Archive for Dezember 2014
Weihnachtskriminales Finale
Der Schnee rieselt leise, die Nacht ist still und O Du fröhlich und O Du selig und O Tannenbäume gibt es draußen im Wald jede Menge. Hier drinnen gibt’s auch einen. Der ist bunt geschmückt mit Kerzen und Kugeln und Lametta und strahlt vor sich hin, wie sich das für einen Weihnachtsbaum so gehört.
Wir strahlen auch.
Wir sitzen in schweren Ledersesseln vor dem lustig prasselnden Kaminfeuer und trinken Glühwein und Kinderpunsch, dazu gibt’s leckere hausgebackene Weihnachtskekse.
Wir, das sind Molly, Herr L und die drei Kinder, dann sind da noch ein tapferes Rentnerpaar, eine hübsche junge Japanerin, der kleine Benno Junior, der jetzt ein knappes halbes Jahr alt ist und natürlich der Hausherr, der sich dezent im Hintergrund hält.
Der räuspert sich gerade.
„Ja, ich danke Euch allen ganz herzlich, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid!“, sagt er und fährt fort: „Das ist nicht selbstverständlich. Nein, ich hätte es niemandem verübelt, wenn er nicht gekommen wäre. Nach den…“ – er räuspert sich erneut – „…nach den doch sehr dramatischen Ereignissen vor nicht ganz einem knappen Jahr.“
Er schaut von einem zum Anderen.
„Lasst uns die Gläser erheben und an einen Menschen denken, der heute leider nicht mehr hier sein kann!“
Er erhebt sich und wir folgen ihm. Schweigend erheben wir unsere Gläser, trinken, schweigen, denken nach, schweigen immer noch und setzen uns wieder.
„Tja, dramatisch war das schon, aber Spaß gemacht hat es auch!“ sagt der tapfere Rentner und die tapfere Rentnerin fügt hinzu: „Da wären wir nie drauf gekommen, dass der Mörder…“
„Sei still!“ herrscht ihr Mann sie an, „was sollen die Leser denn denken, wenn Du hier rausposaunst, wer’s gewesen ist?“
„Und dass der kleine Benno…“
„Das darfst Du verraten!“ sagt der Hausherr, „Ich muss gestehen, dass das mit dem Namen meine Idee war. Wäre es ein Mädchen geworden, hätte es Molly geheißen!“
Wir leeren unsere Gläser, knabbern noch ein paar Kekse, und dann gibt es Geschenke.
Der Schnee rieselt weiter und hinter uns auf dem Klavier wird gerade „White Christmas“ geklimpert, von einem jungen Multitalent, das nicht nur Klimpern, sondern auch Jiu Jitsu und Skifahren kann. Vor allem seine Expertise im Skifahren hat uns seinerzeit…. aber lassen wir das.
Der Hausherr überreicht mir ein Päckchen.
Mit klopfendem Herzen packe ich es aus.
Es enthält ein Buch.
„Ein Winterkrimi“ steht darauf.
Ein Winterkrimi – das Weihnachtsgeschenk von Molly und Medizynicus an unsere treuen Leser
Ab heute ist die vierundzwanzigste und letzte Folge Online – aber wer’s noch nicht gelesen hat, sollte natürlich vorne anfangen.
Roboter für die Altenpflege?
Es gibt gute und es gibt schlechte Nachrichten.
Zu den guten Nachrichten gehört die Tatsache, dass wir – unsere Generation – eine gute Chance haben, älter zu werden als alle Generationen vor uns (wenn auch nicht so alt wie unsere Kinder). Zu den schlechten Nachrichten gehört die Tatsache, dass ein großer Teil von uns dann vermutlich pflegebedürftig sein wird. Und wer pflegt uns dann?
