Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Spocht is Mocht – oder so ähnlich

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In hohem Alter wurde Wintson Churchil einmal – so sagt es die Legende – von einem Reporter danach gefragt, was denn sein Geheimnis sei, bei so guter Gesundheit geblieben zu sein.
Woraufhin der britische Weltkriegsheld – so geht die Legende weiter – zunächst kurz an der Zigarre genuckelt und dann geantwortet haben soll:
„No Sports, Sir!“
Wie allgemein bekannt schleppte Churchil ein erhebliches Übergewicht mit sich herum und seine Lieblingszigarren tragen auch heute noch seinen Namen.
Neulich ist mir Churchils Reinkarnation begegnet. Der hatte zwar keinen Krieg gewonnen, war aber genauso übergewichtig. Immerhin, das Rauchen hatte er sich schon abgewöhnt.
Und Sport?
„geht nicht, Herr Doktor!“
Aber zwanzig Minuten am Tag reichen doch, zum Beispiel Gassigehen mit dem Hund…
„Ich hasse Hunde, Herr Doktor!“
Okay, es geht auch ohne Hund, also einmal am Tag ein Spaziergang in der frischen Luft…
„An meiner Straße, da donnern Tag und Nacht die LKW’s vorbei. Die Luft da, die könnense in Scheiben schneiden…“
Gut, aber irgendwo wird es doch wohl einen Park oder einen Wald geben…
„Da bin ich aber eine halbe Stunde lang mit der Straßenbahn unterwegs…“
Oder vielleicht mit dem Fahrrad?
„Nee, Herr Doktor, erstens kriech ich da Probleme mittie Gelenke und zweitens mittie Bronchien, weil so eine halbe Stunde lang durch den Abgasmief zu strampeln…“
Sehe ich ein. Wie wäre es mit Schwimmen?
„Wissense, wat dat kostet? Das städtische Hallenbad bei uns umme Ecke, das hamse vor ein paar Jahren dichtgemacht. Und im Wellness-Spaß-Erlebnisbad, da sind jedes Mal gleich zwölf Euro fuffzich fällich!“
Mit Fitness-Studio brauch ich wohl gar nicht erst anzufangen…
„Nee, Herr Doktor, da trau ich mich nich rein, zwischen all die fitten jungen Leute…“
Gar nicht so einfach! Ich kaue an meinem Bleistift und denke nach…
„Was empfehlen Sie mir denn jetzt, Herr Doktor?“
Und Churchill?
Immerhin hat’s der ja auch bis ins hohe Alter…
Die Legende war übrigens eine Ente. In Wirklichkeit hat Churchil vor allem in seiner Jugend enorm viel Sport getrieben, aber das brauche ich seiner Reinkarnation ja nicht unbedingt auf die Nase zu binden.
Der wird trotzdem nicht zum Sportler. Noch nicht einmal für zwanzig Minuten am Tag. Es geht einfach nicht: Ende der Fahnenstange.

  • Besonderer Gruß an Monsterdoc – unseren super-sportlichen Triathleten, der als Hausarzt vermutlich öfters solche Gespräche führen dürfte

Written by medizynicus

18. Januar 2012 um 08:36

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn, Gehört und gelesen

4 Antworten

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  1. Ich habe da jüngst was entdeckt: Kinect für die Xbox360. Kostet initial zwar paar Euro, aber das motiviert selbst mich Faulpelz täglich etwas rumzuhampeln. Alleine die Bilder von mir, die während der Spiele geschossen werden, da lach ich nochmal eine halbe Stunde lang. Und lachen ist ja auch gesund, wenn ich mich nicht irre.

    Der Maskierte

    18. Januar 2012 at 08:58

  2. Hat nicht jeder Mensch das Recht, lebensverlängernde Massnahmen abzulehnen?

    Thomas

    18. Januar 2012 at 11:24

  3. Nach meinen vergeblichen Sport- Motivationsversuchen sage ich am Ende zum Patienten immer: „Sie haben Recht. Es gibt 1000 Gründe, es nicht zu tun. Und es gibt nur einen Grund, es zu tun -nämlich: ICH WILL!

    docangel

    19. Januar 2012 at 08:23

  4. Mein Arzt redet immer davon ich soll weniger Sport treiben. Ok, er hatte vielleicht Angst, mich noch öfter zu sehen, wenn ich denn mit ner Schultergelenkprellung von einem Reitunfall nach 2 Wochen wieder aufs Hotte will. 😉 Aber ich muss sagen, Sport motiviert, ich werd nach zwei Tagen nur-PC-Arbeit immer ganz hibbelig.

    Nur Ich

    21. Januar 2012 at 17:21


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