Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Archive for the ‘Nachdenkereien’ Category

Zum Arzt wird man geboren oder man ist es nie… Kann man Arzt-sein wirklich lernen?

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Arzt kann jeder werden.
Also, zumindest im Prinzip: wenn man Abitur hat, natürlich gut genug um den NC zu schaffen, und der liegt heutzutage bei… puh… einskommanull, fast überall, nicht wahr? Ehrlich gesagt, so gut war ich nicht, damals. Okay, die Hürden sind nicht ohne, wenn man einen Studienplatz erlangen will. Und das Studium selbst hat es ebenfalls in sich, zumindest die ersten Jahre, und dann muss man noch das Examen schaffen, aber dann ist man Arzt. Endlich!
Pustekuchen, sagen Diejenigen, die es unbedingt besser wissen müssen: Wer Medizin studiert hat, ist Mediziner. Ein Mediziner ist noch lange kein Arzt. Arzt kann man nicht werden, Arzt muss man sein: man ist es, oder man ist es nicht, und wer es ist, der war es immer schon, Punkt, aus basta!
„Zum Arzt wird man geboren oder man ist es nie. Gütige Götter legen ihm Gaben in die Wiege, die nur geschenkt, niemals aber erworben werden können.“ – das soll der Schlaumeier Erwin Liek einmal im ersten Drittel des letzten Jahrhunderts behauptet haben (wobei interessant sein dürfte, welcher Religionsgemeinschaft er eigentlich angehört hat, da er ja von Göttern in der Mehrzahl spricht).
Arzt sein ist also etwas ganz Besonderes, das ist einem entweder in die Wiege gelegt oder halt nicht.
Hmm. Ich dachte bislang immer, Arzt sei ein ganz normaler Beruf wie jeder Andere auch – ein bisschen mehr Sozialprestige als ein Müllmann (womit ich nichts gegen Müllmänner und -Frauen gesagt haben möchte) und ein bisschen weniger Geld als Investmentbanker oder Top-Anwalt. Aber ehrlich gesagt, so ganz unter uns, bin ich mir ziemlich sicher, dass damals, als ich in die Windeln gemacht und im Kinderbettchen geschlafen habe (Wiegen waren, soweit ich weiß, zu meiner Zeit schon nicht mehr so verbreitet) noch kein Arzt war. Wirklich nicht. Seid ihr jetzt enttäuscht?
Ich wurde es erst während meines Studiums… oder vielleicht erst nachher?
Zugegeben: nicht jeder, der das ärztliche Staatsexamen erfolgreich besteht, wird ein guter Arzt. Es mag sogar Kollegen geben, die das Examen mit Bravour und Bestnote bestanden haben und trotzdem (oder gerade deswegen?) furchtbare Ärzte sind.
Es gibt sogar furchtbare Verbrecher, Mörder und sogar Massenmörder in unserem Berufsstand: Leute – ich schäme mich hier, das Wort „Kollegen‟ in den Mund zu nehmen – also miese Typen, die ihr Gewissen an der Garderobe abgegeben haben.
Womit wir beim Thema wären: ein Arzt sollte so etwas wie ein Gewissen haben. Er sollte so etwas wie Wertschätzung für seine Patienten (und andere Mitmenschen) empfinden. Ein Arzt sollte ethisch handeln.
Das Zauberwort heißt „Empathie‟. Empathie ist die Fähigkeit und die Bereitschaft, sich in andere Menschen hineinzudenken.
Nicht jeder Mensch ist empathisch. Es gibt Menschen, denen jede Empathie fehlt – eng verbunden damit ist das Krankheitsbild der Dissiozialen Persönlichkeitsstörung, in seiner schweren Form auch als „Psychopathie‟ bezeichnet. Nun liegt es auf der Hand, dass Psychopathen in der Regel keine guten Ärzte sind – wobei es durchaus Fachgebiete gibt, in denen Empathie nicht ganz so wichtig ist – ich denke da zum Beispiel an Pathologen und Labormediziner (bitte keine Chirurgenwitze an dieser Stelle!). In diesen Disziplinen kommt man weitgehend ohne Patientenkontakte aus.
Wer mit Patienten zu tun haben will – und das dürfte die weit überwiegende Mehrheit aller Kolleginnen und Kollegen sein – der sollte sich irgendwann einmal ein paar Gedanken zum Thema Empathie gemacht haben.
Nun darf man Empathie nicht mit Mitleid verwechseln. Zwar gehört laut Wikipedia zur Empathie auch „die Fähigkeit zu angemessenen Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen‟, wie eben Mitleid, Trauer, Schmerz und Hilfsbereitschaft, aber es geht vor allem darum, Gefühle – seine eigenen und die seiner Mitmenschen – wahrnehmen und auch richtig einschätzen zu können. Ein Arzt, der beim Anblick eines jeden schwerkranken Patienten sofort in Tränen ausbricht mag zwar ein wesentlich sympathischerer Mensch sein als ein fieser Psychopath, ob er seinen Patienten damit weiterhilft, steht aber auf einem anderen Blatt.
Empathie fällt nicht vom Himmel. Empathie kann man lernen, so wie man anatomische Strukturen, physiologische Abläufe und die Entstehung und Behandlung von Krankheiten lernen kann.
Empathie wird übrigens auch tatsächlich gelehrt – zumindest gibt es für engagierte Studenten/innen und Jung-Ärzte genügend Möglichkeiten, empathisches Handeln lernen. Wenn man denn will. Ob man das will und ob es einen in seiner Karriere wirklich weiterbringt, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Aber, um auf den Ausgangspunkt zurückzukommen: Ja, Arzt sein kann man wirklich lernen – und man muss es auch tun, denn es wird einem eben nicht in die Wiege gelegt.

