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Krankenhausalltag in der Provinz: Medizin und Satire, Ethik und Gesundheitspolitik

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Kristallaurahokuspokustherapie ohne Grenzen

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Hinter-Spelunkistan gehört bekanntlich zu den ärmsten Gegenden der Welt. Dort im Busch gibt es oft weder sauberes Wasser noch Strom, dafür unzählige Krankheiten. Die Menschen sind ratlos, Ärzte und teure Medikamente können sie sich nicht leisten.
Die internationale Gesellschaft für klassische Kristallaurahokuspokustherapie hat daher ein weltweit einmaliges Hilfsprojekt gestartet und eine Gruppe von Kristallaurahokuspokustherapeuten in das Krisengebiet entsandt. Was in Europa funktioniert, kann schließlich auch in Spelunkistan nicht schlecht sein.
„Wir sind absolut überrascht, wie gut die Kristallaurahokuspokustherapie hier hilft,“ sagt eine Therapeutin, „denn die Leute sind noch sehr rein, sie leben Einklang mit der Natur und sind daher sehr sensibel vom Organismus her.“
Ganze Dorfgemeinden schwören auf Naturheilkunde und Kristallaurahokuspokustherapie. Denn die, sagen sie, helfen gegen Krankheiten aller Art.
Keine chemischen Keulen, keine Nebenwirkungen, dafür ein ganzheitlicher Ansatz. Mittlerweile haben die Kristallaurahokuspokustherapeuten auch den Gesundheitsminister von Spelunkistan überzeugt. Nebenbei bilden sie Krankenschwestern und -pfleger in klassischer Kristallaurahokuspokustherapie aus.

Written by medizynicus

31. Mai 2011 at 23:28

Von Preisen und so: Skeptiker suchen das Goldene Brett vorm Kopf

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Nee, die Glotze bleibt heute Abend aus Prinzip ausgeschaltet.
Eurovision Song Contest?
Son Scheiß guck ich mir doch nicht an!
Aber da wir gerade beim Thema sind: Würde man mir da den ersten Preis verleihen, dann täte ich den schon annehmen. Wobei mir ein Oscar eigentlich lieber wäre, oder, wenn ich schon die Wahl hätte, liebe gute Fee, dann doch bitte gleich den Nobelpreis.
Ja, es gibt Auszeichnungen, die nimmt man gerne entgegen, wenn man sie kriegt….
Trüge man mir hingegen den Ig-Nobel-Preis an, wäre ich mir nicht ganz so sicher. Obwohl…. ich glaube, als überzeugter Medizyniker wäre ich dann wohl doch dabei und, ehrlich gesagt, ich wäre sogar mächtig stolz darauf.
Beim Goldenen Brett vorm Kopf wäre ich auch gern dabei. Allerdings… äh… eher wohl lieber nicht als Preisträger, wenn’s sich vermeiden lässt. Es ist auch nicht anzunehmen, dass man den Preisträger bei der Verleihung am 2. Juni in Wien zu Gesicht bekommen wird.
Gute Chancen auf den Titel hätte zum Beispiel ein überzeugter Kristallaurahokuspokustherapeut.
Prämiert wird nämlich der „Herausragendsten Unfug des Jahres“:

Übernatürliche Kräfte, geheimnisvolle Fähigkeiten, mysteriöse Heilungszauber: Keine esoterisch-skurrile Verrücktheit ist so unwissenschaftlich, dass sie nicht doch irgendwo jemand glauben würde. Von UFO-Entführungen bis zur Astrologie, von verqueren Verschwörungstheorien bis zur wundertätigen Wünschelrute: Auch wenn eine Theorie wissenschaftlich klar widerlegt ist – ihre Anhänger bleiben dabei: Da muss etwas dran sein! Was ist denn schon eine wissenschaftliche Widerlegung gegen ein ausgeprägtes Bauchgefühl!

Nominierungen werden weiterhin gerne entgegen genommen.
Veranstalter ist übrigens die Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP), eine Skeptiker-Truppe, bei der sich unter anderem einige recht bekannte Wissenschaftsjournalisten tummeln und nebenbei auch die Creme de la Creme der deutschsprachigen Wissenschaftsblogger.