Auf unsere Kinder können wir nicht mehr zählen. Erstens gibt es davon immer weniger und zweitens haben die genügend andere Dinge zu tun. Mit immer größer werdender Wahrscheinlichkeit werden die nämlich nicht dort leben, wo Mama und Papa ihr Einfamilienhäuschen (mit Einliegerwohnung) gebaut haben, sondern dort, wo sie auf dem globalisierten Arbeitsmarkt ihren Traumjob gefunden haben. Außerdem müssen sie sich zunächst um ihre eigenen Kinder kümmern. Für die Pflege von Eltern, Großeltern und Urgroßeltern wird ihnen schlicht und einfach die Zeit fehlen.
Was tun also?
Man kann Pflegekräfte aus Polen importieren. Nun haben auch junge Polinen Familie und wollen sich lieber um ihre eigenen Kinder, Eltern und Großeltern kümmern, wenn sie genügend Geld verdient haben. Sobald die Wirtschaft in ihrem Heimatland in Schwung gekommen ist, haben sie keinen Anreiz mehr, in den Westen zu reisen. Nun gut, wenn es keine Polinnen mehr auf dem Markt gibt, dann können wir ja weiter im Osten oder Süden rekrutieren…. aber was machen wir, wenn sich auch in Kambodscha oder Vietnam keine Pflegerinnen mehr anwerben lassen wollen?
Science-Fiction-Autoren haben schon seit Langem eine Lösung gefunden:
Roboter sollen es richten.
Und jetzt gibt es einen Prototyp:
Frau Chihara sieht aus wie eine zarte, hübsche junge Japanerin. Ihre Bewegungen wirken noch ein wenig blechern (siehe Video), aber bis 2020 soll sie soweit sein, bei den Olympischen Spielen in Tokio Besucher zu betreuen und später soll sie dann auch in der Pflege arbeiten…
Was die Patienten wohl davon halten werden?
Arztkarrieren: Wenn nicht Chef dann vielleicht Oberarzt?
Wer sich entscheidet, im Krankenhaus zu bleiben, der hat gute Chancen, irgendwann früher oder später eine Oberarztstelle zu finden. Früher war das schwieriger. Die Mindestqualifikation ist nach wie vor die bestandene Facharztprüfung. Ein paar Jahre Berufserfahrung als Facharzt wären auch nicht schlecht. In größeren Häusern wird auch noch mindestens eine Zusatzbezeichnung (z.B. „Kardiologie“ für einen Internisten, der in einer entsprechenden Abteilung arbeitet) verlangt, in kleineren Häusern ist das hingegen oft entbehrlich. Ja, ganz blöd sollte man natürlich nicht sein, dazu teamfähig und in der Lage, in einer Gruppe die Führung zu übernehmen. Aber man muss kein Alpha-Tier sein, im Gegenteil, manchmal ist das sogar eher hinderlich…
Als Oberarzt befindet man sich in einer klassischen Sandwich-Position: Man hat einen Chef über sich – und dem gegenüber sollte man bedingungslos loyal sein. Und man hat Kollegen um sich herum, die man führen muss.
Wobei die klassische Radfahrer-Einstellung – also buckeln nach oben und treten nach unten – heutzutage weitgehend überholt sein sollte. Was nicht heißt, dass es hier und dort Kollegen gibt, die sich genau so verhalten.
Für die meisten Ärzte, die eine Klinik-Karriere anstreben, ist die Oberarzt-Position das Ende der Fahnenstange: wenn man nicht ganz blöd ist, hat man gute Chancen, irgendwann einmal, früher oder später, dorthin zu kommen – und zwar genau bis dorthin und nicht weiter. Chefs werden nur die Wenigsten.
Wie lebt es sich also so als Oberarzt?
- Du bist der Leistungsträger! Einen wesentlichen Teil Deiner Arbeitszeit verbringst Du tatsächlich mit der Patientenversorgung. Wenn Du Chirurg bist, dann stehst Du häufig im OP. Wenn Du Internist bist, dann kümmerst Du Dich um Herzkatheter, Endoskopien oder anderen diagnostischen und therapeutischen Eingriffen. Bei der Stationsarbeit und Visiten leitest Du Deine Assistenzarzt-Kollegen an und supervidierst sie
- Darüber hinaus hast Du auch organisatorische und administrative Aufgaben. Das sind Sachen, die Arbeit machen und oft lästig sind: Vielleicht bist Du Hygiene-, Transfusions-, oder Gerätebeauftragter oder musst dich mit Arbeitssicherheit, Datenschutz und Qualitätsmanagement herumschlagen.