Written by medizynicus

20. Januar 2019 at 18:33

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Tag 7

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Die Sonne ist trotzdem wieder aufgegangen.
Düster, wolkenverhangen, Frost und Nieselregen, wie das so ist um diese Jahreszeit.
Wird schon werden. Ist ja bislang immer gut gegangen.
Wie war das noch mit diesem abgehalfterten Westernhelden, damals in den Achtzigern? Der hatte alle Russen für vogelfrei erklärt, war nur ein Witz, in einer Mikrofonprobe. Dummerweise saß er tatsächlich am Roten Knopf und es war grad Kalter Krieg. Ist trotzdem noch gut gegangen.
Und jetzt? Wenn man sich über jeden miesen, fiesen Politiker aufregen täte, hätte man viel zu tun! Die werden ihn schon zur Räson bringen.
Ist damals nicht ein Präsident fast über ein Techtelmechtel mit einer Praktikantin gestolpert? Wenn sie denn überhaupt… was auch immer… konnte ja nie letztendlich geklärt werden, aber eng war’s trotzdem für ihn! Und was man über den jetzt hört… da müsste man nur eine Frau finden, die mal auspackt. Oder irgendwas anderes, was man ihm anhängen könnte. Sollte ja nicht das Problem sein, so wie der sich aufgeführt hat. Und gibt’s da nicht noch den Mossad oder irgendeine andere fitte Truppe, die da etwas drehen könnte?
Nein, darum geht es nicht! Erstens wäre das nicht fair – da würde man Gleiches mit Gleichem vergelten. Und zweitens geht es nicht um eine einzige Person.
Es geht darum, dass es eine Menge von dieser Sorte gibt und dass die immer stärker werden und das, was viele Menschen über Jahre hinweg mit Vernunft und gutem Willen und viel Kraft und Energie aufgebaut haben mit einem Handstreich mal eben so kaputt gemacht werden kann.
Oder auch nicht.
Wer Demokratie will, muss dafür kämpfen.
Jetzt. Gerade jetzt.

Written by medizynicus

14. November 2016 at 10:23

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Morden kann Jedermensch

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Nein, das geht nicht!

Sie dürfen da nicht durch!

Ja, Sie, genau Sie meine ich, stellen Sie sich doch bitte hinten an, wie alle anderen auch, warten Sie, bis Sie an der Reihe sind und… nein, bitte nicht so laut! Schreien Sie doch nicht so.

He, seien Sie doch vernünftig, sehen Sie denn nicht, dass hier überall Menschen stehen? Und die Pistole stecken Sie jetzt bitte weg, weg mit der Pistole habe ich gesagt, ich bitte Sie, seien Sie doch….
Siehst Du?
Ist doch gar nicht so schwer! Einfach draufhalten, Dich nicht um das Gesabbel scheren, abdrücken und… Bumm, bumm, bumm! Geht ganz einfach. Die passende Knarre hast Du Dir im Darknet besorgt und wenn Dir das zu teuer ist, dann tut’s auch die Axt aus dem Baumarkt, kostet nur Neunzehn Achtzig, brauchst Du noch nichtmal zu bezahlen, oder glaubst Du, irgendwer wagt es Dich aufzuhalten wenn Du mit so einem Ding über der Schulter an der Kasse vorbeischluftst, im cool-schwarzen Hemd, schwarze Basecap und schwarze Sonnenbrille.
Kannst auch gleich an Ort und Stelle anfangen, wenn Du magst.
Und dann, hey, das volle Programm: Alle Räder stehen still und die Stadt gehört Dir!
Auf allen Kanälen im Fernsehen bist Du präsent und am nächsten Morgen bist Du in allen Zeitungen, auf den Titelseiten, mit Bild und riesengroßen Schlagzeilen.
Dumm nur, dass Du davon nichts mehr mitbekommst. Denn dieses Spiel spielst Du nur einmal und Du weißt genau, dass sie Dich erwischen werden und weil Du dann nichts mehr zu sagen hast, machst Du Dich lieber vorher vom Acker.
Und jetzt sag mir: War’s das wirklich wert?

Written by medizynicus

26. Juli 2016 at 17:40

Darf Online-Content Geld kosten?

