Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Archive for Mai 2012

Citybike: ein Erfahrungsbericht (off topic)

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Es ist Wochenende, langes Wochenende genau gesagt, Feiertag, Frühling mit sommerlichen Temperaturen und Medizynicus nutzt die Gelegenheit um ein wenig hinauszuziehen in die große Weite Welt… hier also ein Live-Bericht aus einer großen europäischen Metropole
Samstag Abend, kurz vor Mitternacht. Samstagabend um halb Zwölf im Szene- und Ausgehviertel dieser Metropole. Hab genug erlebt für heute und sehne mich nach meinem Bettchen, welches sich drei oder fünf Kilometer entfernt befindet.
Zu weit für meine wunden Füße, die heute schon viel gelaufen sind und ein Taxi…. ist mir zu teuer, schließlich bin ich bekennender Geizkragen. Bleibt also der öffentliche Nahverkehr, und der ist auch gar nicht mal so schlecht, schließlich befinden wir uns ja in einer Metropole und gleich dort vorn ist ja eine Bushaltestelle… eh… wie bitte…? In zwanzig Minuten erst?
Nee, nicht mit mir, Leute, mein Bettchen wartet! Also doch zum Taxistand? Oder… aber holla, was ist das denn?
Gleich neben mir stehen etwa zwanzig funkelniegelnagelneue Fahrräder. Die sind mit elektronischen Dingsdas an ihren Ständern festgeschlossen. Und zwischendrin befindet sich eine Säule mit einem Bildschrim und einem Kreditkartenlesegerät…
…klingt doch gar nicht so schlecht!
Für einen lumpigen Euro kann man sich anmelden, dann darf man eine Stunde lang gratis fahren, und von der zweiten Stunde an kostet es Geld. Erst wenn man das Rad nach vierundzwanzig Stunden nicht zurückbringt, wird es richtig teuer. Okay. Warum nicht einen Versuch starten?
Eine Kreditkarte besitze ich ja, die braucht man nämlich. Der Anmeldeprozess geht erstaunlich glatt. Name und Adresse eingeben – okay, muss sein, dann einen User-Namen und Passwort, dann den einen Euro bezahlen und jetzt kann’s losgehen!
Mit einem Knopfdruck entriegele ich das Rad aus der gewünschten Halterung… und radel los…
Erfahrung Nummer eins: Die breiten Prachtboulevards dieser Stadt haben tatsächlich Fahrradwege.
Erfahrung Nummer zwei: Jene Fahrradwege hören manchmal plötzlich einfach so auf.
Erfahrung Nummer drei: Bald ist es ganz natürlich, sich im Großstadtdschungel zu bewegen wie Django in der Prärie: über rote Ampeln hinweg und gegen Einbahnstraßen, an Stretchlimusinen und anderen Dicken Karossen vorbei, mitten durch Junggesellinnenabschiedsgrüppchen hindurch, meinem Bettchen entgegen… ein Kollege von Fusel-Franze winkt mir zu. Am Stadtpark frage ich einen Typen nach dem Weg. Der dreht sich hastig um, er war nämlich gerade dabei, die nächtlichen Blumenbeete zu wässern.
Unaufhaltsam nähere ich mich meinem Bettchen und….
…fahre dran vorbei. Denn ich muss dieses Rad ja schließlich loswerden. Aber wo? Ein uniformierter Freund und Helfer kratzt sich am Kopf. Ja, solche Stationen gibt’s hier irgendwo… aber wo?
Nach zehnminütigem Herumgekurve werde ich schließlich fündig, Rückgabe geht zügig, nur warten, bis das grüne Lämpchen leuchtet, und fertig ist.
Jetzt noch eine Viertestunde Fußweg, und dann ab ins Bettchen.

Written by medizynicus

28. Mai 2012 at 00:57

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Nur so nebenbei….

