Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Was kostet eine Beleidigung?

with 4 comments

Sonntag Abend, das Wochenende ist fast zu Ende und ich bin irgendwo auf Schienen unterwegs.
Noch eine halbe Stunde lang im ICE, dann umsteigen in den Bummelzug und wenn alles gut geht, bin ich noch vor Mitternacht im Bett.
Geht alles gut?
Bislang haben wir sage und schreibe Null Minuten Verspätung. Und selbst wenn da noch irgendwas passieren sollte…. zum Umsteigen ist reichlich Zeit, also….
Also?
Irgendwer diskutiert mit der Schaffnerin. Worum es geht, weiß ich nicht und will ich auch gar nicht wissen, aber manchmal wird man einfach trotzdem unfreiwillig Zeuge von Dingen, die man gar nicht hören will.
Die Stimme gehört jedenfalls zu einem Mann, etwas lallend, vermutlich alkoholisiert, sehr agitiert, laut und aggressiv. Kurz zusammengefasst geht es wohl darum, dass der Typ behauptet, man habe ihm seine Fahrkarte geklaut und sein Ausweis übrigens auch, weshalb er ihn logischerweise nicht vorzeigen könne. Und damit es auch kein Missverständnis gibt, unterstreicht der gute Mann seine Aussage mit einem Schwall von Schimpfworten, die hier nicht zitiert werden sollen.
Dann ist Ruhe. Eine halbe Minute lang.
Es folgt eine Durchsage: „Falls zufällig ein Polizeibeamter an Bord sein sollte, möge er doch bitte in Wagon Nummero sieben kommen!‟
Es kommt aber keiner. Und wenige Minuten später halten wir dann planmäßig irgendwo an.
Schaffnerin und Übeltäter begeben sich nach draußen auf den Bahnsteig, wo zwei weitere Leute in Bahn-Uniform herumstehen. Es wird weiter diskutiert und weil diskutiert wird, kann der Zug natürlich nicht weiterfahren. Zwei Polizeibeamte tauchen auf und diskutieren jetzt mit und die Weiterfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit.
Die Schaffnerin erklärt, dass sie aufgrud der erlittenen Injurien jetzt Anzeige erstatten soll, der Übeltäter sitzt inzwischen ganz bedröppelt da und die Polizeibeamten beginnen, zu ermitteln. Also sie tun das, was Polizeibeamte auch im Krimi immer tun, nämlich erstmal die Personalien aller Beteiligten aufnehmen und weil das nun einmal dauert kann der Zug natürlich nicht weiterfahren.
Okay, okay, tut er dann irgendwann doch…
…Fünfundvierzig Minuten Verspätung…
….Anschlusszug natürlich weg…
…Eine Stunde lang auf nächtlichem Bahnhof auf den Nächsten warten…
Okay, okay, ich werd’s überleben..

Written by medizynicus

13. April 2015 um 01:04

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

4 Antworten

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  1. Bist du irgendwann noch angekommen oder fuhr dann ab Mitternacht bis 5 oder so kein Zug mehr? 😉

    jaynesabbath

    14. April 2015 at 14:27

  2. *hüstel*
    Was ein seltsames Zeitintervall für die Züge: die fahren wahrlich im 105-Minuten-Takt?

    ednong

    14. April 2015 at 20:22

  3. Fahre (Deutsche) Bahn und Du kannst was erleben… 😦

    Antje

    17. April 2015 at 19:45

  4. Und wen sollte das interessieren ?

    Alfred Paul (@ChiefAlfred)

    20. April 2015 at 14:50


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