Dank an Esowatsch für den Tipp.

Written by medizynicus

14. Mai 2011 at 21:50

Veröffentlicht in Gehört und gelesen

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Atomkatastrophe? Alles halb so wild: kann man doch ausleiten!

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Also wenn das nächste Mal wieder so ein Atomkraftwerk hochgeht, dann habe ich keine Angst. Ich habe vorgesorgt. Mir kann nichts passieren. Und Euch auch nicht, wenn Ihr wisst, wie man sich schützen kann. Und wie das geht, das verrate ich gerne jedem, der mir ein paar grüne Scheinchen rüberschiebt.
Wie? Das ist gemein, sagt Ihr jetzt? Ich sei ein elender Blutsauger, Krisengewinnler und Geschäftemacher?
Mag sein, mag sein… aber ich bin ja gar nicht so. Und weil Ihr es seid, will ich diese lebenswichtigen Infos mal doch nicht zurückhalten.
Die Sache ist nämlich so: Radioaktivität kann man ausleiten.
Wie bitte? Ausleiten? Noch nie davon gehört? Muss man auch nicht unbedingt. Nur in Kürze: dahinter steht die in Eso-Kreisen verbreitete Theorie, dass man böse Substanzen aus dem Körper entfernen kann. Und eben nicht nur böse Substanzen, sondern offenbar auch böse Strahlen.
Dabei hat man die Qual der Wahl zwischen mehreren Methoden:

  • Die Superalge Spirulina, die nebenbei auch als industriell gefertigtes Fischfutter verwendet wird
  • Zeolith, eine Art Scheuerpulver für den Körper
  • Verschiedene andere Rezepte mit Pülverchen, Zaubertranks, Tropfen oder Pillen aus diversen Kräutern, wie zum Beispiel diese leicht selbst herstellbare Variante aus Heidekraut (Erika).
  • Und natürlich, last not least, die gute alte Homöopathie. Auch auf diesem Gebiet sind verschiedene Rezepte im Umlauf.

…und wem all das nicht reicht: Auch die Kristallaurahokuspokustherapie nach Medizynicus wirkt bekanntlich immer zuverlässig gegen alles.

Written by medizynicus

20. März 2011 at 05:46

Grundlagen der Kristallaurahokuspokustherapie (Teil 3): kleine Marktbeobachtung

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Ja, Leute, KAH-Therapie ist ’ne ganz heiße Kiste! Der Rubel rollt und die Patienten mögen das. Das Konkunkturbarometer zeigt steil nach oben und der Markt bietet noch eine Menge Potential!
Bevor Ihr aber loslegt, lohnt es sich, mal einen kurzen Moment innezuhalten, den Blick schweifen zu lassen und mal ein wenig zu schauen, was da derzeit schon so alles im Angebot ist.
Hier also eine kurze Zusammenfassung einiger …sagen wir mal… unkonventioneller… Therapieformen, die ich auf Esowatch und anderswo gefunden habe:

  • Von der Darm- und Leberreinigung war in diesem Blog ja bereits die Rede. Das Rezept: Man verkaufe dem Patienten eine Mischung verschiedener Tabletten und Pülverchen. Diese bewirken dann, dass sich im Darm irgendwelche Klümpchen bilden (mal als „Steinchen“ mal als gummiartige Würste), die dann mit dem Stuhl ausgeschieden werden und als Erklärung für die Beschwerden hinhalten müssen. Geniale Geschäftsidee!
  • Auch über Kaffee-Einläufe habe ich schon gesprochen. Tolle Sache weil eklig, aber aus geschäftlicher Sicht weniger interessant. Das könnten die Leute schliesslich selbst machen ohne in die Praxis zu kommen.
  • Impuls-Strömen ist ne feine Sache (danke, Neri!). Was die Theorie genau bedeutet, weiß ich nach Lektüre der umfangreichen Seite immer noch nicht, nur soviel: durch Berührungen an bestimmten Punkten kann man die gestörten Energien eines Menschen wieder ins Lot bringen. Wie das geht, kann im Prinzip jeder lernen, aber dazu sind natürlich viele teure Kurse notwendig. Fazit: Geniales Pyramidenspiel! Geld verdient derjenige, der die Kurse verkauft.
  • Psychosomatische Energetik, Quantenmedizin, Oberon-Metatron-Diagnostik (Geniales Wort!) oder Isis-Beamer: Da geht es hauptsächlich darum, mit kompliziert aussehenden Geräten herumzuwuseln. Die Maschinen sind teilweise schon ganz beeindruckend! Verdienen tut, wer das Gerät verkauft.
  • Psychische Chirurgie: Der Patient kommt bei vollem Bewusstsein auf eine Art OP-Tisch. Dann fuchtelt ein Heilkünstler irgendwie herum – ohne Messer oder andere scharfe Instrumente zu verwenden. Anschließend hat dieser blutige Hände und zeigt dem Patienten blutiges Zeug, welches er angeblich aus dessen Buch geholt hat. Hat er aber nicht. War nur eine Art Zaubertrick. Kann durchaus lukrativ sein wenn man es richtig angeht.
  • Lichtfasten – Der Patient wird auf Nulldiät gesetzt, die Nahrungsaufnahme erfolgt durch Beleuchtung des gesamten Körpers (Sonnenbaden) oder einzelner Körperregionen (spezielle esoterische Taschenlampe in den Mund stecken). Ökonomisch gesehen wohl eher weniger lukrativ, von juristischen Folgekosten mal ganz abgesehen.
  • Homöopathie, Schüssler- Salze, Bachblüten & co gehören ja inzwischen längst zum Mainstream. Viel, viel Geld machen kann man mit dem Zeug nur, wenn man es wirklich sehr überzeugend verkauft. Die Masse macht’s. Dabei hilft es, sich ein wenig mit den entsprechenden zugrundeliegenden Theorien zu befassen. Daran zu glauben ist jedoch eher hinderlich. Wichtiger als teure Kurse (entsprechende Zertifikate kann man sich auch selbst drucken) ist eine charismatische Ausstrahlung und entsprechendes Auftreten.

Das alles nur mal so als kleiner Tipp.
Wer hat weitere Geschäftsideen oder kennt noch andere abstruse… äh… alternative Heilmethoden?
Die Serie wird auf jeden Fall fortgesetzt!

Written by medizynicus

27. Oktober 2010 at 06:01

Grundlagen der Kristallaurahokuspokustherapie (Teil 2)

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Lieber Herr Kollege, liebe Frau Kollegin,

geht es Ihnen auch so dreckig?
Sie nudeln sich den Finger im Ar… äh, also ich meine, Sie rödeln bis zum Umfallen und dabei reicht es kaum für die Butter aufs Brot? Alles Geld was Sie von Ihren Kassenpatienten einnehmen geht für Kreditzinsen, Miete, GEZ-Gebühren, Schutzgeld, Steuer und das Gehalt für den Steuerberater drauf? Und das, obwohl Sie schon Check-Ups machen wie ein Blöder und alles an extrabudgetären Leistungen einheimsen was möglich ist und herum-IGeLn wie ein Blöder?
Ihnen kann geholfen werden!
Es gibt eine Lösung für Ihr Problem. Und die lautet: Sie brauchen mehr Geld! Klingt einfach, nicht wahr?
Aber woher nehmen?
Nicht stehlen? Fast richtig! Schauen Sie sich um: Das Geld liegt vor Ihnen! In den Taschen Ihrer Patienten. Nur: Wie kommen Sie heran?
Nein, nicht mit doofer Schulmedizin!
Sie könnten es mit Naturheilkunde probieren. Ein ganzes Arsenal verschiedenster Methoden steht Ihnen zur Verfügung. Nur: Die Methoden muss man lernen. Und das dauert. Aber die Zeit haben Sie nicht.
Dann gibt es Methoden, die man nicht lernen muss, sondern kaufen kann. Aber die kosten Geld. Und wozu Geld bezahlen wenn Sie doch welches verdienen wollen?
Richtig! Sparen Sie sich die teuren Kurse. Entwickeln Sie Ihre eigene alternativmedizinische Methode. Und das ist einfacher als Sie denken. Wie das geht, das erfahren Sie in der nächsten Folge dieser Serie!

p.s.: Lesen Sie unbedingt auch meine Nachricht an Patienten. Wenn Sie Angst davor haben, dass Ihre Patienten all das, was Sie Ihnen anbieten künftig selbst machen anstatt zu Ihnen zu gehen, dann gibt es nur eine Möglichkeit: Zahlen Sie mir viel, viel Geld damit ich künftig das Maul halte!