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Liebe Uni-Klinik-koryphäen-Kollegen,
….ist ja schön und gut, wenn ihr uns dummen
Provinzdeppen ab und zu mal zeigt, wo der Hammer hängt. Und wenn ihr uns mal einen Patienten schickt, dann bin ich auch immer schwer beeindruckt von Euren Verlegungsbriefen.
Wow! Was ihr alles könnt! Was ihr für tolle Diagnostik betreibt und auf was für tolle Diagnosen ihr dann kommt! Genial seid Ihr….
….aber… Aber wenn es dann in Eurem Brief unter dem Abschnitt „Anamnese“ heisst: „….da verweisen wir auf die zahlreichen Vorbefunde aus unserem Hause…“
…dann seid doch so gut, und schickt uns diese Vorbefunde mit!
Weil…. Hellsehen können wir dummen Provinzdeppen nämlich nicht…. Vielleicht im Gegensatz zu Euch…..

Written by medizynicus

24. Mai 2012 at 14:52

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Salvatore bohrt wieder

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Die Tür springt auf und ein Einkaufswagen rollt in mein Arztzimmer.
„eh… Isse alles klar?“
Eh… Was isse klar?
Am Ende des Einkaufswagens steht eine eher schmächtig gebaute Gestalt mit Strubbelhaaren und Dreitagebart. Die Gestalt holt eine eindrucksvolle Bohrmaschine aus dem Einkaufswagen und setzt ein südländisches Latin-Lover-Lächeln auf. Dummerweise steh ich nicht auf Latin Lovers, zumindest nicht auf Männliche.
„ääh…. Darf man fragen, was das wird?“
„dauert nur eine kleine Moment!“ sagt der Latin Lover und was er vielleicht sonst noch sagt, geht im Schlagbohrerlärm unter.
Ich habe Begriffen, dass es Klüger ist, jetzt das Feld zu Räumen. Ist ja eh dringend Zeit, mit der Visite anzufangen.
Oma Schniepelköter ist gerade dabei, mir die Konsistenz ihres letzten Stuhlgangs in lebhaftesten Farben zu schildern, da geht die Tür auf. Natürlich ohne Anklopfen. Herein schiebt sich der Einkaufswagen.
„kleine Moment nur, isse bald fertig…“
Ich überlasse Oma Schniepelköter ihrem Stuhlgang.
Wollte eh gerade weiter.
…Aber dann, auf dem Flur drehe ich mich nochmal um.
Zurück ins Zimmer. Tippe Mr. Latino vorsichtig auf die Schulter.
Der ist so perplex, dass er seine Bohrmschine fast fallen lässt und schaut mich wortlos an.
„Du, cheffe?“
Er nickt.
„welche Zimmer musst Du denn heute sonst noch anbohren?“
Bohrmeißel-Chef schüttelt den Kopf.
„Zimmer vierzehn vielleicht?“
„da isse doch gar nix..“
„doch, da isse ziemlich viel! Versprichst Du mir, dass du dort bohren wirst? Sagen wir in fünf Minuten?“
Er nickt langsam.
Ich klpofe ihm auf die Schulter.
„ich weiß doch, dass ich mich auf Dich verlassen kann!“
Gut gelaunt mache ich mich auf den Weg nach Zimmer vierzehn.
Da wohnt nämlich Herr Stroppke.

Written by medizynicus

23. Mai 2012 at 23:22

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Noch’n IPad-Quicki

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Son Ding ist echt Megaoberaffengeil!
Also, sitz ich in Fortbildung.
Rechts und links von mir piepsen Handys. Manche Kollegen lassen es einfach klingeln. Andere zischen irgendwas mit gepresster Stimme, stehen auf, schlängeln sich durch die dichtbesetzten Stuhlreihen zur Ausgangstür, lassen eben jene geräuschvoll ins Schloss fallen und sind dann erstmal weg….
Is sich nämlich eher langweilig. Macht mir aber nix aus. Ich hab ja mein Ablenkungsmaschinchen dabei.
Damit kann man… ganz eifrig Notizen machen… die Vortrags-Slides abfotografieren… die Vortragsthemen mal eben ganz schnell nachrecherchieren…. Oder eben heimlich bloggen.
Und jetzt bimmelt neben mir gerade die Marsaillaise los.
„Gib ihr ne Zehner Morphium!“ bellt Kollege Gaston Dupuytren ins Mikro.