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„Toller Artikel!“, schreibt der Olli und schickt mir einen Link.
Klicke ich drauf, auf den Link und schüttele den Kopf.
„Sorry, geht nicht!“, schreibe ich zurück.
„Warum nicht?“, fragt der Olli.
„Versteckt sich hinter einer Paywall!„, schreibe ich zurück.
„Musst Du halt zahlen!“, sagt der Olli, „Journalisten wollen auch leben!“
Hmmm, denke ich und klappe den Rechner zu.
Bin doch nicht blöd! Warum sollte ich Geld bezahlen, um diesen blöden Artikel lesen zu können?
Obwohl… früher, da habe ich das doch auch getan: Da bin ich mindestens einmal in der Woche zum Zeitungskiosk gedackelt und habe das Printmedium meiner Wahl erworben, das habe ich dann mit nach Hause genommen, gelesen und irgendwann einmal dann ins Altpapier gegeben.
Habe ich schon lange nicht mehr getan. Also, das mit dem Altpapier schon – kommt ja genug Papier ungefragt durch den Briefschlitz jeden Tag. Aber eine Zeitung oder eine Zeitschrift habe ich schon lange nicht mehr gekauft.
Bücher schon.
Ebooks so gut wie nicht. Obwohl ich einen Reader besitze.
Abends sitze ich auf dem Sofa und stöbere ein wenig im Netz. Fernsehen mag ich nicht so. Bezahlen dafür muss ich trotzdem, ob ich will oder nicht. Radio habe ich schon lange nicht mehr gehört. Muss ich trotzdem ebenfalls bezahlen, aber nur für die öffentlich-rechtlichen Sender. Die genau so schlechten Privatsender hingegen kriege ich gratis.
Guten Qualitätsjournalismus, kriege ich ebenfalls gratis; zum Beispiel Spiegel Online. Die Bild-Zeitung hingegen soll Geld kosten, wenn man sie am Rechner oder am Handy liest, aber das weiß ich nur gerüchteweise, die habe ich ja auch in der Papierform eher selten konsumiert. Die Süddeutsche kostet Geld, sowohl in der Papier- als auch in der elektronischen Form. Das Bad Dingeuskirchener Tageblatt auch.
Abonniert habe ich weder das eine noch das andere. Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben?
Den Artikel vom Olli kaufe ich trotzdem nicht.

Written by medizynicus

13. Januar 2016 at 19:22

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Paris, London….. Bad Dingenskirchen?

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Tja, das war’s dann wohl, sagt die Kollegin, der romantische Trip zu zweit an die Seine ist storniert. Kann man ja nicht mehr machen, sagt sie. Viel zu gefährlich! Wer weiß, was noch alles passiert!
Die Shopping-Tour nach London wird ebenfalls gecancelt. Ist ja noch schlimmer! Diese Wahnsinnigen sind ja zu allem fähig.
Berlin, Barcelona und Budapest sind ebenfalls Out. Große Metropolen muss man jetzt meiden. Auch Hamburg, Helsinki und Heidelberg. Und den Frankfurter Flughafen sollte man großräumig umfahren und sich in Köln, München oder Stuttgart besser nicht in Bahnhofsnähe aufhalten.
U-Bahnen sind sowieso ein No-Go und größere Ansammlungen von Menschen sowieso: keine Demos, Konzerte, Kino- oder Theaterbesuche mehr!
Und was ist mit Weihnachtsmärkten oder einem Bummel durch eine samstagsvolle Fußgängerzone? Einkäufe tätigt man besser online. Aber vorsichtig sein, wenn der Paketzusteller klingelt, man kann sich ja heutzutage auf gar nichts mehr verlassen!
Nein!
Was in Paris passiert ist, ist schlimm.
Es ist schlimm, furchtbar, und mir fehlen die Worte. Ich belasse es dabei, den Angehörigen der Opfer mein Beileid auszusprechen.
Was in Paris passiert ist ist schlimm, und es wird wieder passieren.
Es wird wieder und wieder passieren, so lange solche Typen gibt. Mir will gerade kein passendes Schimpfwort einfallen, welches passenderweise das ausdrückt, was ich für solche Gestalten empfinde. Nein, das sind keine armen Verrückten! Um so etwas durchzuziehen bedarf es einer gewissen Intelligenz und eiserner Disziplin plus einen Haufen Rücksichtslosigkeit und völlige Verblendung. Von solchen Typen gibt’s noch ziemlich viele. Ich will gar nicht wissen, was die noch alles vorhaben!
Die Frage ist, was wir daraus machen: Den Rückzug antreten?
In den USA – aber auch in vielen lateinamerikanischen, afrikanischen und asiatischen Staaten gibt es immer mehr „Gates Communities“, also stacheldrahtumzäunte Wohn- und Geschäftsquartiere für die, die es sich leisten können. Draußen dürfen dann die Mörder und Totschläger nach Herzenslust toben so viel sie wollen.
Nein!
Soweit sind wir noch nicht hier in Europa. Noch nicht. Wird es irgendwann einmal soweit kommen?
Gut möglich!
Was ist mit dem arabisch aussehenden Herrn dort in der U-Bahn, dieser junge Mann da mit Vollbart, der ins Leere starrt und Koranverse betet?
Sollte man nicht doch besser die Politiker zum Handeln auffordern, also dafür sorgen, dass solch finstere Gestalten nicht mehr ins Land kommen? Man könnte einen riesengroßen, langen Zaun bauen, einmal ganz um Europa herum! Oder Flüchtlingsboote von der Marine versenken lassen. Oder gleich ein paar Atombomben werfen auf die Länder, da wo die herkommen, dann ist Ruhe im Karton!
Rein Technisch alles kein Problem, ist ja noch genug von da, von dem Zeug!
Am Rande von braundumpfigen Dumpfbackendemos dürften solche Sprüche zumindest hinter vorgehaltener Hand öfters zu hören sein. Nun stelle man sich vor, so ein Typ mit Sprengstoffweste mischt sich da unters Volk, drückt aufs Knöpfchen und nimmt fünfzig Dumpfbacken mit in den Tod. Oder: er jagt sich nicht auf einer Dumpfbackenversammlung sondern auf einer Gegendemo in die Luft und tötet mit hämischem Grinsen noch eben schnell fünfzig Leute, die eigentlich für Toleranz und Offenheit eintreten wollten?
Dann wird es nicht lange dauern, bis dumpfbackige Sprüche nicht nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen werden, sondern auch von Politikern, die genau dafür gewählt werden.
Davor habe ich Angst.

