Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Zu wenig Zeit für Patienten?

with 6 comments

Montagmorgen.
Schnell einen Kaffee einwerfen und dann geht’s los mit der Visite. Das gemütliche Frühstück mit den Schwestern muss aufallen. Das Leben ist schließlich kein Ponyschlecken und wir haben sieben Zugänge bekommen übers Wochenende. Krankenblatt anschauen, Entscheidung treffen, dann ein schneller Händedruck und weiter, für lange Gespräche bleibt da keine Zeit.
„Herr Doktor, können Sie mir sagen, warum…“
„Das erklärt Ihnen nachher die Schwester!“
Umdrehen und schnell raus ins nächste Zimmer.
„Herr Doktor, lassen Sie mich nicht allein!“ jammert Frau Woblitschek. Lass sie jammern! Ich muss weiter, keine Zeit.
Äh… wirklich?
Jeder Mensch hat Zeit, ziemlich genau vierundzwanzig Stunden am Tag!
Was man damit anstellen kann?
Befunde dokumentieren, Arztbriefe diktieren, Diagnosen kodieren, Krankenkassenanfragen beantworten und Formulare ausfüllen zum Beispiel.
Aber das ist ja auch viel wichtiger.
Oder etwa nicht?

Written by medizynicus

24. Oktober 2011 um 08:49

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

6 Antworten

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  1. Ich gehöre wohl zu der Minderheit: Ich habe genug Zeit zur Verfügung. Gruß

    chefarzt

    24. Oktober 2011 at 20:22

  2. Ich bin meinem Arzt auch zu aufwändig, hat er wortwörtlich so gesagt, weil ich Verdachtsdiagnosen, der Professoren abgeklärt haben will. Während die Profs mich ernst nehmen, vermutet mein Arzt überall etwas Psychosomatisches. – Schade, denn eigentlich mag ich seine jugenhaft verspielte Unbekümmertheit sonst sehr, aber wenn es um meine Gesundheit geht, nehme ich es schon genau., Deshalb bat ich einen der Professoren, ihn „aufzuklären“.

    LG Enia

    Enia

    24. Oktober 2011 at 23:02

  3. Enia, dein Arzt wird dir bestimmt dankbar sein, dass du einen der Professoren gebeten hast ihn „aufzuklären“.

    haubu

    25. Oktober 2011 at 13:04

  4. Er wird schon darauf hören, er hegt große Achtung vor den alten, erfahrenen Professoren, Koriphäen auf ihrem Gebiet. Und sie sind nett und einfühlsam und der besagte Prof wird ihm das sicher auf kollegiale Weise vermitteln.

    LG Enia

    Enia

    26. Oktober 2011 at 02:01

  5. Das ist leider in allen Berufen ähnlich, aber am schlimmsten sind die Auswirkungen in den Berufen am Menschen: deinem und meinem beispielsweise.

    Wolfram

    30. Oktober 2011 at 11:03

  6. Welches Krankenhaus lässt denn noch Krankenkassenanfragen von Ärzten bearbeiten und die Ärzte auch noch kodieren?
    Sorry, aber das verstehe ich nicht.
    Die Ärzte sollen Patienten behandeln; für´s Kodieren sind Kodierfachkräfte und Dokumentationsassistenten da. Die machen das übrigens auch viel besser, weil sie es gelernt haben 🙂

    Wolf

    31. Oktober 2011 at 15:26


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