Die Geschichte von Fusel-Franze
Das Problem, welches die beiden Sanitäter soeben durch die Tür geschoben haben, ist etwa Mitte vierzig, männlich und riecht penetrant nach Ceh-zwei-Hah-fünf-Oh-Hah. Man könnte auch sagen, er ist strunzsternhagelvoll und stinkt fünf Meter gegen den Wind nach Alk.
„Das übliche?“ fragt Schwester Anna.
Die Sanis nickten.
„Dürfen wir vorstellen? Das ist Fusel-Franze. So eine Art Stammkunde von uns. Den sehen wir öfters!“
Anna grinst ihr fiesestes Grinsen.
„Lasst ihn mal für ’nen Moment da auf der Trage liegen, und die Trage lasst Ihr mal schön auf dem Flur, am besten da vorn, gleich beim Ausgang…“
„Die frische Luft wird ihm gut tun…“ sagt Horst, der ältere der beiden Sanis.
„Ihr kommt doch auf ’nen Kaffe rein, oder?!“ frage ich und suche zwei halbwegs saubere Tassen.
Fusel-Franze, so erfahre ich, ist im Grunde kein übler Kerl. Tagsüber wohnt er am Bahnhof und schnorrt die Reisenden an. Das Geld setzt er so gegen Nachmittag in Schnaps um und abends schläft er dann irgendwo seinen Rausch aus. Ab und zu hat er einen epileptischen Anfall. Ab und zu wird er dabei beobachtet. Zum Beispiel von jemandem, welcher nächtens seinen Waldi Gassi führt. So ein epileptischer Anfall sieht natürlich ziemlich dramatisch und gefährlich aus. Deswegen wählt dieser Jemand auch in der Regel brav per Handy die Notrufnummer und bestellt einen Krankenwagen. Und weil die Rettungsleitstelle und alle Sanitäter nun ihre Richtlinien und Dienstvorschriften haben, müssen sie Fusel-Franze dann einsammeln und ins Krankenhaus bringen. Dabei will Fusel-Franze gar nicht ins Krankenhaus.
„Keine Angst, Fusel-Franze bleibt normalerweise nicht lange!“ sagt Horst.
Fusel-Franze hasst Krankenhäuser. Schon allein deswegen, weil es dort kein Bier gibt.
Anna schlurft zu ihm hinüber und bemüht sich beflissen, den Blutdruck zu messen und ihm ein paar verwertbare verbale Äußerungen zu entlocken.
„Sonst alles in Ordnung?“ frage ich die beiden Sanis.
„Kann nicht klagen. War gerade im Urlaub,“ sagt Horst, „Skifahren in Bulgarien. Nicht schlecht.“
„Wusste gar nicht, dass man in Bulgarien Skifahren kann,“ sage ich.
„Doch, kann man. Schnee gut. Alkohol billig. Aber pass auf, was für Frauen Du ansprichst!“
„Warum?“
Er grinst.
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- Die Fortsetzung der Geschichte steht im Buch, welches man u.a. hier bestellen kann.
[…] stattdessen… …jetzt erstmal einen Schnaps. Einen Doppelten. Korn, Obstler, Weinbrand, Fusel, Spiritus, Cognac, Grappa, egal was. Hauptsache, einen Doppelten. Oder besser noch einen […]
Medizynicus braucht… « Medizynicus
24. November 2009 at 23:08