Medizynicus Arzt Blog

Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

Ausziehen beim Arzt… Mythos und Wirklichkeit

with 7 comments

Also, diese eine Sache möchte ich gerne ein für alle Male klarstellen: Wir Ärzte geilen uns nicht daran auf, unsere Patientinnen anzuglotzen. Das haben wir nämlich gar nicht nötig. Zumindest die Meisten von uns nicht. Also:
Wenn wir eine Patientin untersuchen – egal ob atemberaubend schöne junge Frau oder altes Großmütterchen, dann sind gewisse Teile unseres Hirns routinemäßig abgeschaltet. Anders würde es gar nicht gehen. Wir Ärzte leben davon, daß ihr Patienten und Patientinnen Vertrauen zu uns habt. Gewisse Dinge sind uns übrugens genauso unangenehm wie Euch. Und dann gibt es noch Dinge, die Euch unangenehm sind, über die wir aber mit einer gewissen professionellen Nonchanance hinweggehen: Dinge, vor denen Ihr Euch vielleicht ekelt: Körperausscheidungen aller Art, verdreckte und infizierte Wunden, Blut in jeder Form und schrecklich zugerichtete menschliche Körper, die Details erspare ich Euch hier. Auch damit haben wir gelernt, zu leben, weil wir nämlich, wie schon erwähnt, gewisse Teile unseres Hirns manchmal routinemässig ausschalten. Und trotzdem sind wir Menschen geblieben.
Jedenfalls die meisten von uns.

Written by medizynicus

27. Juni 2009 um 10:24

7 Antworten

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  1. hihi^^

    musste gerade erstmal an scrubs denken… „halsschmerzen? dann bitte einmal die hose ausziehen“ hrhr

    Kaeks

    27. Juni 2009 at 14:20

  2. Oh wie ich sehe sind Sie jetzt hier. Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt zu WordPress zu gehen.

    Aber zurück zum Thema: Wie ist es eigentlich wenn man sich als Arzt oder Mitarbeiter im Krankenhaus (also der Arbeitsplatz) behandeln lassen muss? Ist das dann nicht irgendwie peinlich oder unangenehm?

    Der Geschichtenerzähler

    27. Juni 2009 at 16:05

  3. @Der Geschichtenerzähler

    Ich als Zivi hab mich von unserem Oberarzt auch mal an der Leiste sonographieren lassen, weil ich die Vermutung hatte, dass mein operierter Leistenbruch wieder aufgegangen war. War er nicht.

    Trotzdem musste ich mich – Leiste eben – da gewissermaßen frei machen. Ein Problem war das nicht wirklich. Irgendwie wird man im Krankenhaus gegen sowas peinlichkeitsresistent.

    Frrank

    27. Juni 2009 at 23:17

  4. So gut funktioniert das mit dem Hirn abschalten aber offenbar auch nicht immer, sonst gäbe es unter Ärzten wohl nicht eine so hohe Abhängigkeits- und Suizidrate.
    Vielleicht sollte man mal daran denken, zuzugeben, dass einem Dinge nahe gehen und das anders aufarbeiten als von sich selbst zu erwarten, dass es einem aufgrund von Professionalität nichts ausmachen darf.

    Knaller

    28. Juni 2009 at 13:22

  5. ja, das ist es, insbes. mit zunehmendem Alter. In einem remden Haus ist das leichter.

    der Landarsch

    29. Juni 2009 at 11:44

  6. „Hirn abschalten“ tut man gegenüber der Person (= dem Äußeren). Die Professionalität bezieht sich auf die Krankheit. Und die Abhängigkeits- und Suizidrate bezieht sich mehr auf Überlastung, Frustration (nicht nur in Zusammenhang mit erfolgloser Arbeit sondern natürlich auch mit als mangelhaft empfundene Akzeptanz der Arbeit, sei es von Patienten, Kassen, Politik oder Gesellschaft) und meist aus finanziellen und privaten Problemen.

    der Landarsch

    29. Juni 2009 at 11:50

  7. […] stopp — was tun wenn die kollegin sich auszieht — stop — verliebt in kranke patientin — stop — arzt verliebt medizynicus […]


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