Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Der Herr Doktor in der guten alten Zeit

with 17 comments

Es war einmal, vor langer, langer Zeit, da gab es irgendwo hinter den sieben Bergen eine kleine Stadt. Das größte Haus darin gehörte natürlich dem Bürgermeister, aber das zweitgrößte Haus, darin wohnte der Herr Doktor.
Der Herr Doktor traf sich einmal in der Woche beim Stammtisch mit dem Herrn Lehrer, dem Herrn Pfarrer und natürlich dem Herrn Bürgermeister und da wurden dann die Geschicke der Stadt entschieden.
Der Herr Doktor hat hart gearbeitet, sein Wartezimmer war stets brechend voll und wenn er mit der Sprechstunde fertig war besuchte er die Siechen daheim. Früher mal hoch zu Ross – nee, wir sind schon in einer Zeit, in der es Benzinkutschen gab, nicht viele zwar, aber der Herr Doktor hatte eine, und zwar natürlich die größte im Städtchen.
Des Herrn Doktors Worte waren Gesetz und wenn der Herr Doktor glaubte, sein Patient solle sich einfach mal nicht so anstellen und etwas zusammenreißen dann hat der Patient sich mal etwas zusammengerissen und nicht mehr so angestellt. Kunstfehler gab’s nicht. Was der Herr Doktor gemacht hat, das war richtig. Dem Herrn Doktor widersprechen? Wo kämen wir denn da hin?
So war das also.
Damals.
Wenn’s wahr ist.
…irgendwie habe ich das dumme Gefühl, dass es bei Dr. Geldgier, Klaus Lischka Kreativarzt Wehr Dich und Landarsch nicht so läuft. Daher meine Frage speziell an diese drei Herren (aber auch an jeden anderen, der sich berufen fühlt zu antworten):
Was vermisst ihr eigentlich am meisten: Das Sozialprestige, das Geld, die Freizeit, oder geht Euch einfach die Bürokratie auf den Senkel?

Written by medizynicus

28. Juni 2010 um 21:39

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

17 Antworten

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  1. Blöderweise in ich keiner dieser drei Herren und nicht mal Arzt. Aber ich könnte mir gut vorstellen, das es eine Mischung der letzten drei aufgeführten Punkte ist.
    Machen wir uns nichts vor. Ärzte sind in der heutigen Zeit schlecht bezahlt, haben kaum Freizeit und ne Menge Bürokratie am A….
    Glaube, die Berufung (von der hier garnicht die Rede war) bleibt da oft auf der Strecke.
    Sozialprestige…imho ist das eines der Dinge, die am wenigsten gelitten haben in all den Jahren.

    Klinkenputzer

    28. Juni 2010 at 21:52

  2. naja,.. man bedenke den Status und den Wert der Worte eines Chefarztes noch vor 10 Jahren… und heute.
    Geschäftsführung in Klinken im Wandel der Zeit,- das wäre doch mal ein Thema, Herr Doktor 😉

    In den Praxen bestimmen auch längst andere als der Medicus.. ferngesteuert.. durch den schnöden Mammon Geld? Wie siehts aus mit Respekt? Ich meine nicht den Glauben an den Halbgott in Weiß..
    Fragen über Fragen!

    Petra

    28. Juni 2010 at 22:42

  3. „…und wenn der Herr Doktor glaubte, sein Patient solle sich einfach mal nicht so anstellen und etwas zusammenreißen dann hat der Patient sich mal etwas zusammengerissen und nicht mehr so angestellt.“

    LOL

    Schön wär’s, wenn das heutzutage so wäre. Aber die Patienten rennen dann lieber zum nächsten Doktor und wenn der auch nicht sagt, was die hören wollen, zum nächsten…und bitte -danke, doch endlich mal die Röhre veranlassen, da muss doch was sein…
    …und natürlich wird in die Röhre geschoben, aber nicht aus Sorge um den Patienten, sondern aus Sorge um sich selbt. Patienten werden halt klagefreudiger…
    So ist das heutzutage. Der Arzt ist nicht mehr Herr seiner selbst. Er wird reglementiert, budgetiert, kontrolliert, bürokratisiert…