Written by medizynicus

15. November 2015 at 21:22

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Liebes Salzamt der Deutschen Bahn!

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Ja, ich weiß, es ist eine längere Geschichte, aber ich fange mal an.
Also, liebes Salzamt der Deutschen Bahn, jetzt stellen Sie sich mal folgendes vor: Ich wohne in A und ich will nach B. Verstanden? Sehen Sie, ist doch gar nicht so schwer!
So, und jetzt folgen Sie mir weiter: Also, ich will von A nach B und ich beabsichtige dabei, die Dienstleistungen Ihres Unternehmens in Anspruch zu nehmen. Draussen stürmt der Wind ums Haus und ich sitze auf meinem kuscheligen Sofa und schaue mir an, wie das geht: ist ja wunderbar! Starte ich um 6 Uhr früh in A Hauptbahnhof, bin ich um kurz nach 7 in C, wo ich umsteigen muss und kurz nach 9 bin ich in B, wunderbar rechtzeitig um meinen Termin um halb zehn wahrzunehmen. Ist nämlich ein wichtiger Termin um halb zehn. In B, wohlgemerkt!
Ich merke mir also die Verbindung, drucke sie mir vielleicht so gar auf ein Stück Papier aus und erwerbe eine Fahrkarte. Auch die kann ich mir selbst ausdrucken. Geht doch alles wunderbar mit der Bahn!
Gut gelaunt mache ich mich also auf den Weg zum Bahnhof. Frage dort vorsichtshalber mal nach, ob gerade gestreikt wird, aber es ist alles okay und gut gelaunt steige ich in den Bummelzug…. Verzeihung, in die Regionalbahn. Die fährt auch pünktlich los und pünktlich erreiche ich meine Umsteigestation.
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie am übernächsten Gleis ein Zug einfährt. Den muss ich kriegen!
Die Türen öffnen sich, ich warte geduldig bis die Omi vor mir sich mit Gehstock auf den Bahnsteig bewegt hat und dann sprinte ich los…. raus aus dem Zug, die Treppe runter, durch den Tunnel, Treppe rauf zum Nachbarbahnsteig, wo mein Anschlusszug… gerade dabei ist, ohne mich loszufahren.
Was mache ich jetzt?
Der nächste Zug geht in zwei Stunden. Dann ist mein Termin vorbei. Ein wichtiger Termin, wohlgemerkt, es geht um…. ist ja egal, um wichtige Dinge jedenfalls. Ob es noch eine Chance gibt?
Nee, gibt’s nicht!
Die junge Angestellte am Fahrkartenschalter – Verzeihung Reisezentrum – schüttelt bedauernd den Kopf.
„Nehmense doch den Zug in zwei Stunden!“ flötet sie.
Scherzkeks! Und mein Termin?
„Könnense den Termin nicht verlegen?“
Nochmal Scherzkeks!
„Dann nehmen Sie sich doch ein Taxi!“
Für fünfzig Kilometer? Auf Kosten der Bahn? Das nenne ich Service!
„Nein, das müssten Sie schon selber zahlen!“
Jetzt mal tief durchatmen.
Ist es vielleicht meine Schuld, dass mir der Zug vor der Nase weggefahren ist? Hätte ich die Oma doch lieber über den Haufen rennen sollen?
„Die Züge warten heutzutage nicht mehr aufeinander! Es gibt keine Anschlussgarantie. Steht alles so in unseren Beförderungsbedingungen, könnense nachlesen!“
Das heißt also….
„Wenn der Zug verspätet ist, müssense sich halt beim Zugbegleiter melden!“
War mein Zug denn verspätet? Soweit ich weiß, bin ich doch auf die Minute pünktlich hier angekommen.
Fahrkarten-Mäuschen lacht.
„Sehense, Sie hatten noch nicht einmal Verspätung, was regen Sie sich denn dann auf?“
Warum ich mich aufrege? Weil mir der Zug vor der Nase weggefahren ist! Weil sieben Minuten Umsteigezeit zwar normalerweise ausreichen, um die Treppe hinunter und wieder hinauf zu hechten, aber es nun einmal nicht von mir zu vertretende Umstände gibt, die bewirken, dass es auch schonmal siebeneinhalb Minuten dauern kann…
Mäuschen schaut mich mit herausforderndem Blick an.
„Wissense, sieben Minuten Umsteigezeit ist ja auch ganz schön sportlich, junger Mann, selbst wenn Sie etwas jünger und durchtrainierter wären!“
Das will ich jetzt aber überhört haben!
Also: Wenn in meiner Verbindung ein Anschluss von sieben Minuten angegeben ist…
„Es gibt keine garantierten Verbindungen mehr, junger Mann, das sagte ich Ihnen doch schon! Und garantierte Anschlüsse sowieso nicht. Wie gesagt, in unseren Beförderungsbedingungen….“
Inzwischen hat sich hinter mir eine längere Schlange gebildet.
„Nehmen Sie doch den nächsten Zug!“ zischt mir ein Typ von schräg hinten ins Ohr.
Der nächste Zug? In zwei Stunden? dann kann ich es auch gleich sein lassen!
„Wenn Ihr Termin so wichtig ist, dann müssen Sie halt nächstes Mal früher aufstehen!“ sagt Mäuschen noch bevor sie sich dem nächsten Kunden zuwendet.
Früher aufstehen…. also nächstes Mal nicht um sechs, sondern um vier Uhr losfahren? Zwei Stunden in einer zugigen Provinzbahnhofshalle verbringen, weil man ja nie wissen kann, ob gerade die Türen klemmen oder sonst irgendwas passiert ist?
Ich glaube, da schaut man sich dann lieber nach ernsthaften Alternativen um…
Also, liebe Damen und Herren von der Deutschen Bahn, ich weiß, dass es bei Ihnen kein Salzamt gibt.
In Österreich ist das so, da kann man sich beim Salzamt beschweren, wenn man das Bedürfnis hat, sich beschweren zu wollen. Aber auch da gibt es keine Salzämter mehr. Also kann man das Beschweren auch sein lassen.
In gewissen Regionen Deutschlands gibt es eine andere Ausdrucksweise, und so verbleibe ich
mit Schwäbischem Gruß,
Ihr
Medizynicus

