Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Archive for Dezember 2013

HoHoHo!

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HoHoHo, das ist bekanntlich die traditionelle Grußformel, die zu verwenden ist, wenn man einem Weihnachtsmann begegnet. Und heute Nacht ist es wieder soweit: da fliegen sie auf ihren von acht oder so (sieben plus Rudolph – war doch richtig, oder?) Rentieren gezogenen Schlitten durch die Nächte, rutschen Schornsteine hinab, verteilen Geschenke und….
Nee, stimmt gar nicht!
Die Existenz des Weihnachtsmannes wurde bekanntlich kürzlich wissenschaftlich widerlegt!
Ich darf zitieren:

Wenn der Weihnachtsmann irgendwann einmal so die Geschenke gebracht haben sollte, ist er heute tot.

Wer’s noch nicht kennt: die Story verbreitet sich seit mindestens fünfzehn Jahren wie ein Lauffeuer durchs Netz, zum Beispiel hier, oder hier, oder hier wenn man lieber das englische Original mag.
Wussten wir es doch hinter vorgehaltener Hand schon immer: Alles Lüge!
Dieser übergewichtige rotgewandete Riesengartenzwerg, der da oben Nordpol frühkapitalistische Fabriken unterhält, in denen arme, versklavte Zwergen im rauen arktischen Klima ohne Betriebsrat bis zum umfallen schuften und von Weihnachtsgeld noch nicht einmal zu träumen wagen… gibt’s gar nicht!
Oder sollten wir lieber doch an ihn glauben?
Existiert er vielleicht doch?
Natürlich existiert er!
Es war einmal, vor langer, langer Zeit, dass damals 8 jährige Virginia von ihrem Papa wissen wollte ob… und wie Papas nun mal so sind, gab er ihr keine zufriedenstellende Antwort. Also schrieb sie an die Zeitung weil ja nunmal bekanntlich alles stimmt, was in der Zeitung steht.
Die Antwort wird seit über hundert Jahren immer wieder nachgedruckt:

Kein Weihnachtsmann! Gott sei Dank! lebt er, und er lebt auf ewig. Noch in tausend Jahren, Virginia, nein, noch in zehnmal zehntausend Jahren wird er fortfahren, das Herz der Kindheit zu erfreuen.

…und falls es doch nicht stimmen sollte?
Na, dann haben wir ja immer noch das Christkind!
Womit wir bei der Frage wären: Wie begrüßt man eigentlich so ein Christkind?

Written by medizynicus

24. Dezember 2013 at 22:05

Noch ne Geschäftsidee

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Sehr geehrter Bewerber, sehr geehrte Bewerberin,

hiermit danken wir Ihnen ganz herzlich für Ihr Interesse an einem Volontariat zur Ausbildung zum geprüften Kristallaurahokuspokustherapeuten.
Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir Sie nach eingehender Prüfung Ihrer Bewerbungsunterlagen in die engere Auswahl genommen haben.
Um die endgültige Bewerberauswahl treffen zu können, erwarten wir jedoch spezifische Kenntnisse auf dem Gebiet der Kristallaurahokuspokustherapie. Diese Kenntnisse erhalten Sie durch eine Weiterbildung durch ein qualifiziertes Institut.
Wir haben mit der Medizynicus GmbH in Bad Dingenskirchen einen zuverlässigen Anbieter gefunden, der genau die passen den Seminare für Sie in Form von E-Learning Online-Modulen anbietet. Durch dieses Bildungsangebot werden Sie ihre Karriereaussichten deutlich steigern.
Unser Unternehmen ist bereit, die Kosten der Seminare anteilig zu übernehmen, da wir überzeugt sind, dass sich diese Investition in Ihre berufliche Zukunft für Sie und für unser Unternehmen lohnen wird.
Wir übernehmen den kompletten Arbeitgeberanteil von 50 Prozent der Seminarkosten. Auf die verbleibenden EUR 2087,34 zuzüglich MWST erhalten Sie, wenn Sie sich innerhalb von 8 Tagen entscheiden außerdem noch einen Frühbucherrabatt von 10 Prozent.
Wir weisen Sie darauf hin, dass sich eine frühe Entscheidung positiv auf das weitere Bewerbungsverfahren auswirkt.
Wir würden uns sehr freuen, wenn wir Sie nach Abschluss der Weiterbildung neuen Mitarbeiter in unserem Team begrüßen können.
mit freundlichen Grüßen,

