Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

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Wie Chirurgen sterben (Teil 5)

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Telefon klingelt, Pforte ist dran, Gespräch von draußen.
„Darf ich durchstellen?“
„Wer denn?“
„Ein Herr Großbaum!“
„Aha?“
„Ich stell‘ denn mal durch!“
Pause.
„Ja?“
„Ja!“
„Äh… ja…?“
„Herr Doktor? Bin ich richtig verbunden?“
„Mit wem spreche ich denn?“
„Ja, Großbaum, ich wollte mich mal nach meinem Vater erkundigen!“
Mir wird siedend heiß. Vorsicht, dünnes Eis! Hieß es denn nicht, der hätte keine Angehörigen mehr?
„Äh… ja… was wissen Sie denn bislang?“
Die Stimme am anderen Ende der Leitung wird etwas ungeduldig.
„Hören Sie, mein Vater liegt seit zwei Wochen bei Ihnen liegt mit metastasierendem Bronchialkarzinom und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung im Terminalstadium. Und letztens haben Sie ihm…“
Aha, der kennt sich aus!
„Ähem… ich nehme an, Sie sind Kollege?“
„Mein Name ist Thomas Großbaum, ich bin Professor am Lehrstuhl für…“
„Ist schon gut, Entschuldigung. Also, was Ihren Vater betrifft: der Zustand ist stabil, natürlich in Anbetracht der Gesamtsituation, die Ihnen ja bekannt ist…“
„Hmmm.“
„Möchten Sie selbst mit ihm sprechen?“
„Oh, das geht?“
Die Stimme klingt erfreut.
„Natürlich geht das. Sie können ihn auch besuchen, wenn Sie möchten!“
Kleiner Wink mit dem Zaunpfahl.
„Hmmm. Hmmm. Mal sehen…“
Die Stimme klingt ein wenig verlegen.
„…aber wenn Sie mich durchstellen könnten…“
Wieder mal ein gutes Werk getan.
Denke ich mal.

  • Anfang
  • Written by medizynicus

    15. August 2010 at 07:12

    Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

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    Monsterdoc’s Buch ist da!

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    Der Nikolaus hat mir dieses Jahr etwas ganz Besonderes gebracht: nämlich das legendäre und vom Autor hochgelobte Buch vom Monsterdoc.
    Ich hab’s also ausgepackt und gelesen.
    Was steht drin?
    Dem aufmerksamen Blog-Leser mag so Einiges bekannt vorkommen: Der überwiegende Teil der Texte (oder vielleicht sogar alles?) war auch schon innerhalb des letzten Jahres irgendwann einmal in elektronischer Form bei Cheffe zu lesen gewesen. Allerdings nicht so schön zusammengestellt und gegliedert und abgesehen davon eignet sich ein Paperbackbändchen natürlich besser, um es mit ins Cafe, an den Strand oder aufs Klo mitzunehmen als ein Laptop.
    Das Buch zum Blog ist ein Sachbuch. Ein Buchhändler würde sagen: ein „erzählendes Sachbuch“, ein Buch, welches zwar Fakten beschreibt, aber dies nicht auf nüchtern-trockene Art und Weise sondern welches witzig und unterhaltsam geschrieben daherkommt. Nicht alles ist tierisch ernst zu nehmen, und nicht immer ist sofort auf den ersten Blick zu sehen, wo die Satire beginnt.
    Inhaltlich ist es ein großer Rundumschlag: Es geht um Ärzte-Typen und all das, was sie im Beruf und in ihrer Freizeit tun, aber auch um Patienten und ihre Krankheiten.
    Für wen also ist dieses Buch geschrieben? In erster Linie natürlich für Insider aus dem Gesundheits-Business. Ein großer Teil des subtilen Humors erschließt sich nur dem Leser mit einschlägigen Vorkenntnissen.
    Aber auch für interessierte Laien bietet das Buch einen interessanten Blick hinter die Kulissen des Medizinergewerbes – sofern man sich durch den hier und dort durchblitzenden Zynismus nicht abschrecken läßt.
    Das Buch ist lesenswert und mit knapp dreizehn Euro auch nicht zu teuer.
    Kleiner Tipp noch: Man muss es nicht unbedingt bei Amazon bestellen! Auch jede örtliche Buchhandlung kann es innerhalb weniger Tage besorgen!

    Written by medizynicus

    8. Dezember 2009 at 14:09

    Veröffentlicht in Gehört und gelesen

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