Written by medizynicus

5. Januar 2015 at 05:46

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Roboter für die Altenpflege?

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Es gibt gute und es gibt schlechte Nachrichten.
Zu den guten Nachrichten gehört die Tatsache, dass wir – unsere Generation – eine gute Chance haben, älter zu werden als alle Generationen vor uns (wenn auch nicht so alt wie unsere Kinder). Zu den schlechten Nachrichten gehört die Tatsache, dass ein großer Teil von uns dann vermutlich pflegebedürftig sein wird. Und wer pflegt uns dann?
Auf unsere Kinder können wir nicht mehr zählen. Erstens gibt es davon immer weniger und zweitens haben die genügend andere Dinge zu tun. Mit immer größer werdender Wahrscheinlichkeit werden die nämlich nicht dort leben, wo Mama und Papa ihr Einfamilienhäuschen (mit Einliegerwohnung) gebaut haben, sondern dort, wo sie auf dem globalisierten Arbeitsmarkt ihren Traumjob gefunden haben. Außerdem müssen sie sich zunächst um ihre eigenen Kinder kümmern. Für die Pflege von Eltern, Großeltern und Urgroßeltern wird ihnen schlicht und einfach die Zeit fehlen.
Was tun also?
Man kann Pflegekräfte aus Polen importieren. Nun haben auch junge Polinen Familie und wollen sich lieber um ihre eigenen Kinder, Eltern und Großeltern kümmern, wenn sie genügend Geld verdient haben. Sobald die Wirtschaft in ihrem Heimatland in Schwung gekommen ist, haben sie keinen Anreiz mehr, in den Westen zu reisen. Nun gut, wenn es keine Polinnen mehr auf dem Markt gibt, dann können wir ja weiter im Osten oder Süden rekrutieren…. aber was machen wir, wenn sich auch in Kambodscha oder Vietnam keine Pflegerinnen mehr anwerben lassen wollen?
Science-Fiction-Autoren haben schon seit Langem eine Lösung gefunden:
Roboter sollen es richten.
Und jetzt gibt es einen Prototyp:
Frau Chihara sieht aus wie eine zarte, hübsche junge Japanerin. Ihre Bewegungen wirken noch ein wenig blechern (siehe Video), aber bis 2020 soll sie soweit sein, bei den Olympischen Spielen in Tokio Besucher zu betreuen und später soll sie dann auch in der Pflege arbeiten…
Was die Patienten wohl davon halten werden?