Written by medizynicus

22. Mai 2012 at 18:55

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Nobelpreisverdächtige Fresszettel

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„was is’n das da?“
Mit einer Kopfbewegung deute ich auf das unglückselige Bündel Mensch, welches da in Kabine zwei vor sich hinjammert.
„Zugang!“ sagt Schwester Gaby, „Verlegung aus der Uni-Klinik!“
Ich stelle meine Kaffeetasse ab und schnappe mir das handgeschriebene Zettelchen, auf welchem das Logo der Uniklinik prangt.
„Schenkelhalsfraktur rechts“ lese ich, „Bitte um internistische Weiterbehandlung.“
Will sagen: die Herren Nobelpreischirurgen haben ihr Werk vollbracht und brauchen ihre wertvollen Betten für weitere nobelpreisverdächtige Operationen, also überlässt man die Drecksarbeit…. Ääh, ich meine natürlich die weitere internistische Versorgung uns Deppen in der Provinz.
Alles klar.
Seufzend bewege ich mich in Richtung Kabine zwei.
„Guten Tag!“ brülle ich.
Patient starrt ins Leere.
„Wie geht’s Ihnen?“
Keine Antwort.
Haben wir irgendwelche Informationen?
Vorgeschichte?
Häusliche Versorgung?
Vielleicht eine Telefonnummer von irgendwelchen Angehörigen?
Fehlanzeige!
Zumindest ein Medikamentenplan?
Auf dem nobelpreisverdächtigen Fresszettel kann ich nichts derartiges entdecken… O, doch, da unten:
Der Name eines Schmerzmittels steht da. Und dann: „hausärztliche Dauermedikation nicht verändert!
Danke schön, Herr Kollege… Wie war noch der Name?
Da, wo eigentlich die Unterschrift hingehört, prangt nur ein schwungvoller Schnörkel. Was kümmert es auch einen großen Geist, wenn die Provinzdeppen mal ein bisschen Detektiv spielen müssen?

Written by medizynicus

21. Mai 2012 at 21:26

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Vom IPad gebloggt… Schon wieder…

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….okay, okay, letztes Mal für diese Woche!
Ab Morgen geht’s wieder mit richtigen Inhalten weiter, also wieder back on topic (nicht Tonic, Du Idiot!), um es auf Neudeutsch auszudrücken.
Jetzt sitze ich aber erstmal wieder bei Gepetto auf der Terrasse, der hat mir nämlich wieder Asyl gewährt, und trinke alkoholfreies Weizenbier. Will schließlich noch einem klaren Kopf behalten.
Also.
Das Ding funktioniert, und jetzt will es mit Apps gefüttert werden. Mit kostenlosen natürlich, bin ja schließlich ein bekennender Geizkragen. Kostenlose Mucke – he, Mucke hab ich gesagt, nicht Mücke, Du Holzkopf, also kostenlose M u c k e. Gibt’s nicht, zumindest nicht bei ITunes, schon abgecheckt. Oder wenn sie doch existiert, dann ist sie verdammt gut versteckt.
Aber gute kostenlose Apps gibt’s. Über Evernote, CliniCalc und Arzneimittel Aktuell, also die Ifap-Liste werde ich noch berichten.
Das Thrombose-Leitlinien-App ist auch durchaus praxistauglich.
Bei den Fachzeitschrifen sieht es eher mau aus. Angeblich kostenfreie Apps entpuppen sich als Kostenfallen, da man die jeweilige Zeitschrift dann heftweise – heftweise, hab ich gesagt, nicht Heftzwecke, Du Hornochse! – für teuer Geld „in App“ dazukaufen muss.
Überhaupt, diesem Zeitschriften Apps! Ich erinnere mich noch an eine gute alte Zeit, in welcher Zeitschrifen einen großen Teil ihrer Inhalte ins Netz gestellt haben. Auf eine ganz normale, altmodische Webseite. Jetzt gibts Apps, da steht dasselbe drin und die kosten Geld.
Ist die Zeit des Gratis-Contents also bald wieder vorbei?
Aber das ist ja eine ganz, ganz andere Diskusion….
….ach ja, a Popos Diskussion: die Kommunikation mit meinem neuen Mobilfunknetreiber, die ist einfach genial, köstlich, besser als die beste Satire…
freut Euch drauf! Aber erst nächste Woche.

