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Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Darf Online-Content Geld kosten?

with 4 comments

„Toller Artikel!“, schreibt der Olli und schickt mir einen Link.
Klicke ich drauf, auf den Link und schüttele den Kopf.
„Sorry, geht nicht!“, schreibe ich zurück.
„Warum nicht?“, fragt der Olli.
„Versteckt sich hinter einer Paywall!„, schreibe ich zurück.
„Musst Du halt zahlen!“, sagt der Olli, „Journalisten wollen auch leben!“
Hmmm, denke ich und klappe den Rechner zu.
Bin doch nicht blöd! Warum sollte ich Geld bezahlen, um diesen blöden Artikel lesen zu können?
Obwohl… früher, da habe ich das doch auch getan: Da bin ich mindestens einmal in der Woche zum Zeitungskiosk gedackelt und habe das Printmedium meiner Wahl erworben, das habe ich dann mit nach Hause genommen, gelesen und irgendwann einmal dann ins Altpapier gegeben.
Habe ich schon lange nicht mehr getan. Also, das mit dem Altpapier schon – kommt ja genug Papier ungefragt durch den Briefschlitz jeden Tag. Aber eine Zeitung oder eine Zeitschrift habe ich schon lange nicht mehr gekauft.
Bücher schon.
Ebooks so gut wie nicht. Obwohl ich einen Reader besitze.
Abends sitze ich auf dem Sofa und stöbere ein wenig im Netz. Fernsehen mag ich nicht so. Bezahlen dafür muss ich trotzdem, ob ich will oder nicht. Radio habe ich schon lange nicht mehr gehört. Muss ich trotzdem ebenfalls bezahlen, aber nur für die öffentlich-rechtlichen Sender. Die genau so schlechten Privatsender hingegen kriege ich gratis.
Guten Qualitätsjournalismus, kriege ich ebenfalls gratis; zum Beispiel Spiegel Online. Die Bild-Zeitung hingegen soll Geld kosten, wenn man sie am Rechner oder am Handy liest, aber das weiß ich nur gerüchteweise, die habe ich ja auch in der Papierform eher selten konsumiert. Die Süddeutsche kostet Geld, sowohl in der Papier- als auch in der elektronischen Form. Das Bad Dingeuskirchener Tageblatt auch.
Abonniert habe ich weder das eine noch das andere. Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben?
Den Artikel vom Olli kaufe ich trotzdem nicht.

Written by medizynicus

13. Januar 2016 um 19:22

Veröffentlicht in Nachdenkereien

4 Antworten

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  1. Ohhh, ich will auch ’ne Paywall! Und wenn’s nur 10 Cent pro Beitrag wären!

    Molly L.

    13. Januar 2016 at 20:41

  2. Bei der Süddeutschen sind die weitaus meisten Inhalte online kostenlos verfügbar. Quelle dieses Faktes: tägliche eigene Nutzung.

    Ein anderer Olli

    14. Januar 2016 at 10:27

  3. Ja, ist schwierig. Erwartung ist ja vielfach, dass alles kostenlos ist. Kann es nicht, irgendwo muß es leider auch Geld generieren …

    ednong

    22. Januar 2016 at 20:06

  4. Naja, SpiegelOnline als Qualitätsjournalismus zu bezeichnen, streckt den Begriff „Qualitätsjournalismus“ schon ziemlich. Der gedruckte Spiegel für seine 3,90 Euro im Online-Bezug ist sicher ein Meilenstein des deutschen Journalismus – neben der gedruckten Zeit, der gedruckten Süddeutschen und der gedruckten FAZ (wahlweise über den bezahlten Onlinebezug über die Webseite oder über Kindle).

    SpOn ist da weit weg davon – ebenso wie die Onlinepräsenzen der anderen von mir genannten Zeitungen. SpOn sehe ich so eher auf dem Niveau einer Bildzeitung für Intellektuelle.

    McCloud

    23. Januar 2016 at 22:51


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