    docangel

    29. Juni 2010 at 07:41

  4. Lieber Medizynicus, ich denke uns allen drei war schon zu Beginn unserer Laufbahn klar, dass das mit dem 2.größten Haus im Dorf etc. nix mehr wird in der heutigen Zeit.
    Was mich am meisten nervt, ist die absolute Unplanbarkeit meiner Arbeit und die scheinheilige,verlogene Rationierung der Politik durch existenzbedrohende Maßnahmen den Ärzten gegenüber. Ich habe – schwarz-auf-weiß dokumentiert durch die KV-Abrechnung – im vergangenen Jahr 2009 Leistungen im Wert von knapp 50 000€ am Patienten erbracht, die ich im Nachhinein nicht bezahlt bekam. Zum 01.07. erfahre ich plötzlich, dass ich als Neurologe nur 2/3Nervenarzt wert bin, was vorher knapp 1/1 war …
    ständige Willkür macht unternehmerische Planen völlig unmöglich. Anschaffungen wie ein neuer Server (5000 Euro) und ein vernünftiges Ultraschallgerät (20 000€+) sind so überhaupt nicht mehr kalkulierbar.
    Die Perversion: auf der Ausgabenseite haben wir das komplette Risiko eines selbständigen Unternehmers (Personlakosten, Krankeheits- und Unfallrisiko, …), auf der Einnahmeseite werden wir durch Staatsmedizin geknebelt und von vornherein beschränkt bzw. immer weiter reduziert.
    Die Folge: massiver Frust, sinkender Leistungswillen, burn out …
    Es geht nicht darum, dass wir am Verhungern sind, sondern darum, dass wir durch Psychospielchen der Politik ständig gegängelt werden.

    drgeldgier

    29. Juni 2010 at 07:43

  5. […] Medizynicus ist wohl aufgefallen, dass sich was geändert hat bei den Ärzten. Nicht nur mein Blog sondern auch das anderer Kollegen läss ihn fragen, was hier so viel Frust bei Ärzten verursacht. So stellt er uns und anderen Ärzten (u.a. Klaus Lischka und dem Landarsch) die Frage: […]

  6. Genau die bei drgeldgier beschriebene Situation hat mich bisher von einer Niederlassung abgehalten. Schade, ich hätte es gern gemacht, aber nicht unter diesen Bedingungen.

    docangel

    29. Juni 2010 at 09:45

  7. Also genau genommen ist es das, was hinter den aufgeführten Gründen steht: das Vertrauen und die Anerkennung von Leistung (und gerne auch – angemessene – Kritik, wenn’s mal Scheiße war)!

    Du schreibst selbst, dass der Patient früher gemacht hat, was der Doktor gesagt hat („ggf hat er sich auch mal zusammengerissen“). Damit hatte der Doktor Erfolg (= keine Kunstfehlerprozesse), und andererseits bestand beim Doc alle Anstrengungsbereitschaft sich einzusetzen, einzubringen und das Richtige (damit letzendlich das Kostengünstigste) zu tun: daraus resultierend die nötige Achtung (mit den entsprechend folgenden Attributen wie großes Auto und Haus und Stammtisch mit den „Honorigen“).

    Unsere heutige Zeit hat die Achtung vor der Leistung, dem Wissen, dem Können, der Erfahrung und vor allem der Verantwortung verloren. Das betrifft nicht nur die Medizin, sondern inzwischen bald alle Bereiche des Lebens. Deshalb meint jeder Dahergelaufene (Politiker, Journalist, Lehrer, Chef, Kollege, Nachbar, Tante Trude u.s.w) er/sie wüsste alles besser und müsse dem Fachmann erklären, wo’s lang geht!

    Wenn ich einem Handwerker ständig reinrede, weil ich ihm nicht hinreichend vertraue, und ihn damit ablenke, dauert’s halt etwas länger – und ich muss es zahlen (was mich dann meinen vorlauten Mund wieder halten lässt)! In der Medizin reden ständig Tausende rein – aber zahlen wolln se nich!

    In der Medizin stoßen fast alle Interessen (finanzielle, gesellschaftliche, soziale, politische und persönliche)auf’s heftigste zusammen. Klar, dass da erst recht jeder meint mitreden und mitregieren zu müssen, um selbst nicht unter die Räder kommt, besonders, wenn’s nix kostet.

    Also: Setzt mal wieder mehr Vertrauen in die Leistung der deutschen „Arbeiter“ (wie es die ganze übrige Welt tut) und lasst sie das tun, was und wie sie es können. Dann klappts wieder. Mit ständigem Mißtrauen geht nur alles kaputt. Und das wird sich rächen!

