Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Dope, Hope und California Dreaming

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Wenn der Herbstwind draußen die Blätter von den Bäumen pfeifft, genehmigt man sich gerne einen Schnaps gegen die Kälte oder setzt sich dann drinnen mit einem heißen Glühwein vor dem Kamin. Zigarettchen dazu? Oder darf’s vielleicht ein Joint sein?
Aber das ist doch gesundheitsschädlich! Ob Alkohol, Nikotin oder THC – Wirkungen, Nebenwirkungen und Gefahren aller dieser Stoffe sind gut erforscht und wohlbekannt. Wie sagte einer Kommentatoren zu meinem gestrigern Anti-Raucher-Artikel sinngemäß? Jeder Mensch hat das Recht, sich selbst kaputt zu machen, sofern er keinen anderen dabei schädigt (insbesondere keine Kinder).
Seit den Siebziger Jahren hört man aus Flower-Power-Szene-Kreisen immer wieder die manchmal scherzhaft, manchmal ernstgemeinte Forderung nach dem „Recht auf Rausch“. Sollte man also wirklich demnächst nicht nur Canabis sondern auch harte Drogen wie Heroin in der Apotheke verkaufen?
Anderswo geht man den umgekenrten Weg: In Skandinavien wird die Abgabe von Alkhol und Zigaretten streng reglementiert.
Welcher Weg ist besser?
Tatsache ist: Von der Alkohol-Prohibition in den USA während der dreißiger Jahre des letzen Jahrhunderts hat bekanntlich hauptsächlich die Mafia profitiert. Solange es Schnaps, Tabak und Dope auf der Welt gibt, werden die Menschen sich zudröhnen und die Folgekosten werden von den Sozialsystemen der jeweiligen Länder getragen.

Written by medizynicus

3. Oktober 2010 um 13:50

4 Antworten

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  1. Ich bin für eine Legalisierung. Ich denke nicht, dass sich der Konsum erhöhen wird, eher verschieben. Wer jetzt nur Drogen nimmt, weil es verboten ist, der hört vielleicht damit auf, dafür werden es einige testen, weil es leichter zu bekommen ist. Wichtig ist die Aufklärung darüber was man sich damit antut.
    Letztendlich ist der Mensch eh selbstzerstörerisch, es wird geraucht, gesoffen und gefressen bis der Arzt kommt.

    Anise

    3. Oktober 2010 at 14:20

  2. Ich bin ansich der Meinung, dass jeder freie Mensch sich so zudröhnen darf, wie er will, solange er andere dabei nicht gefährdet.
    Bleibt die Frage wie weit man einem vor sich selbst schützen muss und auch darf. Aus meiner Sicht ist das eher ein philosophisches Problem: Freier Wille vs. „richtiger“ Wille.

    Bleibt das Problem, wie man Leute bestraft, die im Rausch ein Vergehen, Verbrechen oder Unfall verursachen.
    Einerseits sind sie vlt. wirklich vermindert schuldfähig (das mag ich nicht zu beurteilen), andererseits kann ein freier Mensch auch die Folgen (=Rausch) des Konsums vorhersehen.

    Blublubla

    3. Oktober 2010 at 21:18

  3. > die Folgekosten werden von den Sozialsystemen der jeweiligen Länder getragen.

    Das hängt von der Lebenserwartung der Süchtigen ab. Sterben sie früher, werden sie nicht alt, und im Alter fallen i.a. die meisten Kosten für medizinische Behandlung an. (Von der Rente mal ganz abgesehen.)

    michael

    4. Oktober 2010 at 01:35

  4. Legalisieren. Ich selbst lass die Finger von dem Zeug, aber aus Überzeugung, nicht aus gesetzlichem Druck. Ich mag keine Zigaretten, ich mag keinen Alkohol (außer einmal im Vierteljahr ein Glas Wein), ich mag keine Drogen.

    Aber wenn jemand anders das gerne mag – warum nicht? Wenn ich mich recht erinnere, haben Versuche in Großbritannien in den 80ern gezeigt, dass selbst langjährig Heroinabhängige wieder ein einigermaßen normales Leben führen können, wenn sie ihren Stoff kriegen und eben nicht mehr Beschaffungskriminell tätig werden müssen.

    Prohibition treibt die Leute in die Strafbarkeit – weg damit. Bringt nix 😉

    Tante Jay

    5. Oktober 2010 at 16:19


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