Written by medizynicus

20. Mai 2012 at 18:50

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Von meinem I-Pad gebloggt…. (Teil 2)… O Mann, ich liebe Realsatire!

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Also liebe Leute, hier melde ich mich mal wieder ganz kleinlaut von meinem uralten Dampflaptop. Und auch nicht mit Sonnenbrille aus dem Straßencafe sondern aus dem hinterletzten Winkel meines Wohnzimmers, in das ich mich aus Frust zurückgezogen habe.
Warum das?
Ja, das kam nämlich so:
Gepetto hat ja bekanntlich nicht nur den besten Espresso von Bad Dingenskirchen, sondern auch ein offenes Wlan für seine Gäste, und das habe ich natürlich ausgenutzt. Aber da selbst Gepettos unendlicher Sanftmut ziemlich strapaziert sein kann, wenn man vier Stunden auf einem doppelten Espresso sitzen bleibt, habe ich mich mal nach einem Ortswechsel umgeschaut…
…da gab’s dann aber kein Wlan.
Schade.
Okay… aber da ich nicht gespart habe, habe ich mir ein I-Pad mit Sim-Karten-Funktion gegönnt. Jetzt brauche ich nur noch eine Sim-Karte zum reinstecken.
Gesagt, getan, schließlich gibt’s in der Bad Dingenskirchener Fußgängerzone ungefähr dreitausend Handyläden, und zu irgendwas müssen die ja gut sein.
Betrete ich also den Ersten.
Ipad?
Ist leider gar nicht so einfach. Dieses Ding verwendt ja bekanntlich keine normalen Sim-Karten, sondern viel kleinere Dinger, die auschließlich in die Geräte mit dem angebissenen Obst drauf reinpassen.
Ja, da hätten wir den Kundenverarschungstarif, zwei Jahre Zwangslaufzeit, mit Flätt und Päck und dies und das um lumpige fufzisch Euro im Monat….
Nee, danke!
Was sagt die Konkurrenz?
Im blitzblankspacigleeren Laden kaut ein Sonnenstudiogebräuntes Blondinchen gelangweilt auf den Nagelstudiofingernägeln und tippt dann noch gelangweilter auf einer Tastatur…
Ja, den Veräppel-Tarif, den hätten wir da noch…
Nee, will ich auch nicht!
Im übernächsten Laden ist es schließlich Abdul, der mir weiterhilft:
„Prepaid für Ipad? Gibt’s nicht!“ sagt er, aber dann bietet er mir ein Gläschen türkischen Tee an und zwinkert mir zu, „aber es gibt Tricks!“
Der Trick besteht darin, eine ganz normale Prepaidkarte eines üblichen Discounters zu nehmen…
„…und dann geben Sie mir zwei Euro für die Kaffeekasse und ich knipse Ihnen die Karte auf die passende Größe zurecht!“
Sagt’s und schwenkt grinsend eine mit Sicherheit höchst illegale Spezialwerkzeugzange.
Zehn Minuten später hat der Sim-Kartenschlitz meines Ipads seine Jungfräulichkeit verloren.
Funktionieren tut das Ding deswegen natürlich noch lange nicht, aber das ist wieder ein eigenes Thema….

To be continued

Written by medizynicus

20. Mai 2012 at 13:27

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

Vom IPad gebloggt

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Also ja…

Ähem…. Also, ich hab jetzt auch son Ding….. Räusper…. Ja, wurde ja auch mal Zeit, mein altes Dampf-Laptop in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken, und  ((außerdem, hab ich gehört, wenn man mit so nem Ding aufm Schoß bei uns in der Bad Dingenskirchener Fußgängerzone an einem lauschigen Samstagnachmittag seinen Cappuccino schlürft, dann braucht man gar keinen Porscheschlüssel dabei zu haben… Naja, ich bin ja bekanntermaßenz ein bekennender Geizkragen, aber im Vergleich mit’m Porsche ist son Eipätt doch echt ein Schnäppchen, oder nicht! Und außerdem ist er viel vielseitiger, denn mit’m Porsche kann man doch ausser rumfahren nix tun, mit’m Eipätt hingegen kann man Zeitungslesen, Pornos unterhaltsame Filme gucken, an der Börse zocken, Frauen aufreißen und noch vieles mehr. Lauter Dinge, an die ich bislang noch nicht einmal zu denken gewagt habe. Und wenn sich mein neues Kristallaurahokuspokustherapie-App im AppStore gut verkauft, kann man sogar noch richtig Kohle machen. Dann hab ich die Anschaffungskosten im Nullkommanix wieder drin. Wer will das mal von einem Porsche behaupten?