Beutelschneider GmbH & Co KG

Written by medizynicus

17. Dezember 2013 at 12:43

Neues Geschäftsmodell

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Neulich tauchte Balthasar wieder mal hier auf. Schick sah er aus. Na gut, ein wenig prollig vielleicht, aber das war auch früher schon sein Stil: teure Markenklamotten, Goldkettchen und am Handgelenk eine Uhr, die vermutlich den Gegenwert einer kleinen Eigentumswohnung gekostet hat.
„Kannst Du auch haben, wenn Du willst!“ sagte er und grinst sein übliches Grinsen.
„Ich nehme an, Du hast ein neues Geschäftsmodell entwickelt?“
Balthasar grinst.
„Ein kreativer Umgang mit dem Gesetz, nehme ich an?“
Balthasar grinst.
„Kreativ ist gut. Aber Nix Illegales. Ich schwör!“
„Du brennst darauf, mir zu erzählen, wie es funktioniert?“
„Ich brenne darauf, Dir einen Deal vorzuschlagen!“
„Und der wäre?“
Balthasar grinst noch schiefer als vorhin. Geht ein paar Schritte auf und ab und schaut dann aus dem Fenster. Er holt tief Luft…. und schweigt. Schaut aus dem Fenster und schweigt immer noch. Die Spannung steigt ins Unermessliche.
Balthasar räuspert sich.
„….sag mal, Benno…?“
„Hmm?“
„…was ist denn aus dieser Kleinen Blonden geworden?“
„Äh… wie bitte?“
„Na, Du weißt schon ganz genau, wen ich meine, diese süße kleine Krankenschwester….“
Ich muss schlucken.
„Du meinst Jenny?“
„Genau die! Haste nicht ein Photo von der?“
„Wieso sollte ich?“
„Na, ich denke mal, dass viele Leute gerne wissen würden, wie sie aussieht!“
„Äh….“
„…also, ich meine, wie sie wirklich aussieht, so ohne Kleider und so…“
Ich starre ihn an.
„Ein Nacktfoto von Jenny???“
„Bingo. Du bist ja doch nicht so dumm wie Du aussiehst. Also, ich nehme mal an, Du hast so ein Foto. Oder könntest Dir eins besorgen. Oder noch besser, so ein Filmchen….“
„Sag mal, spinnst Du?“
„…Lass mich bitte ausreden! Also, Du hast ja einen Blog, und da stellst Du das Filmchen dann drauf…“
„Bist Du noch bei Trost?“
Balthasar macht eine wegwerfende Handbewegung.
„Also, der Deal ist: alle Deine Blogleser können das Filmchen sehen. Das Filmchen gehört aber mir. Weil Du mir das Urheberrecht verkauft hast. Damit werden alle Deine Leser zu illegalen Raubkopierern. Und jetzt installierst Du noch eine kleine Trojanersoftware auf Deinem Blog – die hat mein alter Kumpel Wassilij programmiert, und, schwupp, kriegst Du die IP-Adressen von all Deinen Lesern heraus. Dann kauf ich mir einen Richter, und der sorgt dann dafür, dass wir zugehörigen Klarnamen und Postadressen bekommen. Und ein anderer Kumpel von mir, der betreibt hinterm Bahnhof eine kleine Anwaltskanzlei. Der schickt dann jedem Leser eine Abmahnung über zweihundertfünfzig Euro. Die Kohle teilen wir uns!“
Natürlich habe ich Balthasar hochkant rausgeschmissen.
Der hat’s mit Fassung genommen. Ich hab ihm noch vom Fenster aus nachgeschaut, wie er in seinen Sportwagen gestiegen und davongebraust ist….
Immerhin, die Masche scheint ja zu funktionieren.

Written by medizynicus

13. Dezember 2013 at 00:14

Veröffentlicht in Soap

Stimmen im Kopf, ein Mensch stirbt…. und die Ärztin ist schuld

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Ein Moment der Unaufmerksamkeit…
…und schon ist ein Mensch tot und eine Ärztin steht mit einem Bein im Knast beziehungsweise ist so gerade mal noch mit einer Geldstrafe davon gekommen.
Was ist passiert?
Es ist der frühe Morgen nach dem Nachtdienst in einer psychiatrischen Klinik.
Die Diensthabende Ärztin wird von der Pflegekraft angerufen.
Der Patient M. möchte die Klinik verlassen. Er ist ruhig, er lächelt. Er möchte zu seiner Mutter fahren um Geld und Kleidung zu holen.
Ob es einen Unterbringungsbeschluss – also eine Zwangseinweisung – gebe, fragt die Ärztin.
Die Pflegekraft verneint. Der Patient sei freiwillig hier.
Dann darf er auch wieder gehen, sagt die Ärztin.
Der Patient geht.
Er verlässt die Klinik, fährt zu seiner Mutter und bringt sie um.
Wer ist schuld?
Die Ärztin, sagen die Richter.
Der Patient habe am Vortag mehrfach – gut dokumentiert – vor verschiedenen Zeugen davon gesprochen, Stimmen zu hören, die ihm die Tötung seiner Mutter befahlen. Aber wusste die Ärztin davon?
Es ist zu vermuten, dass sie es wusste oder zumindest hätte wissen müssen.
Wer einmal in einer psychiatrischen Klinik – oder auch in einer beliebigen Notaufnahme – gearbeitet hat, weiß, dass es da ziemlich viele Menschen gibt, die wüste Geschichten erzählen, und man weiß auch, dass es gar nicht so einfach ist, einen richterlichen Unterbringungsbeschluss durchzusetzen….
Also, wenn ein Patient, der am Abend zuvor noch von Todesengeln schwadroniert hat, jetzt ganz ruhig dasteht…
„Wie ich es mache, mache ich es falsch.“ sagte die Ärztin in ihrem Schlusswort.
Da ist was dran.

Written by medizynicus

11. Dezember 2013 at 00:32

Veröffentlicht in Gehört und gelesen