Written by medizynicus

15. Dezember 2014 at 05:28

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Arztkarrieren: Wenn nicht Chef dann vielleicht Oberarzt?

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Wer sich entscheidet, im Krankenhaus zu bleiben, der hat gute Chancen, irgendwann früher oder später eine Oberarztstelle zu finden. Früher war das schwieriger. Die Mindestqualifikation ist nach wie vor die bestandene Facharztprüfung. Ein paar Jahre Berufserfahrung als Facharzt wären auch nicht schlecht. In größeren Häusern wird auch noch mindestens eine Zusatzbezeichnung (z.B. „Kardiologie“ für einen Internisten, der in einer entsprechenden Abteilung arbeitet) verlangt, in kleineren Häusern ist das hingegen oft entbehrlich. Ja, ganz blöd sollte man natürlich nicht sein, dazu teamfähig und in der Lage, in einer Gruppe die Führung zu übernehmen. Aber man muss kein Alpha-Tier sein, im Gegenteil, manchmal ist das sogar eher hinderlich…
Als Oberarzt befindet man sich in einer klassischen Sandwich-Position: Man hat einen Chef über sich – und dem gegenüber sollte man bedingungslos loyal sein. Und man hat Kollegen um sich herum, die man führen muss.
Wobei die klassische Radfahrer-Einstellung – also buckeln nach oben und treten nach unten – heutzutage weitgehend überholt sein sollte. Was nicht heißt, dass es hier und dort Kollegen gibt, die sich genau so verhalten.
Für die meisten Ärzte, die eine Klinik-Karriere anstreben, ist die Oberarzt-Position das Ende der Fahnenstange: wenn man nicht ganz blöd ist, hat man gute Chancen, irgendwann einmal, früher oder später, dorthin zu kommen – und zwar genau bis dorthin und nicht weiter. Chefs werden nur die Wenigsten.
Wie lebt es sich also so als Oberarzt?

  • Du bist der Leistungsträger! Einen wesentlichen Teil Deiner Arbeitszeit verbringst Du tatsächlich mit der Patientenversorgung. Wenn Du Chirurg bist, dann stehst Du häufig im OP. Wenn Du Internist bist, dann kümmerst Du Dich um Herzkatheter, Endoskopien oder anderen diagnostischen und therapeutischen Eingriffen. Bei der Stationsarbeit und Visiten leitest Du Deine Assistenzarzt-Kollegen an und supervidierst sie
  • Darüber hinaus hast Du auch organisatorische und administrative Aufgaben. Das sind Sachen, die Arbeit machen und oft lästig sind: Vielleicht bist Du Hygiene-, Transfusions-, oder Gerätebeauftragter oder musst dich mit Arbeitssicherheit, Datenschutz und Qualitätsmanagement herumschlagen.
  • Du wirst auch weiterhin Dienste machen müssen. Allerdings wahrscheinlich keine Anwesenheits-Bereitschaftsdienste sondern Rufbereitschaft von zu Hause aus. Du kannst zwar im eigenen Bett schlafen, aber wenn das Handy klingelt, musst Du raus. Wie oft Du raus musst, hängt von Deiner Fachrichtung ab: Gynäkologische Oberärzte, die mit Geburten zu tun haben, dürften sehr unruhige Nächte haben. Rheumatologen oder Dermatologen hingegen schlafen vermutlich besser.
  • Wie viel Du verdienen kannst, willst du wissen? Das kannst Du googeln, zum Beispiel hier, hier oder hier. Für eine schicke Innenstadtwohnung oder ein Häuschen im Grünen mit einer passablen Familienkutsche davor (wenn Du Single bist, darf es auch gerne ein kleiner, gut gebrauchter Sportwagen sein, wenn Du auf sowas stehst) und den einen oder anderen netten Urlaub dürfte es reichen. Hollywood-typische Extravaganzen sind allerdings nicht unbedingt drin.
  • Was den Umgang mit Deinen Kollegen und Mitarbeitern angeht – der sollte professionell, kollegial und weder arrogant noch zu vertraulich sein. Mit den Pflegekräften bist Du üblicherweise per Sie. Mit dem Chef auch. Oberarzt-Kollegen duzen sich meistens (aber nicht immer) untereinander und mit den Stationsärzten, die schon länger dabei sind bist Du vermutlich auch per Du, aber eben nicht mit allen. Jüngere Assistenzärzte wirst Du erstmal siezen.
  • Nach so sieben bis zehn Jahren als Oberarzt überlegt man sich dann oft, wie es weitergeht: bleiben, wo man ist, Niederlassen in eigener Praxis oder vielleicht doch der Sprung zum Chefarzt-Job sind so die gängigen Optionen.