    P.s.: bei meiner ersten Niederlassung in einem kleinen Dorf im Süden der Republik meinte der Bürgermeister: „Wir brauchen keinen Doktor. Die wollen immer nur das schönste Grundstück“.

    der Landarsch

    29. Juni 2010 at 09:52

  8. Rückgang der 3 angenehmen Attribute und Bürokratiesumpf. Das sind schon Gründe. So etwas erleben aber viele Menschen. Das besondere an unserer Situation ist die Unmöglichkeit sich dagegen zu wehren. Gleichzeitig blähen sich diese 4 Frustratoren immer weiter auf.
    Ich empfinde das als eine reale Bedrohung. Ich kann immer intensiver arbeiten und bekomme, genau wie Drgeldgier schreibt, einfach einen völlig willkürlichen Teil (unter Vorwand der Regelkonformität) vorenthalten. Ich verlange dafür zumindest eine Spendenquittung!!!
    Ständig ändert sich das wahnhafte Regelwerk, die Komplexität nimmt zu und wird immer undurchschaubarer. Der Zusammenhang von meiner harten Arbeit und dem Lohn daraus ist verloren. Dieses Gefühl, ein völliger Spielball in den Händen Anderer zu sein macht mich wütend. Meine von der Leistung unabhängige Entlohnung nimmt die Motivation und damit jede unternehmerische Risikobereitschaft.
    Das ist der finanziell existentielle Alltagsfrust.
    Darauf setzt sich die Missachtung der ärztlichen Leistung. Das spüre ich diffus in dem vom Landarsch beschriebenen Zerquatschen jener medizinischen Fakten, die zu beherrschen einen Arzt Jahrzehnte kosten, den Quatscher aber nur eine beliebige Laune. Viel konzentrierter spüre ich diese Missachtung aber in der “Regress”Bedrohung. Da nimmt man mit Strafandrohung auf meine ärztliche Entscheidung unerlaubten Einfluss. Und das Schlimmste: Keine alte Socke in der Ärztekammer erregt sich darüber. Wenn sich mal ein Mafioso in die Praxis stellt und mir sagt: “komm Junge, lass das Omeprazol stecken, der Patient kriegt nichts, sonst blase ich Dir die Birne weg”dann würde das wahrscheinlich auch keiner mehr seltsam finden, wir sind ja schon Jahre daran gewöhnt mit konkurshohen “Regress”-Strafen zum Andersverschreiben gezwungen zu werden. Das wäre dann sicher auch “ein verständliches Interesse des Gemeinwohls” was vor meinem Interesse auf ärztliche Unabhängigkeit stünde.
    Sowohl das unbeeinflussbare Einkommen, als auch der Verlust der ärztlichen Entscheidungsfreiheit durch “Regresse” sind Zeichen von Machtlosigkeit. Ich will die Macht über meine Angelegenheiten zurück! Wir Niedergelassenen sind anders als die Krankenhausärzte in besonderer Weise hilflos. Wir haben Unternehmerrisiko und Kreditverpflichtungen auf uns genommen um unseren Beruf ausüben zu können! Wir sind damit auf eine besonders strake Interessenvertretung angewiesen, die uns vor Willkür schützen sollte. Aber wir haben keine Gewerkschaft!! Die Krankenhausärzte haben den MB. Wir haben das Gegenteil. Die KV setzt kein Machtmittel für uns ein, nein sie beteiligt sich aktiv an der Entwicklung oder Ausführung aller jener Absurditäten gegen uns. Manchmal glaube ich, sie wollen die Bruchfestigkeit der arbeitenden Ärzte austesten, wenn sie jetzt auch noch eine zusätzliche 160 Seiten starke Kodiervorschrift auf unsere Köpfe werfen. Ich habe noch immer große Freude an der Arbeit selbst aber die bewahre ich wie ein Kerzenlicht im Sturm des Wahnsystems. Ceterum censeo KV esse delendam.

  9. Wenn ich das hier als Medizinstudent (10. Semester) mit Niederlassungswunsch so lese, frage ich mich: Was genau muss realistischerweise getan werden, dass sich was zum positiven ändert und wie sind die Chancen, dass so etwas geschieht? Oder musss man sich den Niederlassungswunsch am besten schnell wieder abschminken?

