Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Archive for Dezember 2011

2011 – war doch ganz nett, oder?

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…kurz bevor es mit dem Silvesterfeiern so richtig losgeht bleibt noch Zeit für eine kurze Bilanz.
Das Ereignis des Jahres war natürlich das Buch, welches Anna und ich gemeinsam geschrieben haben. Vor ziemlich genau einem Jahr – am 6. Januar, dem Dreikönigstag haben wir die ersten Zeilen zu Papier bzw. Festplatte gebracht – was übrigens der Grund war, warum unser Protagonist Balthasar heißt – und im Juni war es dann fertig.
Auch sonst war 2011 blogtechnisch gesehen kein schlechtes Jahr: In der ersten Jahreshälfte gab es fast täglich einen Artikel. April war besuchermäßig der beste Monat aller Zeiten – nach der langen Pause im August wurde die Gangart dann ein wenig langsamer.
Hier also ein wenig Statistik:

…und der Wunsch fürs kommende Jahr?
Ja doch, einen Wunsch hätte ich, also so allgemein gesehen, im Namen aller Menschen, die im deutschen Gesundheitswesen arbeiten gerichtet an alle diejenigen, die dort das Sagen haben: Unternehmt doch mal etwas gegen die Bürokratie! Fast ein Drittel unserer Arbeitszeit verbringen wir nämlich mit mehr oder weniger sinnlosem Papierkram, und es wird immer mehr…. und die Zeche dafür zahlen wir alle mit unseren Krankenkassenbeiträgen. Da versickern nämlich Milliarden, wie der Spiegel erst heute wieder feststellte. Aber das ist schon ein Thema für einen eigenen Beitrag….
Also, Leute, Take it Easy, feiert schön, benehmt Euch und habt viel Spaß heute Nacht und dann wünsche ich Euch alles Gute und viel Glück alles was Dazugehört für das Kommende Jahr!

Written by medizynicus

31. Dezember 2011 at 22:03

Veröffentlicht in Ein Herz für Blogs

Ein Tag, um ihn aus dem Kalender zu streichen….

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Selig schlummern.
Wach werden. Einen Tick ausgeschlafener als sonst… ausgeschlafener? Moment… hat der Wecker nicht gedüdelt? Wie spät…? Mit einem Mal hellwach geworden. Senkrecht raus aus den Federn. Duschen muss ausfallen, Zähneputzen auch.
Mit pelzigen Zähnen und fettigem Haar den Arbeitsplatz aufgesucht. Frühbesprechung hat schon angefangen, strafender Blick von Oberarzt Biestig. Ein Gesicht fehlt: das von Martin Bückling, und der hat heute Dienst. Will sagen, hätte Dienst, ist krank geworden. Oder so. Wer übernimmt? Alle starren zu Boden. Nur Chef nicht. Der schaut mich an.
Ist schon klar, Herr Kommissar.
Rauf auf Station. Kein Kaffee mehr da. Visite mit Oberarzt. Der mäkelt herum und gibt mir eine Menge Hausaufgaben auf. Und nicht vergessen, heute noch alle ausstehenden Briefe zu diktieren, die Bänder müssen spätestens um vierzehn Uhr im Schreibbüro sein, wegen Jahresabschluss, DRG, Kodierung, Inventur und so!
Blick auf den Stapel der unerledigten Krankenakten. Wie soll das zu schaffen sein?
Angehörigengespräche am Nachmittag. Last-Minute-Entlassungen. Freitagsnachmittagszugänge. Sarah ist wieder mit Andreas zusammen und Jenny mit Tom…
Ich könnte…
…den Tag aus dem Kalender streichen.
Anderswo macht man das heute wirklich…. Also auf nach Samoa!
(Da ist es um diese Jahreszeit vermutlich eh gemütlicher)

Written by medizynicus

30. Dezember 2011 at 07:05

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

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Lust aufs Land? Nee, nicht wirklich!