Written by medizynicus

8. Dezember 2014 at 05:00

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Arztkarriere: Du willst also Chefarzt werden…

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Okay, jeder will das.
Also fast jeder Medizinstudent hat schon mindestens einmal davon geträumt. Halbgott…. also so ein richtiger Halbgott und absoluter Herrscher…. okayokayokay, Schluss mit dem Klischee, habe ich schließlich oft genug drüber gelästert in diesem Blog.
Bleiben wir bei den Fakten:

  • Dein Brutto-Jahreseinkommen beträgt ungefähr…. na, so von zweihunderttausend Euro an aufwärts. Was das Finanzamt Dir davon übrig lässt, musst Du selber ausrechnen oder Deinen Steuerberater fragen, denn wenn Du Chefarzt bist hast Du wahrscheinlich einen. Wie das so ist in Deutschland, man redet ja nicht so gerne über sein Einkommen. Wenn man sich in den Chefarzt-Sphären bewegt, dann ist Vieles Verhandlungssache. Oft werden „Zielvereinbarungen“ getroffen, und die können ganz schön grausam sein: Wenn Du mindestens soundsoviele Hüften operierst, lieber Doc, dann gibt’s mehr Kohle! Darüber redet man natürlich noch weniger gern. Früher hatten die meisten Chefs das „Recht zur Privatliquidation“, haben also an den Privatpatienten so richtig fett verdient, aber inzwischen sind die meisten Krankenhäuser dazu übergegangen, dieses Geld oder zumindest den größten Teil davon selbst einzusacken. Dennoch, als Chefarzt brauchst Du mit Sicherheit nicht zu verhungern. Wie hoch Dein Lebensstandard ist, hängt von Deinem Fach, dem Standort und der Größe der Klinik, der Anzahl Deiner gescheiterten Ehen, der Anzahl der finanziell zu unterstützenden Angehörigen und der Höhe Deiner Schulden aus Steuersparmodellen und verzockten Börsenspekulationen ab.
  • Deine Arbeitszeit beträgt deutlich mehr als vierzig Stunden pro Woche. Du kannst gut und gerne das Doppelte rechnen, wenn Du die Dienste mitzählst. Ja, eigentlich brauchst Du gar keine Dienste mehr zu machen, aber Du musst dafür sorgen, dass die Dienste gemacht werden. Von irgendwem. Und wenn keiner da ist, weil Urlaub, krank oder kurzfristig von Dir rausgeschmissen, dann musst Du halt selber ran. Letztendlich bist Du grundsätzlich die „letzte Instanz“. In kleinen Häusern ist es selbstverständlich, dass Du Dich am Hintergrunddienst der Oberärzte bzw. Fachärzte beteiligst. Und fast überall wird von Dir erwartet, dass Du grundsätzlich immer irgendwie erreichbar bist, auch im Urlaub, auch nachts…. Es ist zwar mehr als unwahrscheinlich, dass Du Deinen Urlaub abbrechen musst (letztendlich entscheidest Du das selbst), aber wenn Dein Oberarzt Dich anruft, weil gerade die Hütte brennt, dann musst Du eine Entscheidung treffen. Falls Du Chirurg sein solltest: da kommt es immer wieder mal vor, dass auch ein erfahrener Diensthabender Oberarzt plötzlich „am offenen Bauch“ (oder bei einer anderen schwierigen Operation) steht und nicht mehr weiter weiß, weil es doch komplizierter ist als gedacht. Und dann musst Du ran! Also setz Deinen Jaguar unter Dampf und rase mit quietschenden Reifen in die Klinik….. Hinzu kommen dann noch die repräsentativen Aufgaben: natürlich erwartet man von Dir, dass Du das Grußwort beim Empfang des Bürgermeisters sprichst oder hier und dort einen Vortrag hältst. Extra-Kohle gibt’s dafür selten. Aber Du kannst es Dir ja leisten…. (siehe oben)
  • …ja, und dann die Verantwortung! Auf englisch sagt man: „The Buck Stops here!“
  • Wie man Chefarzt wird? Okay, einen Doktortitel solltet Du haben (es gibt aber auch gute und fähige Chefs ohne!). In großen Kliniken erwartet man fast eine Habilitation, obwohl das ziemlich wenig über Deine Fähigkeiten zur Teamführung aussagt. Erfahrung in der Wissenschaft sind also gerne gesehen, aber für Deine praktische Arbeit meist weniger wichtig. Ebenso sieht man es gerne, wenn Du mal in Amerika warst, aber das ist auch so eine Sache… bringt praktisch nix. Andere Auslandsaufenthalte sind nicht wichtig… eher hinderlich. Du solltest eine Alpha-Persönlichkeit sein und Dich durchsetzen können. Du solltest – heute mehr als früher – auch wirklich „teamfähig“ sein.