- Du wirst auch weiterhin Dienste machen müssen. Allerdings wahrscheinlich keine Anwesenheits-Bereitschaftsdienste sondern Rufbereitschaft von zu Hause aus. Du kannst zwar im eigenen Bett schlafen, aber wenn das Handy klingelt, musst Du raus. Wie oft Du raus musst, hängt von Deiner Fachrichtung ab: Gynäkologische Oberärzte, die mit Geburten zu tun haben, dürften sehr unruhige Nächte haben. Rheumatologen oder Dermatologen hingegen schlafen vermutlich besser.
- Wie viel Du verdienen kannst, willst du wissen? Das kannst Du googeln, zum Beispiel hier, hier oder hier. Für eine schicke Innenstadtwohnung oder ein Häuschen im Grünen mit einer passablen Familienkutsche davor (wenn Du Single bist, darf es auch gerne ein kleiner, gut gebrauchter Sportwagen sein, wenn Du auf sowas stehst) und den einen oder anderen netten Urlaub dürfte es reichen. Hollywood-typische Extravaganzen sind allerdings nicht unbedingt drin.
- Was den Umgang mit Deinen Kollegen und Mitarbeitern angeht – der sollte professionell, kollegial und weder arrogant noch zu vertraulich sein. Mit den Pflegekräften bist Du üblicherweise per Sie. Mit dem Chef auch. Oberarzt-Kollegen duzen sich meistens (aber nicht immer) untereinander und mit den Stationsärzten, die schon länger dabei sind bist Du vermutlich auch per Du, aber eben nicht mit allen. Jüngere Assistenzärzte wirst Du erstmal siezen.
- Nach so sieben bis zehn Jahren als Oberarzt überlegt man sich dann oft, wie es weitergeht: bleiben, wo man ist, Niederlassen in eigener Praxis oder vielleicht doch der Sprung zum Chefarzt-Job sind so die gängigen Optionen.
Arztkarriere: Du willst also Chefarzt werden…
Okay, jeder will das.
Also fast jeder Medizinstudent hat schon mindestens einmal davon geträumt. Halbgott…. also so ein richtiger Halbgott und absoluter Herrscher…. okayokayokay, Schluss mit dem Klischee, habe ich schließlich oft genug drüber gelästert in diesem Blog.
Bleiben wir bei den Fakten:
- Dein Brutto-Jahreseinkommen beträgt ungefähr…. na, so von zweihunderttausend Euro an aufwärts. Was das Finanzamt Dir davon übrig lässt, musst Du selber ausrechnen oder Deinen Steuerberater fragen, denn wenn Du Chefarzt bist hast Du wahrscheinlich einen. Wie das so ist in Deutschland, man redet ja nicht so gerne über sein Einkommen. Wenn man sich in den Chefarzt-Sphären bewegt, dann ist Vieles Verhandlungssache. Oft werden „Zielvereinbarungen“ getroffen, und die können ganz schön grausam sein: Wenn Du mindestens soundsoviele Hüften operierst, lieber Doc, dann gibt’s mehr Kohle! Darüber redet man natürlich noch weniger gern. Früher hatten die meisten Chefs das „Recht zur Privatliquidation“, haben also an den Privatpatienten so richtig fett verdient, aber inzwischen sind die meisten Krankenhäuser dazu übergegangen, dieses Geld oder zumindest den größten Teil davon selbst einzusacken. Dennoch, als Chefarzt brauchst Du mit Sicherheit nicht zu verhungern. Wie hoch Dein Lebensstandard ist, hängt von Deinem Fach, dem Standort und der Größe der Klinik, der Anzahl Deiner gescheiterten Ehen, der Anzahl der finanziell zu unterstützenden Angehörigen und der Höhe Deiner Schulden aus Steuersparmodellen und verzockten Börsenspekulationen ab.