    DrMang

    29. Juni 2010 at 13:49

  10. Vor geraumer Zeit wurde mir mal eine Frage gestellt. „Sag mal, auf welche Berufsgruppe treffen die drei folgenden Eigenschaften am ehesten zu; arrogant, ignorant und selbstherrlich? Spontane Antwort; Poltiker/innen. Nein sagte mir mein Fragesteller, es sind die Ärzte. Es soll da mal eine Erhebung im Web gegeben haben. Wie auch immer. Es spiegelt nicht meine persönliche Einstellung wieder. Nun habe ich mehr und mehr geschäftlich mit den Angehörigen der Heilberufe zu tun und kann aber sehr wohl aus eigener Erfahrung behaupten, es gibt wie wohl bei allen anderen Berufsgruppen solche und solche. Mehr muss dazu nicht geschrieben werden. Jeder ziehe sich bitteschön den Schuh selbst an, der ihm am besten passt. Freilich spielt Geld eine entscheidende Rolle, wenn von ärztlicher Arbeit die Rede ist, keine Frage. Wieviel sollte es denn mehr sein? Pro Quartal oder pro Monat oder auch jährlich. Einfach mal frei heraus. Vielleicht findet sich ja eine „Fee“ welche noch den einen oder anderen Wunsch erfüllen kann. Wer wirklich mehr Geld braucht, einfach mal melden. Was kann schlimmstenfalls passieren? Nix! alles bleibt wie es ist. Also, der Doc-Consult wünscht allen maximale Erfolge.

    Doc-Consult

    29. Juni 2010 at 13:55

  11. […] zynicus startet eine Umfrage ausgerechnet unter den Ärzten die offensichtlich seinen Blog sehr selten besuchen. Will er damit […]

  12. trinkt der junge man?

    Arno Nym

    29. Juni 2010 at 21:44

  13. @Klaus Lischka:
    Ich frage mich ja schon länger wieso sich die niedergelassenen Ärzte von ihrer eigenen Standesvertretung so vorführen lassen. Warum gibt’s denn da nicht mal eine zünftige Revolution mit Fackeln und Mistgabeln?

    Übrigens kann ich alle in diesem Thread genannten Frustfaktoren voll und ganz nachvollziehen (im Gegesatz zum nebenan geäußerten Wunsch, man müsse ein Mehrfaches verdienen). Das würde mich auch alles ziemlich ankotzen. Aber, und da schließt sich der Kreis, das ist doch alles auf dem Mist der KV gewachsen?

    Ich war jetzt 10 Jahre lang privat versichert und bin am Ende nur noch in Privatpraxen gegangen, weil da viel weniger Frust herrscht (und weil man idR nicht warten muss). Leider bin ich jetzt wieder sozialversicherungspflichtig beschäftigt (harr, harr) und damit Zwangsmitglied in der GKV geworden, wo ich für 3 Jahre ausharren muss, bevor ich wieder in die PKV zurückkann. Jetzt muss ich mir wieder lauter neue Ärzte suchen. Bin schon gespannt, wie’s mittlerweile bei den Kassenärzten zugeht, obwohl ich eher dazu tendiere, lieber 3 Jahre lang nicht krank zu werden.