Also, wie gesagt…. Was sich sagen wollte… Ich hab jetzt so’n Ding. 

Und sitze in der Bad Dingenskirchener Fußgaengerzioneängerzone (genau diese Schreibweise hat mir die automatische Rechtschreibekorrektur empfohlen, also wird es schon richtig sein) bei Gepetto auf der Terrasse, schlürfe meinen Cappuccino, hab ne schicke Sonnenbrille auf, Schau den vorbeiflanierenden Mädels beim vorbeiflanieren zu, genieße das Leben und fuehle mich… Ach was, ich BIN furchtbar cool!

Written by medizynicus

19. Mai 2012 at 17:16

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

Blogroll-Update: vom Jacksonmilch-Komasaufen

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Blogs, in denen Leute von ihren Krankheiten erzählen, sind langweilig. Meistens jedenfalls. Und normalerweise mag ich solche Blogs auch nicht, schließlich habe ich tagtäglich genug mit Leuten zu tun, die mir von ihren Krankheiten erzählen.
Aber es gibt Ausnahmen.
Zum Beispiel die OP-Tisch-Pilotin.
Die ist noch keine zwanzig Jahre alt, hat eine schwere chronische Krankheit sucht aus diesem Grund immer wieder mal das Krankenhaus Stitchtown auf.
Was sie dort macht?
Jacksonmilch-Komasaufen zum Beispiel. Was das ist?
Wer sich das nicht vorstellen kann, muss schon selber lesen…

Written by medizynicus

19. Mai 2012 at 11:24

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Eine Leiche im Keller…

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Feierabend. Sogar mehr als Feierabend: Wochenende, achtundvierzig Stunden Freiheit, genaugenommen sind es sogar achtundvierzig plus acht plus… Was auch immer von heute noch übrig ist… Das macht… Ist ja egal. Ich bin jetzt zu müde zum Rechnen. Und Wochenendstimmung?
Hmm.
Ich sitze bei Gepetto, draußen auf der Terrasse unter einem Regenschirm und nippe an meinem doppelten Espresso.
Eigentlich sollen das ja Sonnenschirme sein, aber von Sonne ist gerade nicht viel zu sehen, stattdessen pladdert es kuebelweise auf das Bad Dingenskirchener Marktplatzkopsteinpflaster.
es pladdere…. Und pladdert… Und pladdert und ich denke an Oma Pachulske, die vom Pladdern nichts mehr mitkriegt, weil sie nämlich bei uns im Keller liegt, genaugenommen im Kühlraum neben der Prosektur, Zelle drei.
Vor knapp zwei Stunden haben wir sie runtergebracht, habe ich sie zusammen mit Jenny aus dem Bett auf die rumpelige Metallbahre gehoben, noch ein Laken darüber, den Rest der Bettwaesche in die bereitstehende Wäschetonne gehauen, dann das Bett in die Bettenzentrale, unreine Seite und während Jenny den Schlüssel an der Pforte abgibt gehe ich langsam durchs Treppenhaus rauf auf Station…
Hätten wir noch etwas tun können? Oder hätten wir sie nicht sogar eigentlich viel eher gehen lassen sollen?
Egal. Die Angehörigen sind gegangen und gerade sehe ich Schwester Paula um die Ecke biegen mit einem abgebrannten Teelicht in der Hand.
Natürlich sind Kerzen und offene Flammen aus Brandschutz-Gründen streng verboten.

Written by medizynicus

18. Mai 2012 at 20:42

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

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