Written by medizynicus

19. Oktober 2010 at 05:35

Gallige Steine und Leberreinigung

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Frau Kübler ist ein medizinisches Rätsel.
„Was werden Sie jetzt mit meinen Gallensteinen machen?“ fragt sie und strahlt mich an.
„Frau Kübler, Sie haben keine Gallensteine!“
„Selbstverständlich habe ich Gallensteine!“
„Bei unseren Untersuchungen…“
„…haben Sie offenbar nicht gut genug hingeschaut. Sonst hätten Sie meine Gallensteine gefunden!“
Haben wir aber nicht: Mehrere Ultraschalluntersuchungen, zuletzt wiederholt von Oberarzt Heimbach und Chef gemeinsam und ein CT waren ergebnislos verlaufen. Das heißt nicht ergebnislos sondern: klare Diagnose, keine Gallensteine.
„Und doch habe ich welche!“ hat Frau Kübler steif und fest behauptet, „Wer hat denn Ihre Gallensteine diagnostiziert?“
„Die habe ich selbst gesehen. Mit eigenen Augen!“
„Wie bitte?“
„Augen! Sie wissen doch, was Augen sind?“
„Ähem…. Sie haben das Ultraschallbild gesehen?“
„Kein Ultraschall! Von Ärzten halte ich mich fern. Die haben doch alle keine Ahnung. Ärzte sind gefährlich. Die vergiften einen mit Medikamenten und…“
„Moment mal. Sie sind sich sicher, dass Sie Gallensteine haben aber waren deswegen gar nicht beim Arzt?“
„Selbstverständlich nicht. Ich bin doch nicht lebensmüde.“
„Und wer hat die Diagnose gestellt?“
„Ich!“
„Wie bitte?“
„Ich selbst habe das herausgefunden!“
„Aha…?“
„Also, ich bin ja nicht dumm. Im Internet kann man sich ja prima informieren. Ich habe da also meine Beschwerden gegoogelt und habe auch gleich eine interessante Seite gefunden. Dabei war mir natürlich die ganzheitliche Sicht wichtig…“
„Ach ja…“
„…ja, und da gab es einen Heilpraktiker, der hat mich online beraten. Er hat mir eine Leberreinigung empfohlen. Das Mittel hat er gleich in seinem Webshop verkauft. Also habe ich das gemacht und tatsächlich sind die Steine rausgekommen…“
„Wie bitte?“
„Die Gallensteine sind rausgekommen!“
„Aha?“
„Ja, die habe ich in der Toilettenschüssel gesehen… mit eigenen Augen! Sagte ich doch! Aber Sie wollen mir ja nicht glauben….“
Nee, das will ich wirklich nicht. Aber ich kann auch googeln. Und so läßt sich bald herausfinden, was es mit dieser
Leberreinigung auf sich hat: Wenn man zunächst große Mengen Olivenöl einnimmt und dann ein saures Getränk sowie eine Lösung aus bestimmten Salzen, dann bilden sich daraus im Magen-Darm-Trakt seifenartige Krümel, die dann im Stuhl ausgeschieden werden. Mit Gallensteinen hat das zwar wenig zu tun, aber es soll sehr eindrucksvoll aussehen.
„Wie wäre es mit einem Selbstversuch?“ fragt Kalle.
Nee, das muss jetzt wirklich nicht sein.

