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Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

WikiLeaks deckt auf: Deutsche Gesundheitspolitik ist eine heiße Kiste…

with 2 comments

WikiLeaks polarisiert.
Die einen freuen sich diebisch über jeden neuen aufgedeckten Skandal, die anderen finden Petzen einfach blöde.
Auch aus dem Gesundheitswesen sind so einige Indiskretionen herausgesickert, und dabei geht es nicht nur um die Machenschaften großer Pharmakonzerne.
Ja, und in Deutschland?
Nach der letzten Bundestagswahl im Herbst 2009 wurden die Ministerpostenausgekungelt. Eine gewisse Dame aus der Unionsfraktion soll Interesse am Gesundheitsressort angemeldet haben, wurde aber von der Kanzlerin zurückgepfiffen: Die Sache sei zu heikel. Es seien schließlich ein paar unpopuläre Reformen notwendig, und deshalb soll sich da lieber ein anderer die Hörner abstoßen.
Was lehrt uns diese kleine Indiskretion?
Eine Nachricht, die keine Nachricht ist sondern eine Binsenweisheit: Gesundheitspolitik ist eine heiße Kartoffel. Jeder sieht zu, dass er sie schnell weiter reicht, natürlich erst nachdem er ganz schnell seinen Senf dazu gegeben hat. Und der, bei dem das Ding dann liegen bleibt, der hat die Arschkarte gezogen.
Was auch immer man gesundheitspolitisch anstellt, man wird sich Feinde machen.
Was auch immer man tut: man kann einfach nicht gewinnen.
Und deshalb möchte ich diesen Job nicht machen und bewundere jeden, der mit kühlem Verstand an die Sache herangeht und zumindest ein paar gute Ideen durchzusetzen versucht… und sich nicht gleich der erstbesten, lautesten und finanzkräftigsten Lobbygruppe an den Hals schmeißt.
Aber ich will nichts gesagt haben… is ja schließlich fast noch Weihnachten….

Written by medizynicus

27. Dezember 2010 um 05:26

2 Antworten

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  1. Was war jetzt das? Hast Du keine eigene Meinung zur Gesundheitspolitik? Mann, nach ein paar Jahren Klinik sollte man doch wissen was man will.
    Glaubst Du, Rösler könnte den Bunte-schachteln-Wildwuchs nicht unterbinden? Die 25 unterschiedlich bemalten Boxen in denen das immer gleiche Medikament zu verschiedenen Preisen transportiert wird?
    Ja gut, du hast nie mit dem Problem der Fehlmedikation zu tun, weil Deine Patienten das Bonbon zur Not von der Schwester ins Kläppchen gelegt bekommen. In der Niederlassung ist das anders. Verwirrte alte Menschen kommen durcheinander mit den immer neu eingefärbten Dingern. Und das kann ein Minister stoppen. Tut er aber nicht. Wäre ja auch nur um Todesfälle zu verhindern. Ist ihm wurscht, auch wenn er Mediziner ist (Arzt ist er nach einem Jahr Assistenz in der Augenklinik nicht!). Was ihm nicht wurscht ist, ist das Credo der FDP: “Stärkt den Mittelstand”. Das sind die Pharmafirmen und Pharmakahändler in dieser Republik. Die würden Guido die Birne abschrauben, wenn Rösi diesen medizinischen Blindflug beenden würde. Röslers Karriere wäre beendet. Milliarden wären gespart.
    Das ist nur eine von vielen glasklaren Forderungen die ich an gute Gesundheitspolitik hätte.
    Fällt Dir nicht auch eine ein?
    Wie ist das mit Deinen DRGs? Wer verdient daran? Wer zahlt drauf? Ich seh nur blutige Entlassungen….

    Kreativarzt

    27. Dezember 2010 at 23:38

  2. @Kreativarzt: Natürlich habe ich eine Meinung zur Gesundheitspolitik!
    Nur würde ich damit als Politiker unter Garantie keine Wahl gewinnen… das Problem ist: man kann es einfach nicht richtig machen. Gesundheitspolitik ist ein klassisches Beispiel dafür, dass man ein begrenzt verfügbares Gut so sinnvoll wie möglich verteilen muss. Das heißt: rationieren. Das böse R-Wort, welches in Deutschland nicht ausgesprochen werden darf!
    Auf der anderen Seite täte uns ein bißchen weniger von gewissen Dingen (überzogene Diagnostik, teuer verkaufter Voodoo-Medizin…) ganz gut…

    medizynicus

    28. Dezember 2010 at 22:48


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