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„Lust aufs Land!“

– so war es vor ein paar Wochen auf dem Titelblatt des Deutschen Ärzteblattes zu lesen. Richtig, es handelt sich um die auflagenstärkste deutschprachigste Ärztepostille, womit so gut wie jeder Arzt in diesem unseren Lande allwöchentlich seinen Altpapiercontainer befüllt.
Darin – also im Ärzteblatt, nicht im Altpapiercontainer – durfte dann der neunundzwanzigjährige Medizinstudent Marcus davon schwärmen, dass er immer schon Landarzt in der Provinz werden wollte und nicht hochdekorierter Kardiologie-Prof in Harward oder sonstwo.
Tja und sonst?
Die alte Leier halt. Draußen auf dem Land fehlen Hausärzte.
Nee, tun sie nicht:
Draußen auf dem platten Land gibt es viele ältere Ärzte, die demnächst in den nächsten fünf oder zehn Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gehen möchten und ihre Praxis für viel teuer Geld verkaufen wollen und – oh Wunder – bislang noch niemanden gefunden haben, der willens ist, ihnen diese Kohle in den Rachen oder sonstwohin zu schieben – so wie Dr. Raffke zum Beispiel.
Denn viele von denjenigen Kollegen, die Hausärzte werden möchten, haben ihre eigenen Ideen davon, wie sie eine Praxis aufbauen möchten – und viele haben Angst vor den bürokratischen Unwägbarkeiten, die damit verbunden sind.
Und abgesehen davon: warum sollte man „hinaus aufs Land gehen“?
Mal Hand aufs Herz: Viel Landschaft und so mag ja ganz nett sein, aber ab und zu möchte man ja auch mal ein bißchen Kultur, oder man hat einen Partner/in, welcher auf einen Arbeitsplatz in der Stadt angewiesen ist oder gar Kinder, welche zur Schule (und zum Sportverein, zur Klavierstunde oder zur Theater-AG) kutschiert werden müssen.
Das Land ist also – wirtschaftlich gesehen – nicht unbedingt ein Standortvorteil für einen jungen Unternehmensgründer. Zumal man es dort – jetzt mal rein betriebswirtschaftlich gesehen – nicht unbedingt mit lukrativen Kunden zu tun hat: Die Bevölkerung in unserem Land nimmt ab, und sie nimmt vor allem in den ländlichen Regionen ab, wo junge Leute in die Städte ziehen und nur die sozial schwachen, alten und chronisch krranken Menschen übrig bleiben.
Natürlich brauchen die mediziniche Betreuung – und die Arbeit kann sogar Spaß machen. Aber wer betriebswirtschaftlich denken muss, der geht besser anderswohin.

Written by medizynicus

29. Dezember 2011 at 19:25

Veröffentlicht in Gehört und gelesen

Achtung, Weihnachten gefährdet Ihre Gesundheit!

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So, jetzt isses vorbei. Und wenn Ihr’s überlebt habt – ob mit oder ohne hormonverseuchten Gänsebraten, Frostschutzmittelwein oder Nitro-Dingenskirchen-Lebkuchen – wenn Ihr’s also überlebt habt, dann könnt Ihr Euch glücklich schätzen.
Die Feiertage zum Jahresausklang rund um die Wintersonnenwende stellen nämlich einen bedeutendes Gesundheitsrisiko dar, haben Wissenschaftler jetzt herausgefunden.
Und – Achtung! – die Feiertage sind noch nicht vorbei, erst im Neuen Jahr heißt es dann entgültig aufatmen. In diesem Sinne Euch allen also einen Guten Rutsch!

(p.s.: die Literaturangabe oben war natürlich nur ein Bluff. Ich hab’s auch nur bei SpOn gelesen!)

Written by medizynicus

27. Dezember 2011 at 15:48

Veröffentlicht in Gehört und gelesen

Frohe Weihnachten allerseits!