    tibia

    29. Juni 2010 at 22:20

  14. Mal rational gesehen: Ich bin auch Freiberufler (im nicht-medizinischen Bereich). Ich kenne das Dilemma, wenn ein Kunde zwar von meiner Dienstleistung profitieren würde, diese aber nicht bezahlen kann. Da ich nicht die Heilsarmee bin, muss ich diesen Kunden in seiner Not zum Nicht-Kunden erklären. Muss ja auch sehen, wo ich bleib.
    Medizine Dienstleistung kann meines Erachtens nicht (never ever) gleichgestellt werden mit anderen marktabhängigen freien Berufen. Das klappte vielleicht vor 150 Jahren ganz gut: Der Doktor hatte ein dickes Haus und versorgte die Bewohner anderer dicker Häuser. Vielleicht hatte er ein gutes Herz oder schlechtes Gewissen und hielt eine Armen-Sprechstunde einmal im Monat. Freiwillig.
    Die Bürokratieschlacht und der Ärztestress kommt doch daher, dass sie einerseits selbstständig sind (ergo profitorientiert) und andererseits es eine gesellschaftliche Übereinkunft gibt, dass niemand in diesem Land von medizinischer Versorgung ausgeschlossen sein darf. Die zwei Konzepte passen aber nicht zusammen und werden es nie tun. Möchtegern-Kunden, die ich mangels Finanzkraft wegschicke, sterben nicht daran. Beim Arzt sieht das anders aus.
    Mir ist völlig schleierhaft warum an diesem Phantom Markt festgehalten wird in einer Branche, die den Markt sinnvoll nur dann bedienen kann, wenn sie sich (wie andere Marktteilnehmer auch) nur die lukrativen Kunden aussucht.
    Der verzweifelte Versuch, so zu tun als gäbe es einen selbstregulativen Markt im Gesundheitswesen, der sich mit dem Menschenrecht auf medizinische Versorgung vereinbaren lässt, daran krankt doch die ganze Chose. Daher kommt auch die Kostenexplosion zu einem nicht unerheblichen Anteil.
    Ich lebe und arbeite gern in einer (sozialen) freien Marktwirtschaft, trage meine Risiken und mach mein Ding. Für die Mediziner der nächsten Generation wünsche ich mir aber sozialistische Verhältnisse: Geregelte Arbeitszeiten, angemessenes Gehalt, intensiver Austausch und bezahlte Fortbildung. Kein schneller, höher, weiter.
    Aber auf DIE Gesundheitsreform müssen wohl meine Enkel noch warten.

    karen

    6. Juli 2010 at 22:57

  15. @Karen, RESPEKT !! Ausgezeichnete Erkenntnis. Ich habe dauernd kräftigst genickt beim Lesen Ihrer Zeilen. Ich würde nur noch etwas dazu schreiben wollen, was aber den absolut richtigen Kern Ihrer Aussage nicht verwässern soll: Nur in einem NICHT marktwirtschaftlichen System kann das immaterielle herausgehobene Gut Gesundheit rechtschaffen umhegt werden. Dabei muss dann aber die ebenfalls herausgehobene Arbeit des Arztes so dotiert werden, dass er auch spürt, was er wert ist. Sonst wandern sie aus. Es ist genau wie sie sagen, die Ziele der beiden Prinzipien : Marktwirtschaft einerseits und Humanismus andererseits sind nicht kompatibel. PUNKT.
    Auch die Zielidee: Kein Höher, Schneller, Weiter…das spricht mir aus der Seele! Leider sind meine Berufskollegen durch eine derart derbe Schule gegangen, in der genau die drei Dinge immer verlangt wurden, dass ich aus deren unreflektierter Seelengruft keine solche gleißende Erkenntnis erwarte. Ich fürchte, diese Vision, die Sie nennen, Karen, ist erst wie Phönix aus der Asche des jetzigen Irrsinns zu erwarten.
    Als (wie gesagt) kleines “add on” zu Ihren Schlussfolgerungen will ich nur ergänzen: Unser System der tumben Versprechung “es wird für jeden der etwas braucht, immer das richtige vorgehalten werden” muss allein deswegen kollabieren, weil die Wissenschaft und Technik kostenintensive und wahrlich ihr Geld lohnende Produkte entwickelt. Die Denunziation der Kostenzuwächse ist für kleine Geister gedacht. Immer wird behauptet : wenn diese dreisten Ärzte und diese unverschämte Pharmaindustrie bescheiden wären, dann wäre alles gut. Keiner sieht, was ein Neurochirurg heute leistet (diesen Arzt gab es vor 100 Jahren gar nicht), wie heute Leukämiepatienten über Jahre medikamentös stabil und lebendig, fit! gehalten werden können… Hier sind ständig Entwicklungen in der Evolution, die alle ihren hohen finanziellen Preis haben. Die Lüge einer in diesem Feld zu zähmenden Ausgabenentwicklung ist nur eine der vielen politischen Schwachsinnigkeiten, die in den ungebremsten finanziellen Show Down münden wird.
    Es bleibt aber dabei , Karen, diese Vision: gut bezahlte, staatlich angestellte Ärzte ohne die Marktlüge in einem humanistisch orientierten Weltbild, das wäre die Lösung. Keiner der Partner ist reif dafür… jammerschade.

    K.Lischka Kreativarzt

    9. Juli 2010 at 22:33

  16. … würden 30 TSD pro Jahr zusätzlich ausreichen?

    Doc-Consult

    10. Juli 2010 at 12:24


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