- Deine Arbeitszeit beträgt deutlich mehr als vierzig Stunden pro Woche. Du kannst gut und gerne das Doppelte rechnen, wenn Du die Dienste mitzählst. Ja, eigentlich brauchst Du gar keine Dienste mehr zu machen, aber Du musst dafür sorgen, dass die Dienste gemacht werden. Von irgendwem. Und wenn keiner da ist, weil Urlaub, krank oder kurzfristig von Dir rausgeschmissen, dann musst Du halt selber ran. Letztendlich bist Du grundsätzlich die „letzte Instanz“. In kleinen Häusern ist es selbstverständlich, dass Du Dich am Hintergrunddienst der Oberärzte bzw. Fachärzte beteiligst. Und fast überall wird von Dir erwartet, dass Du grundsätzlich immer irgendwie erreichbar bist, auch im Urlaub, auch nachts…. Es ist zwar mehr als unwahrscheinlich, dass Du Deinen Urlaub abbrechen musst (letztendlich entscheidest Du das selbst), aber wenn Dein Oberarzt Dich anruft, weil gerade die Hütte brennt, dann musst Du eine Entscheidung treffen. Falls Du Chirurg sein solltest: da kommt es immer wieder mal vor, dass auch ein erfahrener Diensthabender Oberarzt plötzlich „am offenen Bauch“ (oder bei einer anderen schwierigen Operation) steht und nicht mehr weiter weiß, weil es doch komplizierter ist als gedacht. Und dann musst Du ran! Also setz Deinen Jaguar unter Dampf und rase mit quietschenden Reifen in die Klinik….. Hinzu kommen dann noch die repräsentativen Aufgaben: natürlich erwartet man von Dir, dass Du das Grußwort beim Empfang des Bürgermeisters sprichst oder hier und dort einen Vortrag hältst. Extra-Kohle gibt’s dafür selten. Aber Du kannst es Dir ja leisten…. (siehe oben)
- …ja, und dann die Verantwortung! Auf englisch sagt man: „The Buck Stops here!“
- Wie man Chefarzt wird? Okay, einen Doktortitel solltet Du haben (es gibt aber auch gute und fähige Chefs ohne!). In großen Kliniken erwartet man fast eine Habilitation, obwohl das ziemlich wenig über Deine Fähigkeiten zur Teamführung aussagt. Erfahrung in der Wissenschaft sind also gerne gesehen, aber für Deine praktische Arbeit meist weniger wichtig. Ebenso sieht man es gerne, wenn Du mal in Amerika warst, aber das ist auch so eine Sache… bringt praktisch nix. Andere Auslandsaufenthalte sind nicht wichtig… eher hinderlich. Du solltest eine Alpha-Persönlichkeit sein und Dich durchsetzen können. Du solltest – heute mehr als früher – auch wirklich „teamfähig“ sein.
MoMeWiKri: das zweite Türchen im Adventskalender ist offen
Gestern ist’s losgegangen: der spannende Winterkrimi von Molly und Medizynicus.
Bis Heiligabend gibt’s jetzt jeden Tag ein Häppchen.
Gestern also: Molly hat von ihren Liebsten zum Geburtstag einen Gutschein für ein Wellness-Wochenende bekommen. Die vermeintliche Wellness-Oase entpuppt sich allerdings als ein düsteres Hotel irgendwo im Nirgendwo. Kein Handy-Empfang und kein Internet.
Heute geht’s weiter: Wird es auch mich an diesen finsteren Ort verschlagen?
Was will ich dort?
Um die Antwort vorweg zu nehmen: gar nichts. Absolut rein gar nichts.
Wenn Du es wissen willst…. dann…..
p.s.: um Verwirrungen zu vermeiden, habe ich die Adventskalenderstartseite hier aus diesem Blog rausgenommen.