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…im Mailbriefkasten stapeln sich inzwischen die Glückwunschkarten, deswegen möchte ich an dieser Stelle Euch allen, liebe Leserinnen und Leser, Euch allen ganz, ganz, ganz Frohes Weihnachtsfest wünschen mit Allem, was Ihr Euch dazu wünscht oder auch nicht zu wünschen wagt!

p.s.: Und wer von Euch noch das eine oder andere Geschenk sucht, hier hätte ich noch zwei Tipps:
Ganz tolles Weihnachtsgeschenk Nr.1:

Ganz tolles Weihnachtsgeschenk Nr. 2:

Bestellen könnt Ihr das Buch

  • Bei Libri
  • bei Amazon
  • …und natürlich auch in jeder Buchhandlung

Written by medizynicus

23. Dezember 2011 at 18:45

Veröffentlicht in Ein Herz für Blogs

Jetzt wird’s gemütlich

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…also gut, die Frau Koplitschek bleibt dann doch über die Feiertage bei uns. Und außer ihr gibt’s noch ein paar weitere Christkinder. Traurig, aber wahr. So ist es halt jedes Jahr.
Aber sonst hat alles, was funktionierende Beine hat und mehr als zwei aktive Synapsen im Hirn unsere Station verlassen. Das Schwesternzimmer liegt milde beleuchtet im Glanz der Lichterkette da… die Schwestern trinken Kaffee, und nachher, wenn der Kirchenchor und die Blaskapelle der Heilsarmee fertig sind mit dem Lärm da unten in der Eingangshalle, dann hole ich mir auch ein Tässchen und stiebitze mir dazu ein paar von Schwester Paulas Zimtsterne – das kann sie nämlich, die Schwester Paula, also das Zimtsterne backen, meine ich – und ziehe mich in mein fast verwaistes Arztzimmer zum Bloggen… äh… Briefe diktieren zurück.

Written by medizynicus

23. Dezember 2011 at 16:33

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

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Spenden aber richtig

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Nein, so war das nicht gemeint, liebe Leser!
Natürlich gibt es nach wie vor viel Armut und Elend in dieser Welt, in Afrika und anderswo. Und es gibt nach wie vor viele Menschen, die unsere Hilfe brauchen, sei es in Form von tatkräftiger Unterstützung oder in Form von Geld.
Aber leider tummeln sich im Spendenbusiness eine Menge schwarzer Schafe, gerade bei denen, die ganz besonders laut in diesen Tagen „für Afrika“, „für Rumänien“ oder „für hilfsbedürftige Tiere“ sammeln.
Zur fundierten Meinungsbildung vor dem Spenden daher hier zwei äußerst hilfreiche Links:

Written by medizynicus

23. Dezember 2011 at 13:00

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Christkind reloaded

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„Ja Hallo….“
„…“
„…Hallo, bin ich da richtig…?“
„…“
„…Was, Sie sind gerade in der S-Bahn? Okay, dann rufe ich ihn zehn Minuten noch einmal an…“
„…“
„…Nicht in zehn Minuten, weil Sie dann gerade in der U-Bahn sind? Also gut, in einer halben Stunde?…“
„…“
„…Auch nicht in einer halben Stunde, weil dann sind Sie auf der Arbeit? Das trifft sich gut, da bin ich nämlich auch, also bei der Arbeit, meine ich…“
„…“
„…Wer ich überhaupt bin? Entschuldigen Sie, hier ist das Krankenhaus Bad Dingenskirchen, Benno Armschlag mein Name, ich bin einer der Stationsärzte…“
„….“
„Richtig, Ihre Mutter, die liegt gerade stationär bei uns, also bei uns auf Station…“
„…“
„…genau, und wir würden Sie gerne nach Hause entlassen…“
„….“
„…ENTLASSEN!!!…“
„….“
„….NACH HAUSEEE!…“
„…“
„HEUTE!“
„…“
„Heute Nachmittag!“
„…“
„…Nein, nicht nach den Feiertagen! Heute! HEUTE NACHMITTAG!…“
„…“
„…Warum? Ja, weil sie dann die Festtage im Kreis Ihrer Familie…“
„…“
„…Was heist das geht nicht?..“
„….“
„…ja natürlich weiß ich, dass Ihre Mutter dement ist und nicht viel mitbekommt…“
„…“
Ja, Ihnen dann auch frohe Weihnachten!