Written by medizynicus

3. Dezember 2014 at 05:00

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Arzt-Karrieren: das Brainstorming

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So, liebe Kollegen,
…es ist mal wieder Zeit für ein leckeres Tässchen Kaffee und die nächste Folge von dem Onkel Medizynicus sein Karriereseminar. Also, fangen wir mal an. Was gibt’s denn da so alles im Angebot? Machen wir mal ein kleines Brainstorming: Wo könntet, wo wolltet Ihr in zehn, fünfzehn, zwanzig Jahren sein, was habt Ihr für Möglichkeiten:

  • Chefarzt – Schön für Dich, wenn Du ein echtes High Potential bist. Noten sind vielleicht nicht ganz so wichtig, aber Du solltest mindestens einen Doktortitel haben und vielleicht ein paar wissenschaftliche Veröffentlichungen vorzuweisen haben. Worum es da geht, ist nebensächlich, die Leute, die über Deine Einstellung zu entscheiden haben, haben davon vermutlich sowieso keine Ahnung. Wichtig sind möglichst viele Zeugnisse über irgendwelche tollen Qualifikationen: Facharzt ist obligatorisch, doppelter Facharzt gerne gesehen, und jede Zusatzbezeichnung willkommen. In Amerika gewesen zu sein eindeutig von Vorteil. Anderes Ausland zählt nicht so. Amerikanisches Examen hingegen schon…. Wie gesagt, Ausnahmen bestätigen die Regel. Und in kleinen Provinzklitschen ist es heutzutage gar nicht mal so schwer wie vor zehn oder zwanzig Jahren. Aber, wie gesagt, eher etwas für die Ehrgeizigeren unter Euch.
  • Oberarzt – …ist doch auch schonmal was. Ganz ohne Ehrgeiz, Fleiß und Zielstrebigkeit geht es nicht. Aber wer die Facharztprüfung geschafft hat, hat heutzutage keine schlechten Karten, einen Oberarztjob zu finden, wenn er sich ein wenig umschaut und ein wenig flexibel ist. Als Oberarzt ist man in einer klassischen Sandwichposition: Dem Chef gegenüber sollte man loyal sein (nicht unbedingt devot – diese Art Chefs gibt’s zwar auch noch, aber es gibt zunehmend auch Andere), und den Stationsärzten gegenüber kollegialer Vorgesetzter. Nicht ganz einfach. Und Leistungsträger sollte man auch noch sein.
  • Altassistentz – War früher der klassische Looser-Posten, aber klingt fieser als es ist. Darauf kommen wir noch zu sprechen!
  • Niederlassung – Ist auch ein Riesenthema, kommen wir noch drauf zu sprechen. Unterscheiden muss man zwischen:
    • Niederlassung als Facharzt – der klassische Job für Oberärzte, die keine Chefs werden.
    • Niederlassung als Hausarzt – das sind oft Leute, die immer schon Hausarzt werden wollten. Kommen wir auch noch drauf zu sprechen!
  • Außenseiterfächer – zum Beispiel Psychosomatik, Rehakliniken, Palliativmedizin, Arbeitsmedizin, Psychotherapie – hat man meist nicht auf dem Schirm, wenn man frisch von der Uni kommt, weil man sich da oft wenig drunter vorstellen kann. Kann aber echt eine spannende Karriere-Alternative sein
  • Aussteigen – …also aus der direkten Patientenversorgung. Zum Beispiel ins Gesundheitsamt, MDK, Öffentliches Gesundheitswesen, in die (Pharma-) Industrie, Firmen, Medizinjournalismus und was es sonst noch alles gibt…. kann spannend sein, ich komme noch drauf zu sprechen!
  • Auswandern – Tja, für viele von Euch vielleicht DIE Alternative. Aber wohin?
    • Schweiz – Geographisch das Nächstliegende. Vorteil: Schönes Land, viel Geld, angenehmeres Arbeitsklima. Nachteile: hohe Lebenskosten, und man bleibt sein Leben lang so gerade geduldeter Ausländer…. die Schweizer sind nicht einfach (Kollege Dienstarzt kann Euch mehr dazu erzählen!)
    • Schweden – Vorteil: Geregelte Arbeitszeiten, gutes kollegiales Arbeitsklima, schönes Land. Nachteile: der lange dunkle Winter, hohe Lebenshaltungskosten, Sprache
    • Norwegen – Vorteile und Nachteile: Wie Schweden, noch schöneres Land, noch dunklere Winter, noch mehr Geld, noch höhere Lebenshaltungskosten
    • England – Vorteile: Angenehmes, kollegiales Arbeitsklima, gute Weiterbildungsstrukturen, verständliche Sprache. Nachteile: Stellen zunehmend schwieriger zu finden. Viel Arbeit!
    • Australien, Neuseeland – Vorteile und Nachteile: Wie England, nur weiter weg, mehr Exotik, schwierig reinzukommen wenn man nicht vorher in England oder Amerika war
    • Amerika, also USA – wohl DAS Traumziel für Leute, die Karriere machen wollen. Vorteil: macht sich gut im Lebenslauf. Nachteil: das amerikanische Examen (USMLE) ist nicht einfach. Und dann muss man einen Job finden und konkurriert da natürlich mit den ehrgeizigsten Kollegen der ganzen Welt, die alle in die USA wollen. Wenn man dann einen Arbeitsplatz gefunden hat, dann muss man auch arbeiten: nicht vierzig, eher sechzig, siebzig, achtzig Stunden pro Woche. Und Urlaub? Zehn Tage im Jahr sind schon Luxus!

….hab ich noch was vergessen? Wie gesagt, Details gib’s später….

Written by medizynicus

21. November 2014 at 08:47

Veröffentlicht in Nachdenkereien