Written by medizynicus

17. Oktober 2010 at 07:00

Grundlagen der Kristallaurahokuspokustherapie (Teil 1)

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Liebe Patientin, lieber Patient,
Du willst also gesund werden, nehme ich an. Aber von Medizin hätst Du nicht viel. Jedenfalls nicht von der Medizin, die mit weißen Kitteln, Krankenhäusern und Desinfektionsmittelgeruch einhergeht. Von dieser Art von Medizin hast Du fertig. Vielleicht bist Du enttäuscht worden. Vielleicht konnte man Dir nicht helfen. Oder man wollte es nicht oder Du hast andere schlechte Erfahrungen gemacht. Jedenfalls stehst Du jetzt auf so Ganzheitliche Sachen, auf sanfte und natürliche Medizin und sowas. Worum es da geht, weißt Du zwar auch nicht so richtig, denn das was der Heilpraktiker Dir erzählt klingt genauso unverständlich und verworren wie das der Weißkittelarzt Dir früher verklickern wollte, aber der Heilpraktiker hört Dir wenigstens zu.
Lieber Patient, wenn Du wirklich krank bist und es Dir echt beschissen geht, und Du einfach nur Hilfe brauchst – dann tu mir einen Gefallen: lies hier nicht weiter. Klick schnell weg und – ja, tu mir noch einen Gefallen: Schick Deinen Quacksalber in die Wüste, jag alle Scharlatane dahin, wo der Pfeffer wächst und gib dem Weisskitteldoc noch eine Chance! Geh zurück zu ihm und zwing ihn notfalls dazu, Dir zuzuhören!
So.
Was aber ist, wenn Du gar nicht wirklich krank bist?
Und wenn Du vielleicht auch gar nicht gesund werden willst?
Wenn Du Deine Krankheit – mag sie nun existieren oder nicht – eher so als eine Art Hobby siehst?
Ja, dann bist Du hier richtig! Dann werde ich Dir im Laufe der folgenden Tage, Wochen, Monate, Jahre und Jahrzehnte an dieser Stelle die Grundprinzipien der Kristallaurahokuspokustherapie erklären.
Wie sie wirkt?
Einfach bombig!
Was das genau ist?
Das kriegen wir später!
Aber merke Dir:

  • Glaub nix, was Du künftig hier an dieser Stelle (Tag/Kategorie „Quacksalberei“) lesen wirst! Denn wenn Du es tust, dann könnte es Deine Gesundheit gefährden!


Schonmal ein bisschen Lektüre vorweg (ältere Artikel zum Thema):

Written by medizynicus

7. Oktober 2010 at 05:31

Ausgependelt

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Die junge Frau ist zur Synkopenabklärung gekommen.
Will sagen: Sie ist vorhin auf dem Marktplatz zusammengeklappt und keiner weiß warum. Wir schon. Möglicherweise wahrscheinlich todsicher waren es nämlich nur die Nerven, der Kreislauf und das Wetter, aber vielleicht war’s ja doch das Herz, man kann ja nie wissen, und deshalb ist sie jetzt hier. Also kriegt sie das volle Programm.
Das volle Programm besteht aus Untersuchung, EKG, Blutentnahme und… naja, eine Infusion hängen wir auch an, halt so für den Kreislauf.
Während ich den venösen Zugang lege, schaut sie mich argwöhnisch an.
„Ich bin aber allergisch!“
„Auf was denn?“
„Auf so Medikamente.“
Das war wieder einmal ein sehr hilfreicher Kommentar.
„Auf welche denn?“
Sie zuckt hilflos mit den Schultern.
„Wofür sollten die Medikamente denn gut sein?“
Abermaliges Schulterzucken.
„Anders gefragt: Welche Medikamente vertragen Sie denn?“
„Letztens habe ich ein Antibiotika bekommen. Gegen Halsschmerzen.“
„Aha. Und damit hat’s keine Probleme gegeben?“
Die Patientin nickt.
„Wissen Sie noch wie es hieß?“
Kopfschütteln.
„Aber das kann man doch immer testen,oder?“
Naja… im Prinzip schon.
„Also, mein Hausarzt, der pendelt das vorher immer aus!“
Ungläubiges Staunen meinerseits.
Die Patientin lächelt.
„Nee, echt, das macht der ganz toll: immer bevor er mir etwas verschreibt, pendelt er erstmal aus, ob ich das vertrage!“
Nun ja…

Written by medizynicus

26. Mai 2010 at 21:56

Veröffentlicht in Alltagswahnsinn

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