Written by medizynicus

23. Dezember 2011 at 11:26

Freimüssig für Afrika

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„Und Sie machen auch mit?“
Es gibt schönere Dinge als das Gesicht von Schwester Paula, vor allem morgens um halb acht vor dem ersten Kaffee.
„Mitmachen womit?“ erwidere ich grummelig und schenke mir einen Becher Koffeinsuspension ein.
„Bei unserer Weihnachtsaktion!“
„Bei unserer… äh… bei Eurer…. was, bitte?“
„Na, die Weihachtsaktion für Afrika!“
Moment mal… vorsichtiger Schluck, trotzdem Zunge verbrannt.
„Also, der Pfarrer Klusenschröter, der macht das jedes Jahr!“
„Und was habe ich mit dem Pfarrer Klusenschröter zu tun?“
„Na, der sammelt doch für Afrika!“
„Was sammelt der?“
„Herr Doktor, tun Sie doch nicht so!“
Okay, Hirnzellen anwerfen! Was sammelt man in der Vorweihnachtszeit für Afrika? Vermutlich weder gebrauchte Stinkesocken noch abgebrannte Silvesterraketen. Also vermutlich Kohle, Asche und Moneten.
„Wessen Geld denn?“
„Na Ihres natürlich!“
Und schon hält sie mir ein Klemmbrett vor die Nase, darauf geklemmt ein Blatt Papier.
„Was soll ich damit?“
„Eintragen natürlich, Herr Doktor! Sie sehen doch, fast alle machen mit!“
Fast alle?
Tatsächlich! Schön säuberlich in Reih und Glied stehen da ziemlich viele Namen und hinter jedem Namen steht eine Zahl, genau genommen ein Geldbetrag. Manchmal sind es beeindruckend große Summen. Oberarzt Biestig läßt sich nicht lumpen, hätte man gar nicht gedacht, von dem alten Knauserer. Jenny hingegen zahlt nur einen Kleckerbetrag. Hat sich wohl im Weihnchtsshopping zu sehr verausgabt, die Kleine. Ehrlich gesagt, schon ziemlich interessant, diese Liste. Trotzdem… irgendwas stört mich daran…
„Äh… gibt’s da nicht irgendwo so ein Schwein, wo man auch anonym was reinstecken kann?“
Schwester Paula schüttelt lachend den Kopf.
„Darum geht’s doch gerade bei der Weihnachtsaktion!“
„Worum geht’s da?“
„Darum, dass man sieht, dass alle mitmachen!“
Aha?
„Äh… wohin geht das Geld eigentlich genau?“
Schwester Paula reißt mir das Klemmbrett aus der Hand.
„Ich seh schon, Sie wollen nicht!“ sagt sie und verschwindet hinter der nächsten Ecke wo man sie mit Bettpfannen klappern hört.

Written by medizynicus

20. Dezember 2011 at 20:22

Der Grosse Führer von Spelunkistan ist tot!

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…und eingegangen in die ewigen Jagdgründe der Arbeiterklasse oder wie auch immer das heißt bei denen. Das Volk trauert vor laufenden Kameras… okay, will ich jetzt gar nicht kommentieren.
Nur eine kleine Skurilität am Rande:

…als Todesursache wurde Herzversagen festgestellt…

Jungejunge, wenn ich sowas in einen Totenschein schreibe, dann kann ich aber sicher sein, dass der Oberarzt mir aufs Dach steigt.
Aber es kommt noch besser:

…dies konnte jetzt durch eine Obduktion bestätigt werden…

Hä?
Und dabei dachte ich, dass es sich eigentlich bis nach Spelunkistan herumgesprochen hätte, dass ein Mensch tot ist, wenn das Herz (eine Weile lang) nicht mehr schlägt. Sogar ein großer Führer der spelunkistanischen Arbeiterklasse!
p.s.: Gibt’s denn noch gar keine Verschwörungstheorien? Kommt jetzt, Leute! Es war Mord! Ein Geheimplot vom Südspelunkistanischen Geheimdienst und den Aliens!

Written by medizynicus

19. Dezember 2011 at 14:24

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