Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Müssen Ärzte Workoholics sein?

with 4 comments

…Okay, ich gebe zu: Das hier ist nun doch eher ein Wunschtraum… obwohl wir solche Tage auch schon gehabt haben.
Und dieser Artikel, heute genau ein Jahr alt, ist vielleicht… naja ein ganz kleines bisschen übertrieben.
Aber wenn ich mich da mal so umschaue unter den werten Kollegen, hier in Bad Dingenskirchen und anderswo, dann finde ich nur wenige Ärzte, die eine geregelte Vierzigstundenwoche haben und Zeit, ein geregeltes Beziehungs- und Familienleben zu führen oder vielleicht sogar noch dem einen oder anderen Hobby nachzugehen.
Und dann frage ich mich: muss das wirklich so sein?
Na klar, mein Beruf macht mir Spaß, sonst würde ich das ja gar nicht durchhalten.
Und – allen Unkenrufen und Jammergeschichten zum Trotz: ja, wir verdienen wirklich etwas mehr als eine durschschnittliche Supermarktkassiererin.
Aber… gerne würde ich auf einen Teil meines Geldes verzichten wenn man mir stattdessen mehr Zeit schenken würde… Zeit um… ach was, mir fallen genug Dinge ein, die man mit dieser Zeit anstellen könnte, und ich rede nicht vom bloggen.
Ja richtig, ich weiß was jetzt kommt: geh doch nach drieben! Wobei mit „drieben“ Norwegen, Schweden, Schweiz oder Spelunkistan gemeint sind.
Ich will aber nicht nach Spelunkistan. In die Schweiz fahre ich gerne zum Skiurlaub und nach Norwegen und Schweden vielleicht zum Fjord- und Fjällwandern bei Mitternachtssonne wenn ich mal genug Geld – und vor allem Zeit dazu habe.
Ach ja, und den anderen Spruch habe ich auch schon gehört: Mach doch Teilzeit. Erzählt das mal meinem Chef! Oder der Personalabteilung. Gibt’s noch nen dritten Spruch? Richtig, einen habe ich noch vergessen: Arzt wird man nur aus Berufung.
Und seinen Heiligenschein muss man sich halt was kosten lassen.
Einen schönen Feiertag noch, und ganz besonderen Gruß an alle diejenigen von Euch, die wo heute Dienst haben!

Written by medizynicus

13. Mai 2010 um 22:48

Veröffentlicht in Nachdenkereien

4 Antworten

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  1. Ich glaube, das mit den Überstunden ist heutzutage ein ganz generelles Problem. „Ich arbeite 80 Stunden die Woche“ ist ein Synonym für „ich bin wichtig, auf mich kann man nicht verzichten“. In meiner Branche ist das ganz genauso, die Kollegen (und vor allem die Chefs) brüsten sich regelrecht damit, dass sie rund um die Uhr arbeiten und keine Freizeit brauchen.
    Ich hab für mich festgestellt, dass ich so nicht funktionieren kann. Ich brauche regelmäßige Auszeiten, in denen ich meine kreativen Akkus wieder aufladen kann. Weniger Arbeitszeit mache ich durch mehr Effizienz wett (wenn ich dagegen „reinpowere“ sinkt die Effizienz rapide ab)… aber erkläre doch mal den ganzen Mathe- und Physik-Analphabeten, die in unserer Wirtschaft das Sagen haben, dass aus „Leistung = Arbeit / Zeit“ folgt dass wer WENIGER Zeit dranhängt MEHR leistet…

    Benedicta

    13. Mai 2010 at 23:36

  2. Ich zitiere mal meinen Chef: „Eine geregelte 40-Stunden-Woche passt einfach nicht zu einer Arbeit mit komplexen biologischen Systemen wie wir sie vollbringen!“

    moechtegernlebensretter

    14. Mai 2010 at 17:54

  3. O-Ton eines chirurgischen CHefs: „Wenn sie Elternzeit nehmen, werf ich sie raus“
    Solange es noch solche Chefs gibt, gibt es auch noch solche Arbeitsbedingungen.

    Doc Brown

    14. Mai 2010 at 19:33

  4. Und wenn ihr glaubt das sei nur im „Medizin-Sektor“ so, habt ihr euch geschnitten. Das trifft auch – unter anderem – die armen Pharma-Teufel 😉
    Irgendwie hocken wir doch alle in einem Boot. Ob es zu sinken droht oder ob wir eine tolle Reise um die Welt machen…das liegt nur an uns 🙂
    Gearscht sind wir allemal solange wir nicht in unsere eigene Tasche wirtschaften.
    Just my 2 cents.

    Klinkenputzer

    14. Mai 2010 at 23:54


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