondchen.
„Wenn Du mich zum Frohlocken schicken willst, dann hast Du Dich geschnitten!“ brüllte sie.
Die weißgewandete Flügelgestalt gab keine Antwort.
„Achtung,“ sagte sie stattdessen, „jetzt wird’s mal ein wenig…“
…neblig wie in einer Waschküche, dachte Angelo. Natürlich hatte er schon viele Geschäftsreisen im Flugzeug hinter sich und kannte sich aus. Zumindest dachte er das. Aber als sie jetzt die Wolkendecke durchquert hatten, sah es oben ganz anders aus als erwartet. Da stand doch tatsächlich ein großes zweiflügeliges Tor, so ähnlich wie das Portal einer Kirche.
„Wo sind wir?“ fragte er obwohl er sich die Antwort längst denken konnte.
Die Flügelgestalt ließ ihn los. Angelo machte einen vorsichtigen Schritt. Die Wolkenwatte knirschte so ähnlich wie frischer Schnee, war aber nicht ganz so kalt. Die Flügelgestalt klopfte an und ein alter Mann mit langem weißem Bart öffnete ihnen.
„’n Abend, Petrus!“
„’n Abend, Gabriel! Ihr seid spät dran!“
„Wo ist der Chef?“
„Im Büro. Er hat schon dreimal nach den beiden gefragt!“
Angelo drehte sich um.
„So? Was will er denn von uns?“
Der Flügeltyp räusperte sich.
„Weißt Du das nicht? Weißt Du nicht, dass der Tag gekommen ist, an welchem Du vor Deinem allmächtigen Richter stehen und Rechenschaft ablegen wirst…“
Petrus schüttelte den Kopf.
„Lass mal stecken, Gabriel!“ sagte er, „Du weißt doch, dass dieser Teil des Himmels zum Verwaltungsbezirk des Weihnachtsmanns gehört. Und der hatte Dich ja mit einem Sonderauftrag losgeschickt. Die Angelegenheit hier ist ein bißchen delikater!“
Angelos Herz schlug höher. Er liebte delikate Angelegenheiten.

Written by medizynicus

19. Dezember 2010 at 05:27

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Angelo und Angelina – eine himmelhöllische Weihnachtsgeschichte (Teil 3)

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Doch bevor Angelo Gelegenheit hatte, aus seinem Blonde-Frauen-Beschützer-Instinkt heraus irgendeine Handlung zuwege zu bringen, erklang ein disharmonisches „Möööp“ und über der Tür nebenan blinkte eine rote Anzeigetafel mit einer Zahl darauf.
„Oh, das bin ja ich!“ sagte die Blonde, stand auf und trat ein.
Dreißig Sekunden später flog die Tür wieder auf. Die Blonde war jetzt ganz rot im Gesicht.
„Harfe spielen? Jauchzen und Frohlocken? Ihr könnt mich mal frohlocken, ihr…“
Auf die Wiedergabe der folgenden Verbalinjurien wird mit Rücksicht auf die vorweihnachtlich-friedvolle Stimmung verzichtet. Jedenfalls rannte sie mit langen Schritten über den Flur, gefolgt von einer Gestalt mit Motorradhelm auf dem Kopf und düsteren Schwingen am Rücken.
Angelo sprang auf. Innerhalb eines Sekundbruchteils hatte er die Lage erkannt. Rasch hatte er dem Verfolger ein Bein gestellt, dann packte der die Blonde und zog sie in Richtung Fahrstuhl.
„Wo fahren wir hin?“
„Nach unten!“
Viele, viele Stockwerke tiefer stiegen sie aus. Es war ziemlich warm und roch ziemlich brenzlig, ein wenig nach Pech und Schwefel.
„Was machen wir hier?“ fragte die Blonde.
„Schauen wir mal. Frohlocken vielleicht?“
Bevor Angelo Gelegenheit hatte, dreckig zu lachen, hatte die Blonde ihm eine gescheuert. Angelo rieb sich die schmerzende Wange.
Die beiden standen vor einer ziemlich imposanten Tür, und die wurde von einer dunklen Gestalt mit Hörnern, Ziegenbart und Pferdefuß bewacht. In der Hand trug sie eine Art Mistgabel.
„Die Hölle ist leider wegen Überfüllung geschlossen!“ sagte die Gestalt mit gelangweilter Stimme.
„Und was machen wir jetzt?“
„Sie können so lange nebenan im Fegefeuer Platz nehmen!“
Das war vielleicht gar nicht mal die schlechteste Lösung, dachte Angelo, denn von der einen Spalt weit offenstehenden Tür nebenan vernahm er Laute, welche ihn an eine Art Swingerclub erinnerten.
„Das macht dann neunundneunzig Dollar für den Herrn, Damen die Hälfte!“ sagte der Typ am Eingang.
„Hören Sie, ich bin vor fünf Minuten überfallen worden. Man hat mir nicht nur mein Leben sondern auch meine gesamte Barschaft abgenommen….“
„Das sagen sie alle!“
„Wie soll ich jetzt…?“
„Nicht mein Problem!“
Angelo warf einen schrägen Blick auf die Frau neben ihm, aber noch bevor er den Gedanken, der ihm da gerade gekommen war zu Ende denken konnte, zwinkerte der Türsteher ihnen zu.
„Kommt rein! Ich will mal nicht so sein…“
Sekundenbruchteile später fühlte sich Angelo am Kragen gepackt und in die Höhe gezogen. Knapp neben seinem Ohr ertönte eine donnernde Stimme.
„Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“
„Äh… wie bitte?“
„Eure armen Seelen! Ich bin gekommen, um Euch zu retten!“
„Äh… warum?“
„Das Fest der Liebe…“
Ach Du grüne Scheiße, das war alles was Angelo denken konnte, dann wurde ihm schwindelig.

Written by medizynicus

16. Dezember 2010 at 11:40

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